Der Überschuss des reaktiven Stickstoffs in Deutschland muss reduziert werden
(Andreas Zehm) Zwei Studien beleuchten den Status Quo und die Möglichkeiten zur Reduktion des reaktiven Stickstoffs (Stickstoffoxide, Lachgas, Ammoniak), einem der zentralen Umweltprobleme der Welt. Vor allem in der modernen Landwirtschaft besteht deutlicher Reduktionsbedarf, doch auch ein bewusster individueller Konsum kann wesentlich zur Verminderung der Stickstoffflüsse beitragen. Insgesamt sind die hier zusammenfassend dargestellten Ansätze zahlreich, betreffen unterschiedlichste Akteure und sind auf allen Komplexitätsstufen verortet.
Im Gegensatz zu molekularem Stickstoff sind die verschiedenen Formen reaktiven Stickstoffs (Stickstoffoxide, Lachgas, Ammoniak) eins der drängendsten Umweltprobleme und wesentlich mitverantwortlich für den Rückgang der biologischen Vielfalt, den Klimawandel und gesundheitliche Probleme. Industrie, Konsum, Verkehr und inzwischen vor allem die Landwirtschaft sind überwiegende Quellen der Problemstoffe, so zwei nahezu zeitgleich erschienene Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes (UBA) und des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU).
Insgesamt gelangen in Deutschland jährlich etwa 4,2 Millionen Tonnen reaktiven Stickstoffs in die Umwelt, umgerechnet etwa 50 kg pro Person. Nur rund 6 kg davon werden in Form von Lebensmitteln konsumiert, der Rest ist in Produkten gebunden oder entweicht ungenutzt in die Umwelt. Dabei sind die Überschüsse europaweit überdurchschnittlich, wobei sie besonders hoch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern sind, so die UBA-Daten.