Das neue Kompetenzzentrum Artenkartierung der DB Netz AG
(Lisa Zeller, Roman Schuster, Michael Schmitt) Mit 01.07.2022 ist das Kompetenzzentrum Artenkartierung (K-ART) der DB Netz AG unter der Leitung von Dr. Michael Schmitt als eigenständige Organisationseinheit gegründet worden. Mit K-ART ist eine Abteilung entstanden, die sich in erster Linie mit dem Thema Artenschutz und im Speziellen mit Artenkartierungen für die DB AG beschäftigt. Hierfür wird Personal aufgebaut, das die entsprechende Fachexpertise mitbringt und als Ansprechpartner DB-weit agiert. Für die operative Arterfassung werden ausgebildete Kartierer-Artenspürhunde-Teams (KAT) eingesetzt. Mit einem eigens entwickelten IT-System wird die Artenkartierung digitalisiert und automatisiert. Somit können Kartierungen vorausschauend geplant und sowohl interne als auch externe Kartierergebnisse standardisiert erfasst und in einer Datenbank gespeichert werden.
Mithilfe des IT-Systems wurden im Herbst 2022 mehrere Streckenabschnitte ermittelt, für welche im Jahr 2023 Kartierungen stattfinden werden. Der Großteil dieser Leistungen wird von externen Kartierbüros bearbeitet. Der Schwerpunkt der internen Kartierer des Teams K-ART liegt auf ausgewählten Projekten und auf kurzfristigen internen Anfragen, welche den Einsatz des Artenspürhundes erfordern.
Derzeit sind fünf ausgebildete KAT im Einsatz, die 2022 diverse Einsätze innerhalb der DB AG übernommen haben. Schwerpunkt der Teams ist der Präsenz-Absenz-Nachweis von Reptilien und Amphibien sowie das Aufspüren von potenziellen Fledermausquartieren bei anstehenden Bahnprojekten.
Die Einsatzmöglichkeit der Teams sei an einem Beispiel kurz erklärt: Storm und Monte sind zwei Artenspürhunde, die auf die streng geschützte Art Zauneidechse konditioniert und auf Mauereidechsen gegenkonditioniert sind. Das bedeutet, dass sie im Training gelernt haben, dass Mauereidechse nicht für Belohnung steht und sie daher diese Art im Feld nicht anzeigen. Das K-ART konnte somit am Projekt Nordbahnsteig Pasing mit Hilfe der KAT den geforderten Auftrag übernehmen und zukünftige Baustelleneinrichtungsflächen auf Vorkommen von der streng geschützten Art Zauneidechse prüfen. In diesem Fall stellen die Artenspürhunde des K-ART eine perfekte Ergänzung zum Menschen dar.
Bevor ein KAT zum Einsatz kommt, werden die zu untersuchenden Flächen von einem Kartierer allein begangen, artenschutzfachlich bewertet und beurteilt. Somit kommen KAT nur bei ausgewählten Untersuchungsflächen, welche den Einsatz von Artenspürhunden erfordern, zum Einsatz. Liegen Untersuchungsflächen zum Beispiel zwischen den Gleisen, geht Sicherheit vor und es werden für die Zeit der Kartierung Sicherungsteams hinzugezogen. Für die Suche spielt es für den Hund keine Rolle, ob die Zielart aktiv oder in ihrer Ruhestätte verborgen ist. Bei Begehungen an heißen Tagen kann das KAT daher seiner Arbeit kräfteschonend auch in frühen Morgenstunden oder später am Abend nachkommen. Um kein Individuum zu übergehen, werden die Flächen sehr akribisch vom Kartierer mit Artenspürhund abgegangen. Der Kartierer führt dabei den Hund an einer Suchleine und gibt ihm den Suchradius vor (Abbildung 1). Der Hund sucht mit dem ihm antrainierten Suchmuster die Fläche ab und sucht dabei in Schleifen mit tiefer Nase den Boden ab. Der Kartierer protokolliert ständig die Suchleistung seines Hundes im Zusammenspiel mit dessen Tagesperformance sowie den Umgebungsbedingungen. Das Protokollieren hilft, die Leistung der Artenspürhunde auf Stand zu halten und gegebenenfalls in gezielten Trainings nachzubessern. Die Kartierergebnisse werden schließlich in einer Erfassungs-App aufgenommen und in Berichtsform übergeben.
Neben den fünf bestehenden KAT, die überwiegend in Bayern tätig sind, befinden sich aktuell drei weitere Kartierer:innen mit ihren Diensthunden Birk, Betty und Bert in Ausbildung. Die Ausbildung findet unter Anleitung einer internen Hundetrainerin statt und wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Ihre Haupteinsatzgebiete werden zukünftig in Baden-Württemberg liegen. Weitere KAT sind für das gesamte Bundegebiet geplant mit dem Ziel, die gesamte DB AG mit ihren speziellen Kartierleistungen unterstützen zu können, um damit Unschärfen in Projekten entgegenzuwirken und Kosten zu reduzieren.
Autorin/Autoren:
Lisa Zeller, Kompetenzzentrum Artenkartierung der DB Netz AG
Lisa.Zeller@deutschebahn.com
Roman Schuster, Kompetenzzentrum Artenkartierung der DB Netz AG
Roman.Schuster@deutschebahn.com
Dr. Michael Schmitt, Leiter des Kompetenzzentrums Artenkartierung der DB Netz AG
Michael.Me.Schmitt@deutschebahn.com
Lisa Zeller, Roman Schuster, Michael Schmitt (2023): Das neue Kompetenzzentrum Artenkartierung der DB Netz AG. – ANLiegen Natur 45/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/k-art-db-netz/.
Zum Download der Notizen in der Rubrik Verschiedenes:
ANLiegen Natur 45/1 (2023): 6 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 1,8 MB).
Dass die Hunde ausschließlich auf Zaun- aber nicht auf die Mauereidechse konditioniert sind und ihre Anwesenheit daher im Feld nicht anzeigen, finde ich ungünstig. Zum Einen kann dadurch nicht festgestellt werden, ob und wo die Mauereidechse die Zauneidechse verdrängt. Andererseits besteht die Gefahr, dass Nahrungsbiotope der höchst planungsrelevanten Schlingnatter nicht erfasst werden, denn der Schlage ist es herzlich egal, ob sie zu Mittag eine Zaun- oder eine Mauereidechse verspeist. Ich kenne Vorkommen von Mauereidechsen (an Bahnstrecken), deren Existenz überlebenswichtig für die jeweilige lokale Population der Schlingnatter sind.