Kleingewässerreport BUND Berlin
(Carolin Klar) Kleingewässer in urbanen Gebieten sind Trittsteine der „grün-blauen Infrastruktur“ und wichtiger Lebensraum für Amphibien, Insekten und viele weiteren Tier- und Pflanzenarten. In der Praxis sind jedoch oft nicht einmal alle Kleingewässer einer Kommune bekannt und häufig fehlt eine angepasste ökologische Pflege der besonders schützenswerten Biotope. Der BUND Berlin untersucht seit 2020 über 600 Kleingewässer in Berlin auf ihren ökologischen Zustand und potenziellen Nutzen für Amphibien und Libellen. Die Ergebnisse sensibilisieren für einen ökologischen Unterhalt von urbanen Kleingewässern und geben praktische Hinweise – auch für weitere Kommunen.
Für den vierten Kleingewässerreport wurden die Kleingewässer nach strukturellem Erscheinungsbild in folgende Kriterien unterteilt: Trockengefallen, Röhrichtdominanz, Verbuschung, keine der drei Mängelkategorien liegt vor. Darüber hinaus wurden die Gewässer als potenzielle Amphibienlebensräume bewertet. Aus den Abstufungen zu Hydrologie, Strukturreichtum und Umgebung, wie Straßen oder grüne Verbindungswege, werden vier Zustandskategorien gebildet (hohe Lebensraumqualität; prinzipiell hohe Lebensraumqualität, aber Sanierungsbedarf; vorläufiger Biotopverlust und aufwendige Wiederherstellung; Biotop ist als Lebensraum verloren).
Der Report zeigt: etwa die Hälfte der 180 untersuchten Kleingewässer ist in einem potenziell guten Zustand für Amphibien (53,3 %). Ein Drittel ist laut BUND beeinträchtigt und etwa 12 % sind stark beeinträchtigt oder teilweise beziehungsweise ganz trockengefallen. Auch fehlende oder ungünstige Strukturen führen zu einem Verlust von amphibientauglichen Lebensräumen: Es seien kaum mehr Schwimmblattpflanzen anzufinden, was mit einem „Sauberkeits-Kult“ bei Pflegeeingriffen erklärt wird. Auch wirken sich die häufig in Parkanlagen gepflanzten nicht heimischen und exotischen Arten negativ auf die heimische Flora und Fauna aus. Neben fehlender oder falscher Pflege seien auch Nutzung, Sicherheit und Denkmalpflege Ursachen für die strukturarmen Lebensräume.
Der BUND stellt in einem Elf-Punkte-Plan Forderungen an die lokale Politik und Kommunalverwaltung und gibt grundsätzliche Empfehlungen, die auf andere Kommunen übertragbar sind. Dazu gehören eine zuverlässige Finanzbasis für den Unterhalt von kommunalen Kleingewässern, die Aufnahme von ökologischer Pflege der Gewässer in eine Zielvereinbarung der Grünpflege und mehr Aus- und Weiterbildung von Grünpersonal. In einem Ausgleichs- und Ersatzprogramm sollen neue Kleingewässer entwickelt werden, um dem großen Verlust der letzten Jahrzehnte entgegenzuwirken.
Ersatzlebensräume können zum Beispiel an Rückhaltebecken entstehen. Regenwasser von Dachflächen oder Straßen sollte gereinigt und genutzt werden, um die Lebensräume vor dem Austrocknen zu schützen.
Auch die Aufnahme der Kleingewässer in die Anwendung der Umweltziele der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), ein Kleingewässer-Kataster sowie eine aktualisierte Rote Liste der Amphibien dürfte Verbesserungen erzielen.
Schon mit wenig Aufwand könne man viele der Kleingewässer wieder amphibientauglich machen und Gefahrenquellen eliminieren. Eine simple Möglichkeit sind Mini-Rampen an hohen Uferkanten von Wasserbecken, die Amphibien, Kleinsäugern oder Insekten ermöglichen, wieder an Land zu kommen.
Mehr
Kleingewässerreport BUND Berlin 2023/24: www.bund-berlin.de/fileadmin/berlin/publikationen/Naturschutz/Wasser/Kleingewaesserreport-2024-final.pdf
Pressemitteilung BUND: www.bund-berlin.de/service/presse/detail/news/kleingewaesserreport-23-24-artenschutz-am-wasser-endlich-ernst-nehmen/
Autorin
Carolin Klar
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege
carolin.klar@anl.bayern.de
+49 8682 8963-39
Carolin Klar (2025): Kleingewässerreport BUND Berlin. – Anliegen Natur 47/2; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/kleingewaesserreport-berlin/.