Freiburgs Landschaftsplanung: Digital und im Dialog – ein innovatives Beispiel
(Julia Müller) Die Stadt Freiburg im Breisgau zeigt auf kreative Weise, wie die Beteiligung der Öffentlichkeit in der Flächenplanung gestaltet werden kann. Bereits vor Beginn der Planaufstellung konnten die Bürger:innen unter dem Motto „Stadt weiter entwickeln – Freiburg bleiben“ eigene Impulse geben und sich so aktiv an der Gestaltung einer Zukunftsvision für Freiburg beteiligen.
Der Landschaftsplan stellt in der kommunalen Flächenplanung die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege dar. Trotz der gesetzlichen Forderung, die Öffentlichkeit und Träger öffentlicher Belange frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen, beschränkt sich das Interesse an formellen Beteiligungsverfahren oft auf fachbezogene Berufsgruppen.
Eine stärkere Sichtbarkeit des Landschaftsplans in der Öffentlichkeit wäre jedoch wichtig, um die allgemeine Akzeptanz und Umsetzung der Planung zu gewährleisten. Als Antwort greifen immer mehr Kommunen zusätzlich auf informelle Formate zurück, um die Planung stärker in einen allgemeinen Fokus zu rücken.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die Stadt Freiburg im Breisgau. Die Kommune hat neben den formellen Anforderungen ein umfangreiches, informelles Beteiligungskonzept entwickelt, um die Qualität der Planung zu verbessern. Anlässlich der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans sowie des Landschaftsplans, wurde hierfür eigens die Website Dialog zum Flächennutzungsplan 2040 entwickelt.
Nutzer:innen können sich dort grundlegende Informationen über Flächenplanung aneignen, einzelne Fachkonzepte der Stadt kennenlernen und sich über analoge Veranstaltungen auf dem Laufenden halten.
Auf der Website wird Material zu verschiedenen Themen dargestellt:
Fragen und Antworten: Grundlegende Informationen zum Thema Flächennutzungsplanung und Landschaftsplanung
Prozess: Überblick über den Beteiligungs- und Aufstellungsprozess
Fachkonzepte: Verlinkung vorhandener Fachkonzepte
Mitmachen: Informationen rund um das Thema Beteiligung
Neben der transparenten Darstellung sind der Stadt vor allem frühzeitige, partizipative Angebote wichtig, um die Anteilnahme am Planungsgeschehen zu erhöhen. In Zukunftsforen wurden die Besucher:innen dazu eingeladen, sich über das gesamtstädtische Entwicklungspotenzial zu informieren. Ein besonders innovatives Format sind die daran anschließenden Zukunftsszenarien. Anhand digitaler Modelldarstellungen konnten die Bürger:innen abstimmen, in welche Richtung sich die Stadt Freiburg zukünftig entwickeln soll. „Es ging uns vor allem darum, den Blick zu weiten und sich eine gemeinsame Vision für die Planung aufzubauen. Sonst kann es schnell passieren, dass man sich auf Details in der Gegenwart versteift“, erklärt Frau Hammes, Leiterin des Projekts Landschaftsplan 2040 des Stadtplanungsamts.
Das Vorgehen der Stadt Freiburg baut auf gut etablierten Strukturen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit auf und ist in diesem Umfang für einige Kommunen nicht umsetzbar. Was aber durchaus aufgegriffen und entsprechend angewandt werden kann, sind die dahinterliegenden Ansätze, wie Transparenz, Partizipation und Information. Der betriebene Aufwand kann den zur Verfügung stehenden Ressourcen gut angepasst werden. Veranstaltungsformate, wie beispielsweise Zukunftsforen, lassen sich auch ohne eine digitale Aufbereitung effektiv durchführen. Wichtig ist dabei grundsätzlich, Bürger:innen einzuladen, sich aktiv mit der Entwicklung des eigenen Umfelds auseinanderzusetzen.
Durch das der Planung vorangestellte Beteiligungsverfahren, lassen sich noch keine endgültigen Erkenntnisse über das Vorgehen gewinnen. Doch sind die bisher erfolgten Schritte wichtige Meilensteine für den weiteren Planungsprozess, wie Frau Hammes betont: „Um das Übermorgen in Freiburg zu gestalten, müssen die Weichen heute im Rahmen der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung gestellt werden. Mit den Zukunftsforen und der Diskussion möglicher Entwicklungen im Rahmen des Zukunftsszenarien-Prozesses haben wir die gesamte Stadtgesellschaft gefragt, welchem Trend wir folgen möchten und welchem nicht. Die dort gesammelten Eindrücke, Hinweise und Bedenken der Freiburger Bürgerschaft bilden nun eine wertvolle Grundlage für die Ausrichtung des zukünftigen Landschaftsplans 2040“.
Der Link zur Seite: freiburgübermorgen – www.freiburg.de
Julia Müller (2022): Freiburgs Landschaftsplanung: Digital und im Dialog – ein innovatives Beispiel. – ANLiegen Natur 44/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/lp-freiburg/.
Zum Download der Notizen in der Rubrik Landschaftsplanung und -pflege:
ANLiegen Natur 44/1 (2022): 8 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,6 MB).