Central European Habitat map (CEH) – ein neuer hochauflösender GIS-Datensatz von Lebensräumen
(Helmut Kudrnovsky; AZ) KUTTNER et al. (2015) stellen einen neuen grenzübergreifenden, kleinräumig aufgelösten GIS-Datensatz der Landbedeckung vor; die Central European Habitat map (CEH)-. Der Datensatz ermöglicht es, überregionale Analysen oder Vergleiche durchzuführen, wodurch Monitoring-Aufgaben und großräumige Planungen erleichtert werden. Zukünftig sollten GIS-Daten besser aufeinander Bezug nehmen, um Anwendungen wie CEH zu erleichtern.
1. GIS-Landschaftsklassifikation
In Zeiten eines immer rascher stattfindenden Landnutzungswandels werden großflächige Übersichten über die naturräumliche Ausstattung immer wichtiger, um Handlungsstrategien und Prioritäten in Naturschutz und Raumplanung erarbeiten und definieren zu können. Informationen zu Naturraum und Habitatausstattung liegen in unterschiedlicher räumlicher Auflösung und in unterschiedlicher räumlicher Ausdehnung vor. Genaue Informationen, wie parzellenscharfe Biotopkartierungen, beziehen sich meist auf bestimmte Regionen, wie ein Bundesland. Daten mit einem großräumigen Bezug (beispielsweise Staatsgebiete, Europa) basieren meist auf Fernerkundungsdaten und Bearbeitungsprozessen in Geographischen Informationssystemen (GIS). Die räumliche Auflösung reicht von Submeter-Bereich (so bei Laserscan-Daten) bis zu einer groben Auflösung im 100 m-Bereich und mehr (wie bei CORINE Landbedeckung/Landnutzung [CLC, 2006] für Europa).
Zusätzlich erfolgt die thematische Feingliederung in den jeweiligen Datensätzen meist unterschiedlich und die Einheiten sind nicht immer für naturschutzfachliche oder ökologische Fragestellungen verwendbar. So umfassen einige thematische Einheiten im CORINE-Datensatz aus dem Jahr 2006 komplexe Landbedeckungs- oder Landnutzungsnutzungs-Einheiten (beispielsweise „mixed arable land“, „complex cultivation patterns“), die naturschutzfachlich relevante, zumeist kleinräumig vorkommende Biotope/Habitate beinhalten können.
Durch die Kombination verschiedener Datenquellen (vor allem Biotopkartierungen, Open Street Map-Daten, CORINE land cover 2006, europaweite Joint Research Centre-Waldkartierung) versucht nun ein Autorenteam (KUTTNER et al. 2015), aggregierende, für naturschutzfachliche und ökologische Fragestellungen nur bedingt verwendbare Landbedeckungs- oder Landnutzungs-Einheiten zu vermeiden und zusätzliche naturschutzfachlich relevante Informationen, wie beispielsweise Schotterstrukturen von Flusslandschaften oder Trockenstandorte, zu integrieren.
2. Central European Habitat map
Im daraus resultierendem Central European Habitat (CEH)-GIS-Datensatz teilen die Autoren auf Basis einer räumlichen Auflösung von 25 x 25 m die Landbedeckung/Landnutzung in insgesamt 19 Klassen ein. Der vorgestellte Datensatz umfasst grenzübergreifend große Teile des deutschsprachigen Raums – so Österreich, Liechtenstein, Süd-Deutschland und die Schweiz – wodurch großflächige, vergleichende Analysen möglich sind. So zeigte eine erste Analyse der Autoren, dass der größte Teil des gesamten Untersuchungsgebietes mit Nadelwäldern (29 %), Ackerland (21 %), Intensivgrünland (12 %) und Laubwäldern (10 %) bedeckt ist, auch wenn die Anteile stark entsprechend den Regionen schwankten. Bayern zeichnet sich im Vergleich der sechs Regionen durch die höchste relative Flächendeckung des „intensiv genutzten Grünlandes“ und des „Ackerlandes“ sowie den geringsten Anteil „extensiven Grünlandes“ aus. Somit ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten zu regionalen Analysen und Vergleichen. Auch die Integration von Informationen zu Fließgewässern und deren Flusslandschaften verbessert eine großräumige Übersicht gegenüber den bisherigen Datensätzen.
Der CEH-GIS-Datensatz ist unter CEH (2015) frei zu beziehen und für Naturschutz oder wissenschaftliche Fragestellungen verwendbar.
Insgesamt zeigt sich, dass gerade bei der Verbindung von unterschiedlichen Datensätzen aus unterschiedlichen Quellen eine vertiefte thematische Abstimmung erforderlich ist, um eine großräumige Zusammenschau zu ermöglichen oder zu erleichtern. So sollte beispielsweise bei den Einheiten von Biotopkartierungen ein Verweis auf CLC 2006 oder EUNIS (EU Nature Information System)-Klassen vorhanden sein, damit eine Datenintegration und -analyse ohne viel Aufwand möglich ist.
Mehr:
- KUTTNER, M., ESSL, F., PETERSEIL, J., DULLINGER, S., RABITSCH, W., SCHINDLER, S., HÜLBER, K., GATTRINGER, A. & MOSER, D. (2015): A new high-resolution habitat distribution map for Austria, Liechtenstein, southern Germany, South Tyrol and Switzerland. – eco.mont 7(2): 18–29; http://hw.oeaw.ac.at/0xc1aa500e_0x00324710.pdf.
- CEH (2015): Download des GIS Datensatzes Central European Habitat map (CEH): ftp://131.130.33.15.
Zitiervorschlag: KUDRNOVSKY, H. & ZEHM, A. (2015): Central European Habitat map (CEH) – ein neuer hochauflösender GIS-Datensatz von Lebensräumen. – ANLiegen Natur 37/2; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/european-habitat-map.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 37/2 (2015): 2 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,2 MB).