Raufußhühner – begreifen, bestimmen, bewahren
(Elena Weindel) Raufußhühner sind faszinierende Tiere: Während andere Vögel weite Wanderungen auf sich nehmen, um dem Winter auszuweichen, trotzen sie den Minusgraden im Gebirge und graben sich Schneehöhlen zum Schutz vor der Kälte. Mithilfe verschluckter Steinchen zermahlen sie in ihren Mägen harte, nährstoffarme Pflanzenfasern, um diese anschließend verdauen zu können. Ihre Füße, die der Vogelfamilie im deutschsprachigen Raum ihren Namen geben, haben sich zu natürlichen Schneeschuhen entwickelt.
Als Indikatorarten für die Biodiversität der Bergwälder und Hochgebirgslebensräume nehmen sie beim Schutz von montanen und hochmontanen Artengemeinschaften eine ganz besondere Rolle ein. Doch ihre Anpassungskunst hat Grenzen. Ihre Lebensräume haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Denn was für die zurückgezogenen Tiere ein Lebensraum ist, ist für unternehmungslustige Menschen herrliche Landschaft, ein naturnahes Skiparadies oder der perfekte Wanderweg durch die Alpen. Auch die Landnutzung verändert seit Jahrhunderten die Lebensräume der Arten. In Zeiten von Klimawandel und Überdüngung durch hohe Stickstoffeinträge kommt der naturnahen Gestaltung ihrer Lebensräume eine besondere Bedeutung zu. Von den einstigen Vogelpopulationen sind heute nur noch wenige erhalten, zahlreiche Hähne und Hennen leben in isolierten Grüppchen ohne Langzeitperspektive.
Gemeinschaftlich vom Bayerischen Landesamt für Umwelt und der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft entwickelt, wurde den seltenen Urvögeln nun eine umfangreiche Broschüre gewidmet. Vom Auerhuhn, dem größten Waldvogel Europas, das wie das Birkhuhn mit roten Rosen über den Augen durch sein auffälliges Balzverhalten zu großer Popularität gelangte, über das Alpenschneehuhn, das sein Gefieder drei Mal im Jahr wechselt, um sich mit der Färbung an seine Umgebung anzupassen, hin zum scheuen Haselhuhn mit seinem extrem hohen pfeifenden Gesang. Neben dem Aussehen, der Lebensweise und den Habitatansprüchen der einzelnen Arten, befasst sich die Broschüre intensiv mit geeigneten Schutzmaßnahmen und dient als Leitfaden für die Bewirtschaftung von Bergwäldern. Was können Grundstückseigner tun, damit die Lebensräume erhalten bleiben oder sich wieder erholen? Wie sollten sich Erholungsuchende sowie Alpinisten verhalten? In der Broschüre finden sich hierzu geeignete Maßnahmen und wertvolle Tipps.