Die Herbstzeitlose im extensiven Grünland
Bernhard Hoiẞ, Matthias Berg und Michael Krämer
Die Herbstzeitlose im extensiven Grünland
Die Herbstzeitlose ist eine gängige Pflanzenart in manchen Beständen artenreichen Grünlands. Dort verursacht sie als Giftpflanze aber auch immer wieder Probleme bei der Bewirtschaftung. Am effektivsten kann die Herbstzeitlose zurückgedrängt werden, indem die Einzelpflanzen frühzeitig entfernt oder geschädigt werden. Bei größeren Vorkommen wird eine an der Phänologie orientierte Mahd im Frühjahr empfohlen, wenn die Blätter etwa 25 cm lang sind. Dies ist meist Ende April oder Anfang Mai der Fall.
Summary
The autumn crocus in extensive grassland
The autumn crocus is a common plant species in some stands of species-rich grassland. As a poisonous plant, it repeatedly causes problems in management there. The most effective way to push back the autumn crocus is to remove or damage the individual plants at an early stage in their spread. For larger occurrences, mowing based on the phenology is recommended in the spring when the leaves are about 25 cm long. This usually happens in Germany in late April or early May.
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ANLiegen Natur 44/1 (2022): 4 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,6 MB).
Im Beitrag zur Herbstzeitlose als „Problemart“ wird auf die „Eindämmung“ und „Schwächung“ der Pflanze, bei Einzelvorkommen quasi deren Beseitigung fokussiert, ohne auf die Bedeutung der Herbstzeitlose im artenreichen Grünland einzugehen. Das ist schade und kann nicht das Ziel des botanischen Artenschutzes und von Managementmaßnahmen artenreicher Flachlandmähwiesen sein. Auch fehlen Daten zur Häufigkeit, geographischer Lage und Größe sogenannter „Problemflächen“, so dass die Dringlichkeit solcher Maßnahmen eher behauptet erscheint. Ebenso sollten Populationsschwankungen in die Betrachtung einbezogen werden. Ich hätte mir hier eine differenziertere Darstellung gewünscht.
Grundsätzlich sollte auch der Begriff „Problempflanze“ diskutiert werden. Ob indigene, zur naturräumlichen Ausstattung von Wiesen gehörende Arten oder Neophyten. Sie gehören zum Pool an Biodiversität, den wir angeblich schützen wollen.
Die Herbstzeitlose ist ein wichtiger Zeiger wechselfrischer-wechselfeuchter Ausprägungen der Glatthaferwiesen und ein Indikator standörtlicher Vielfalt und Plastizität von Grünland gerade in Talwiesen. Sie gehört dort hin. Bei der Bewertung der Artenzusammensetzung wird sie im LRT-Bewertungshandbuch explizit in Tabelle 3 als wertgebende Art mit Wert 3 aufgeführt („Ausprägungen des LRT an wechseltrockenen bis wechselfeuchten Standorten (Silgen-Glatthaferwiese) sowie an mäßig feuchten, oft Grundwasser-beeinflussten Standorten (artenreiche Fuchsschwanzwiesen)“). Aus eigener Praxis bei der Kartierung von FFH-Gebieten und 6510er-Wiesen ist es vielfach bekannt, dass mit der Beseitigung oder dem Wegfallen einer Art der Wertstufe 3 die Bewertung der Artenzusammensetzung auf „C“ gesetzt werden müsste (7 x 3 = B; 6 x 3 = C) – was wiederum Einfluss auf den gesamten Erhaltungszustand haben kann und dem Erhaltungsgrundsatz der FFH-Richtlinie widerspricht.
Im Umgang mit der Pflanze bieten sich andere Alternativen an, bis dahin, dass Talmulden und vernässte Bereiche einfach nicht für die Heugewinnung genutzt werden. Fördergelder für den Naturschutz zu erhalten sollte auch Verpflichtung sein, differenziert mit Förderflächen umzugehen und nicht auf dem Primat eines einmaligen, bequemen Maschineneinsatzes zu beharren.
Die Redaktion von Anliegen Natur dankt für den wertvollen Hinweis. Der erschienene Artikel sollte in keiner Weise als Anleitung für die Vernichtung einer Art aus einem Bestand aufgefasst werden. Jede Art hat ihre Berechtigung zu existieren, wie Herr Blachnik richtig dargestellt hat. Dem stimmen wir unbedingt zu.
Wir bitten dennoch zu bedenken: Ziel des Artikels war es nicht, die Art selbst von allen Seiten zu beleuchten, sondern Hinweise zu geben, wie die Art, wenn sie Probleme macht, mit möglichst wenig invasiven Methoden kontrolliert werden kann, so dass die Flächen weiter genutzt und gepflegt werden können.
Die Problematik der Giftigkeit haben wir dargelegt. Damit Flächen weiterhin genutzt und damit gepflegt werden, ist es aus unserer Sicht essenziell, dass das Futter verwertbar bleibt. Deshalb ist eine Reduzierung der Herbstzeitlose bei größerem Aufkommen zu empfehlen. Besonders bei der oft vom Naturschutz gewünschten späten Mahd ist dieses Vorgehen wichtig, da sich der Schnitt oft nur noch als Pferdefutter eignet. Für Pferde ist die Herbstzeitlose bereits in geringen Mengen tödlich (leider auch nicht behandelbar), weil in getrocknetem Zustand die Pflanze nicht herausselektiert werden kann. In diesem Fall ist auch keine Schadschwelle zu definieren.
Dennoch unterstützen wir ausdrücklich, dass die Herbstzeitlose eine absolute Daseinsberechtigung hat und eine wertgebende Art ist.
Ich denke, unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten hat Herr Blachnik sicher Recht. Der ANL-Artikel hat doch eher das Ziel, den am Erhalt artenreicher Extensivwiesen arbeitenden Praktikern eine Handreichung zum Erhalt der Futterqualität zu geben. Ja, auf Kosten der Herbstzeitlosen, die sich in den letzten Jahren vorallem auf extensiven Wiesen massiv ausbreitet. Und sicher nicht ausgerottet würde, wenn sich jetzt einige Landwirte nach dem Artikel richten…
Ich bin dankbar für den Artikel, weil ich nicht Wissenschaftler berate, sondern Landwirte, die eben nicht mähen wollen, um Bulldog zu fahren, sondern weil Sie ernten wollen. In diesem Fall Heu, dass an Tiere verfüttert werden soll. Dieses „Gebot der Nutzung“ sitzt tief im kollektiven Bewußtsein der Landwirte. Und das zu recht! Was soll denn mit dem Mahdgut passieren, wenn es nicht mehr verfüttert wird? Es wird schon so viel Kompost erzeugt, dass er den Leuten hinterher geschmissen wird.