Die Kampagne gArtenvielfalt – Öffentlichkeitsarbeit für die Artenvielfalt im Garten
(Michaela Spindler) Die Kampagne gArtenvielfalt des Bayerischen Artenschutzzentrums (BayAZ) befasst sich mit der heimischen Artenvielfalt im Garten und auch auf Balkonen. Angesiedelt im Landesamt für Umwelt setzt sich das BayAZ mit dieser Kampagne für eine naturnahe Gestaltung von Balkon und Garten unter Verwendung heimischer Pflanzen ein. Auf wissenschaftlicher Basis werden Informationsmaterialien erarbeitet und mit Kooperationspartnern Projekte entwickelt, um die Kampagnenziele bayernweit zu verfolgen.
Wie kann ich die Artenvielfalt in meinem Garten und auf meinem Balkon unterstützen? Welche heimischen Pflanzen werden besonders gerne von Insekten besucht? Wie versorge ich Igel, Erdkröte und Eidechse in meinem Garten? Diese und weitere Fragen zur Biodiversität rund ums Haus beantwortet seit 2021 die Kampagne gArtenvielfalt des Bayerischen Artenschutzzentrums im Landesamt für Umwelt.
Informieren und Animieren
Angesichts des Insektenrückgangs soll ein ökologisches Netzwerk in den Gärten aufrechterhalten werden oder erneut entstehen. Privatgärten in Bayern nehmen zusammengerechnet eine annähernd gleich große Fläche wie die bayerischen Naturschutzgebiete ein. Bereits kleine Veränderungen, wie etwa seltener Mähen oder auf eine heimische Pflanzenauswahl zu achten, können die Entwicklung zum naturnahen Garten positiv beeinflussen. Unterschiedliche Info-Materialien wie Flyer, Poster und Postkarten, Pflanzlisten sowie Print- und Online-Beiträge geben interessierten Garten- und Balkonbesitzer:innen Aufschluss, wie das funktionieren kann. Das Bayerische Artenschutzzentrum will damit für das Thema Artenvielfalt und deren Schutz im Siedlungsraum sensibilisieren und zum naturnahen Gärtnern animieren. Dazu gehört, die ökologischen Zusammenhänge und die Ansprüche an den Lebensraum, das heißt an Nistplatz, Nahrung und Schutz zu vermitteln.
Ein zentraler Bestandteil der Kampagne sind Kooperationsprojekte: Aktionen zum Artenschutz im Garten werden beispielsweise gemeinsam mit Verbänden und Vereinen erarbeitet. Durch die Zusammenarbeit von behördlichem mit verbandlichem Naturschutz lassen sich die gemeinsamen Ziele Siedlungsnaturschutz und eine größere Öffentlichkeit besser erreichen.
Insekten in Gärten
Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband der Stadt Augsburg und der sogenannten „Insektenrangerin“ wurde ein Modellprojekt zur Insektenforschung im Siedlungsbereich erarbeitet. Als Durchführungsort wurde die Schafweidsiedlung im Augsburger Stadtteil Göggingen ausgewählt. Die Insektenrangerin betreut dort aktiv die Siedlungsgemeinschaft. Dadurch konnten motivierte Gartenbesitzende gewonnen werden, die eine Zelt- beziehungsweise Malaisefalle in ihrem Hausgarten aufstellen ließen. Zusätzlich wurden als Vergleich im Norden der Siedlung zwei Fallen auf Streuobstflächen installiert. Die Fallen wurden in einem festgelegten, zweiwöchigen Rhythmus von Mai bis September 2022 entleert. Zugleich hielten die Gartenbesitzenden fest, was sie wann in ihren Gärten, von Mähen bis zur Anlage von Strukturen für die Insekten, unternommen haben. Die dabei gesammelten Insektenproben werden anschließend im Labor untersucht, indem Biomasse und Artenvielfalt mithilfe von genetischen Analysen ermittelt werden. Nach Abschluss der Analysen im Frühjahr 2023 sollen die Ergebnisse wichtige Informationen über die Masse und Vielfalt an flugfähigen Insekten im Siedlungsraum geben. Mit diesem Wissen sollen die Arten, die in der Schafweidsiedlung erfasst wurden, gezielt gefördert werden.
Augsburg, Schwaben, Bayern
Neben der Zusammenarbeit vor Ort wirkt die Kampagne gArtenvielfalt über die Stadt- und Bezirksgrenzen hinaus. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. wurde beispielsweise die bayernweite Aktion „Vogelfreundlicher Garten“ ins Leben gerufen.
Zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau werden Inhalte und Materialien zu Amphibien, Reptilien und Igeln im Garten erarbeitet und erklärt, wie diese unterstützt werden können. Dazu werden ab Anfang 2023 artenspezifische Hintergrundinformationen sowie konkrete Bau- und Pflegeanleitungen herausgegeben, um förderliche Strukturen im Garten anzulegen.
Um das Konzept einer naturnahen Gartengestaltung in bayerischen Kleingartenanlagen zu vertiefen, wird außerdem in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Bayerischer Kleingärtner e. V. eine zweiteilige Schulung in der ersten Jahreshälfte 2023 durchgeführt.
Über die Landesgrenzen hinweg können sich Lesende des Kleingartenmagazins zudem in einer alle zwei Monate erscheinenden Beitragsserie zur Artenvielfalt im Kleingarten („gArtenvielfalt“) informieren. Heimische Wildblumen, Gehölze oder Wasser sowie weitere Strukturen im Garten sind beispielsweise Themen, die gArtenvielfalt von März 2022 bis Ende 2023 behandelt. Das Magazin erscheint in Bayern, Baden-Württemberg und im Rheinland mit einer Auflage von 110.000 Stück.
Informationen, Berichte und bestellbare Materialien zur Kampagne gibt es auf der Webseite zur gArtenvielfalt unter (www.lfu.bayern.de/natur/bayaz/gartenvielfalt/index.htm).
Autorin:
Michaela Spindler, Bayerisches Landesamt für Umwelt
Michaela.spindler@lfu.bayern.de
Michaela Spindler (2023): Die Kampagne gArtenvielfalt – Öffentlichkeitsarbeit für die Artenvielfalt im Garten. – ANLiegen Natur 45/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/malaisefalle-garten/.
Zum Download der Notizen in der Rubrik Forschung für die Praxis:
ANLiegen Natur 45/1 (2023): 6 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 2,1 MB).