Gehen fliegende Insekten stark zurück? Ein Beispiel vom Niederrhein
(Andreas Zehm) Mit speziellen Fallen wurde festgestellt, dass im Vergleich zwischen 1989 und 2013 die Biomasse fliegender Insekten um 75 % und mehr zurückgegangen ist. Auch wenn längere Datenreihen fehlen und es nur exemplarische Daten sind, ist ein massiver Rückgang der Insekten, selbst in einem Schutzgebiet, dokumentiert worden.
Malaise-Fallen sind spezielle Untersuchungs-Anlagen, mit denen sich qualitativ und quantitativ fliegende Insekten nachweisen lassen, die für zentrale Ökosystemfunktionen, wie die Bestäubung oder als Nahrungsgrundlage, von unersetzlicher Bedeutung sind. In einer Wiederholungsuntersuchung wurde 2013 von den Autoren der Veröffentlichung eine im Vergleich zu 1989 deutlich verringerte Menge fliegender Insekten in einem untersuchten Schutzgebiet in Westdeutschland (Krefeld) festgestellt.
An zwei Probeorten reduzierte sich die festgestellte Biomasse flugaktiver Insekten auf 23 und 21 % gegenüber dem Bezugsjahr 1989. Dies hat vermutlich gravierende Folgen für die lokale Biodiversität, die Nahrungsnetze und essentielle Ökosystemfunktionen. In gleiche Richtung weisende ornithologische Beobachtungen lassen die Reduktion der Insektenmenge als möglich erscheinen. Leider bezieht sich die Untersuchung nur auf ein Gebiet und eine Vergleichsprobe, doch bietet sie interessante Impulse für weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen.
Mehr:
Sorg, M., Schwan, H., Stenmans, W. & Müller, A. (2013): Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit Malaise-Fallen in den Jahren 1989 und 2013. – Mitt. Entomolog. Verein Krefeld 1: 1–5.
Zitiervorschlag: Zehm, A. (2015): Gehen fliegende Insekten stark zurück? Ein Beispiel vom Niederrhein. – ANLiegen Natur 37/1, S. 16; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/malaisefallen/.
Wenn mir Landwirte aus ihrer Sicht erzählen, dass sie früher nach einer halben Stunde Wiesenmahd schon die Frontscheibe des Traktors voller Insekten hatten und heute die Scheibe sauber bleibt, dann bestätigt das wohl dieses Ergebnis. Kein Wunder, die modernen Mähwerke und das Tempo, in dem heute gemäht wird, lassen den Insekten in einer Wiese kaum eine Überlebenschance…
Auch wenn es makaber klingt – aber wenn die „Älteren“ zurück denken, wie im Sommer vor Jahrzehnten im Vergleich zu heute der Kühlergrill und die Frontscheibe der Autos mit Insekten bedeckt waren, den wundert dieser Befund nicht. Mit dem Traktorgeschwindigkeit bei der Wiesenmahd hat das aber sicher wenig zu tun, eher mit der immer intensiveren Landwirtschaft. Parallelen zum ungeklärten Rückgang der Amphibien?
Eine neue Studie weist auf hohe Bedeutung von „anderen“ Fliegen für die Bestäubung von Pflanzen in der Agrarlandschaft hin. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung verschiedener fliegender Insekten für den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Summary:
http://ec.europa.eu/environment/integration/research/newsalert/pdf/beyond_bees_butterflies_and_hoverflies_the_importance_of_non_hover_flies_to_pollination_services_416na7_en.pdf
Volltext:
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/royprsb/282/1805/20142934.full.pdf