Düngung destabilisiert Grasland
(Andreas Zehm) Naturnahe Wiesen und Rasenflächen weisen zumeist eine hohe Artenvielfalt auf, die nach einer neuen in „Nature“ publizierten Untersuchung unmittelbar mit der Stabilität des Ökosystems zusammenhängt. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass nicht nur die Produktivität der Ökosysteme, sondern auch die Stabilität von der biologischen Vielfalt abhänge. Den Grund sehen die Wissenschaftler in einem nichtsynchronen Wachstum der Pflanzen („Portfolio-Effekt“), bei dem Arten wechselseitig an die Stelle anderer treten und entstehende Raumlücken oder ökologische Funktionen auffüllen. Damit ist die Biomasse-Produktion in naturnahen Systemen stabiler als in beeinflussten Lebensräumen.
Die Düngung von natürlichem Grasland – ob absichtlich oder durch Einträge beispielsweise aus der Luft – hat in allen untersuchten Ökosystemen eine destabilisierende Wirkung auf Grasland-Ökosysteme. Insgesamt wird in der Untersuchung eine dauerhafte Düngung als weltweit deutlichste Ursache für Verluste biologischer Vielfalt angesehen. Grund für den Verlust von Stabilität ist nicht wie erwartet der düngungsbedingte Ausfall von Arten, sondern die im Jahresverlauf ungleichmäßigeren Wachstumsraten, verbunden mit einer zunehmenden Gleichläufigkeit der Lebensprozesse.
Mehr:
HAUTIER, Y. et al. (2014): Eutrophication weakens stabilizing effects of diversity in natural grasslands. – Nature
www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature13014.html.
Zitiervorschlag: Zehm, A. (2014): Düngung destabilisiert Grasland. – ANLiegen Natur 36/1, S. 20; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/duengung-destabilisiert-grasland/.