Information zur Saatkrähe aus Niedersachsen bietet Überblick zu aktuellen Konflikten und Handlungsmöglichkeiten
(Mona Riahi, PBN) Die Saatkrähe ist wie alle europäischen Vogelarten eine besonders geschützte Art. Damit ist es nach § 44 (1) Nr. 1 Bundesnaturschutzgesetz verboten, ihnen nachzustellen, sie zu jagen, zu fangen, zu verletzten oder zu töten; auch ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten sind geschützt. Doch als ihr Schutz rechtlich noch nicht fixiert war, hat der Bestand der Saatkrähen in Niedersachsen durch Verfolgung seinen Tiefstand erreicht. Denn der Charakterart der Niederungslandschaften eilt ein schlechter Ruf voraus. Die Saatkrähe wird als Ernteschädling gesehen, da sie meist in Kolonien in der Nähe von fruchtbaren Böden in Acker- und Grünlandnutzung ihre Nahrung sucht. Nachdem aber die ökologische Bedeutung dieser Art bekannter und die Saatkrähe in die erste Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten in Niedersachsen und Bremen aufgenommen wurde, erholte sich der Bestand Mitte der 1970er Jahre wieder. In der Informationsbroschüre „Die Saatkrähe Corvus frugilegus als Brutvogel in Niedersachen“ des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird umfassend über die Bestandsentwicklung, Gefährdungsursachen, Konfliktlagen und Maßnahmen zur Konfliktlösung berichtet.
Die Broschüre bietet auf 48 Seiten neben der Verfolgungsgeschichte, die bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht, einen Überblick über alte und neue Konfliktthemen. Saatkrähen, die in großen Schwärmen ziehen und in Kolonien mit bis zu mehreren hundert Brutpaaren brüten können, werden immer noch als Bedrohung und Ernteschädling wahrgenommen. Hinzu kommt, dass Saatkrähen aufgrund von Verfolgung und Nahrungsknappheit in der Agrarlandschaft zunehmend auch Dörfer und Städte besiedeln und auch hier nicht gerne gesehen sind.
Durch umfangreiche Informationen über die Ökologie und Biologie (mit Kennzeichen, Nahrung, Fortpflanzung) der Art, werden gezielt Vorurteile und begründete Konfliktsituationen voneinander getrennt. Besonders anschaulich werden die Probleme in Siedlungsbereichen beschrieben und die bislang zur Schadensabwehr und zur Vergrämung durchgeführten Maßnahmen und Methoden auf ihre Wirksamkeit hin beleuchtet. Konkret wird empfohlen, auch solche Bereiche zu bestimmen, in denen eine Ansiedlung von Saatkrähen toleriert wird und ungestört möglich ist. Ergebnis ist ein Konzept für ein einheitliches Vorgehen bei Konflikten mit brütenden Saatkrähen in Niedersachsen.
Neben diesen konkreten Maßnahmen, wird die Bedeutung einer umfassenden Information und Beteiligung betont. Aufklärung über die Lebensweise und die Hintergründe für die Besiedlung urbaner Lebensräume und allgemeine Informationen zur Saatkrähe seien demnach zentrale Handlungsfelder für mehr Akzeptanz.
Letztlich bietet die Broschüre des NLWKN eine empfehlenswerte Orientierungshilfe und Informationsquelle für Naturschutzbehörden, Kommunen und Naturschutzverbände nicht nur in Niedersachsen. Insbesondere die umfangreichen Hintergrundinformationen zur Ökologie und Biologie stellen eine hilfreiche Ergänzung zum „Konzept zum Umgang mit Saatkrähenkolonien in Bayern“ des Bayerischen Landesamtes für Umwelt dar (LfU 2011). Für die breite Öffentlichkeit, die letztlich auch Zielgruppe ist, erscheinen die Ausführungen allerdings zu umfangreich und müssten deutlich aggregierter sein. So bleibt das Heft eine Arbeitsgrundlage für Multiplikatoren, um aufzuklären und die Akzeptanz für Saatkrähen, ob in der Stadt oder auf dem Land, zu stärken.
T. Krüger & M. Nipkow (2015): Die Saatkrähe Corvus frugilegus als Brutvogel in Niedersachsen – Vorkommen, Schutz, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten. – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 35, Nr. 1 (1/15): 48 Seiten, 4 Euro; http://webshop.nlwkn.niedersachsen.de/.
Mehr:
LfU (= BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT, 2011): Konzept zum Umgang mit
Saatkrähenkolonien in Bayern. – Augsburg: 36 S.;
http://www.lfu.bayern.de/natur/vogelmonitoring/saatkraehe/doc/konzept_umgang_saatkraehen.pdf.
Zitiervorschlag: Riahi, Mona (2016): „Information zur Saatkrähe aus Niedersachsen bietet Überblick zu aktuellen Konflikten und Handlungsmöglichkeiten“ – ANLiegen Natur 38/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/information_zur_saatkraehe/.