iFlora – eine Bestimmungs-App für die Pflanzen Deutschlands
(Bernhard Hoiß) iFlora ist eine Bestimmungs-App für Smartphones. Sie ist die erste ihrer Art, welche den Anspruch hat, die Flora Deutschlands abzudecken. Der Vorteil von Bestimmungs-Apps liegt darin, dass sie spontane Bestimmungen ermöglichen, ohne dass dicke Bücher mitgeschleppt werden müssen. Durch kontinuierliche Updates bleiben die Inhalte immer auf dem neuesten Stand. Durch die interaktive Bedienung können beliebige Bestimmungsmerkmale kombiniert werden, um schnell zum Ziel zu kommen. Der Benutzer kann anders als in den sonst üblichen gegabelten (dichotomen) Schlüsseln die Reihenfolge der Merkmale selbst auswählen, anhand derer er sein Studienobjekt bestimmen will.
Im Falle von iFlora kann aus etwa 200 Merkmalen ausgewählt werden. Mit dem Expertenmodul kommen 150 weitere hinzu. Ein interaktiver Modus bietet jeweils die Merkmale an, über die die Arten am schnellsten eingegrenzt werden können. Im Icon- sowie im Text-Modus kann der Nutzer auf alle verfügbaren Merkmale zugreifen und bei beobachteten Besonderheiten an den Pflanzen diese direkt auswählen. Über den Taxonomiemodus kann man als Einstiegspunkt für die weitere Bestimmung ein Taxon angeben oder eine Art direkt auswählen, um die hinterlegten Informationen (Bilder, Merkmale, Verbreitung, Ökologie, Systematik) abzurufen.
Die Anwendung vereint die Informationen mehrerer Bestimmungshilfen und ist damit Bestimmungsbuch, Bildband und Verbreitungsatlas in einem. Das schlägt sich berechtigterweise auch im benötigten Datenvolumen (zirka 2 GB) und im Preis (89,99 Euro inklusive aller Erweiterungen) nieder. Die Bilder und damit ein Großteil der Daten können auf der SD-Karte abgelegt werden. Damit funktioniert die App dann auch ohne Einschränkungen im Offline-Betrieb.
iFlora macht Spaß, wenn man die Merkmale in der Reihenfolge eingibt, in der man sie entdeckt und dabei sieht, wie sich die Anzahl der möglichen Arten eingrenzt. Einen Lerneffekt kann man auch erzielen, wenn man mit der App einmal nicht zum Ziel kommt. Wurde der Artname anderweitig herausgefunden, so kann der Nutzer anschließend im Taxonomiemodus die Art eingeben und im Icon- oder Textmodus die zugewiesenen Merkmale einsehen und mögliche Fehler bei der Bestimmung nachvollziehen. Die Vorgehensweise könnte hier noch vereinfacht werden.
So ganz ohne Vorkenntnisse, wie in der Werbung angepriesen, wird der Einstieg in die Pflanzenbestimmung mit iFlora jedoch sicher mühsam. Nicht immer kann bis zur Art bestimmt werden, vor allem wenn man gerade keine Lupe zur Hand hat und die üblichen Blütenmerkmale genau betrachten kann. Hier kann eine erfolgreiche Bestimmung dann also an denselben Problemen scheitern wie bei einem dichotomen Schlüssel. Wünschenswert wären dann noch mehr Merkmale, um die Pflanzen auch im vegetativen Zustand bestimmen zu können beziehungsweise mehr einfach erkennbare Spezial- und Makromerkmale, die eine schnelle Bestimmung ermöglichen.
Einige der Kinderkrankheiten, an denen die App bei ihrer Veröffentlichung noch krankte, wurden mittlerweile durch Updates behoben. Trotzdem gibt es vor allem im technischen Bereich noch Verbesserungsmöglichkeiten. Beispielsweise sollten die teilweise recht langen Ladezeiten noch optimiert werden. Eine Anzeige, auf wie viele Arten die Auswahl bereits eingegrenzt wurde, wäre schön. iFlora wird aktuell ständig weiterentwickelt und der Autor Dr. Oliver Tackenberg beantwortet schnell und unkompliziert Fragen und Kommentare.
Fazit: eine spannende App, die auf einem riesigen Datenfundus basiert und mit der spontane, schnelle Bestimmungen möglich werden und Spaß machen. An der einen oder anderen Stelle gibt es noch Optimierungsmöglichkeiten.
Mehr:
iFlora-Homepage: www.i-flora.com.
Zitiervorschlag: Hoiß, B. (2017): iFlora – eine Bestimmungs-App für die Pflanzen Deutschlands. – ANLiegen Natur 39/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/i_flora/.
„wenn man gerade keine Lupe zur Hand hat“
Die meisten Smartphones haben eine Vergrößerungsfunktion – mit Beleuchtung und Autofokus. Geht besser als mit Lupe. Man kann auch das Objekt fotographieren und entsprechend hochzoomen.
Fazit: wer ein Smartphone hat, braucht eigentlich keine Lupe mehr, und keine Kamera und (hoffentlich bald) keine Bestimmungsbücher mehr
Ich habe kaum Vorkenntnisse, komme aber mit der APP bestens zurecht. Es werden enorm viele Informationen gegeben und man lernt sehr viel. Mit Abstand das Beste was ich kenne. Leider wurde die APP auch von Leuten bewertet, aus deren Kommentaren man erkennen kann, dass diese von der Materie überhaupt keine Ahnung haben.Wer z.B. glaubt durch Eingabe eines MerkmalsPflanzen bestimmen zu können, sollte es besser lassen.
Kassel