Kurznotizen – Für Sie gelesen
Zusätzlicher Frühschnitt hilft gegen die Verschilfung von Streuwiesen
(Infodienst Biodiversität Schweiz, AZ) Die Verschilfung von Streuwiesen ist ein Problem in zahlreichen Feuchtgebieten der Schweiz. Ein 16-jähriges Monitoring zeigte, dass zusätzliche Frühschnitte die Dominanz von Schilf (Phragmites australis) zurückdrängen können, während auf Referenzflächen die Verschilfung um das Dreifache weiter zunahm. Auch die übrige Vegetationszusammensetzung entwickelte sich positiv. Verglichen wurde ein einmaliger Septemberschnitt mit zwei Frühschnitttypen (1. zusätzliche Mahd im Juli, 2. Zusatzmahd nur jedes zweite Jahr). Die Artenzahl bei nur einmaligem Septemberschnitt nahm in den 16 Jahren signifikant ab. Mit Frühschnitt dagegen entwickelte sich die Vegetation in allen untersuchten Aspekten positiver als auf den Kontrollflächen (Artenzahl, Arten der Roten Liste, Arten von mageren Standorten, Nährstoffzeiger). Die Schilfdeckung reagierte schon ab dem zweiten Versuchsjahr auf die Frühschnitte und verringerte sich bis 2012 um rund 60 % (jährlicher Julischnitt) beziehungsweise 20 % (Julischnitt alle zwei Jahre). Da die beiden Frühschnitttypen untereinander gleichwertig waren, wird aufgrund faunistischer Überlegungen ein alternierender Schnitt mit Zusatzmahd im Juli in jedem zweiten Jahr empfohlen.
Mehr:
WEBER, U. (2013): 16 Jahre Mähversuche gegen die Verschilfung im Naturschutzgebiet Spitzmäder, Oberriet. Bericht über die Versuchsjahre 1997–2012. – Gutachten im Auftrag der Gemeinde Oberriet, Ökobüro Hugentobler AG, Altstätten: 19 S.
Häufige Vogelarten haben schneller abgenommen als seltene Arten
(AZ) Neue Studien zeigen, dass die Individuenzahl europäischer Vögel zwischen 1980 und 2009 um mehr als 420 Millionen (entspricht 20 %) abgenommen hat. Dabei geht der Rückgang zu 90 % auf das Konto von 36 ehedem häufigen Arten, wie den Haussperling (Passer domesticus). Die stärksten Abnahmen waren bei kleinwüchsigen Vogelarten und Arten der Feldflur festzustellen. Eine These der Wissenschaftler ist, dass der Rückgang der weit verbreiteten Arten auf eine insgesamt deutlich gesunkene Habitatqualität der „Normallandschaft“ zurückzuführen ist, wohingegen die seltenen Arten, die öfter in unter Naturschutz stehenden Sonderbiotopen leben, einen leichten Schutz erfahren haben. Dies spricht immerhin dafür, dass Naturschutz zwar wirkt, nur nicht auf der Gesamtfläche. Auch wenn der Rückgang zwischen 1980 und 1994 stärker war als zwischen 1995 und 2009, kommen die Forscher wenig erstaunlich zu dem Fazit: Es muss mehr zum Schutz der Vögel getan werden, sowohl für die häufigen als auch für die seltenen.
Mehr:
INGER, R., GREGORY, R. & DUFFY, J. P. et al. (2014): Common European birds are declining rapidly while less abundant species’ numbers are rising. – Ecology Letters; DOI: 10.1111/ele.12387.
Flechten brauchen alte Wälder
(Infodienst Biodiversität Schweiz, AZ) Eine Studie zeigt, dass die meisten seltenen Waldflechtenarten der Schweiz Schlüsselstrukturen brauchen (wie Borkenrisse, regengeschützte Stammseiten oder eine bei alten Bäumen erhöhte Wasserspeicherkapazität der Borke), als auch eine hohe ökologische Kontinuität des Lebensraums. Gefährdete Waldflechten benötigen signifikant größere Stammdurchmesser als ungefährdete Arten, um sich auf Bäumen zu etablieren, was auf die hohe Bedeutung von Altbäumen hinweist. Verschiedene gefährdete Arten sind wegen ihrer eingeschränkten Ausbreitungsradien zudem an eine hohe ökologische Kontinuität gebunden. Die konsequente Förderung der prioritären Altbaum- und Altwald-Flechten wird als dringende Aufgabe für den Artenschutz im Wald angesehen. Dabei kommt der Erhaltung der noch vorhandenen Vorkommen im bewirtschafteten Wald, etwa durch einen gezielten Schutz von Biotopbäumen, eine zentrale Bedeutung zu. Die Wissenschaftler empfehlen, dass künftig Biotopbäume in enger Nachbarschaft zu existierenden Vorkommen von prioritären Waldflechtenarten gefördert werden sollen.
Mehr:
SCHEIDEGGER, C. & STOFER, S. (2015): Bedeutung alter Wälder für Flechten: Schlüsselstrukturen, Vernetzung, ökologische Kontinuität. – Schweiz. Z. Forstwes. 166: 75–82; www.szf-jfs.org/doi/abs/10.3188/szf.2015.0075.