Zehn Modellgemeinden fördern die Biodiversität
(Monika Offenberger) Nach dem Vorbild der Biodiversitätsgemeinde Tännesberg wollen Städte und Gemeinden aus ganz Bayern bis Ende 2021 kommunale Biodiversitätsstrategien entwickeln und umsetzen. Zehn der insgesamt 36 Bewerber wurden als Modellgemeinden ausgewählt und erhalten fachliche und finanzielle Hilfe beim Schutz heimischer Arten und Lebensräume.
Als erste Biodiversitätsgemeinde Deutschlands verfolgt Tännesberg im Landkreis Neumarkt an der Waldnaab seit mittlerweile mehr als 30 Jahren eine kommunale Strategie zum Schutz der Artenvielfalt.
Dem Vorbild aus der Oberpfalz folgen nun zehn weitere bayerische Kommunen aus allen sieben Regierungsbezirken (in alphabetischer Reihenfolge):
- Gemeinde Brennberg (Landkreis Regensburg, Oberpfalz)
- Stadt Ebern (Landkreis Haßberge, Unterfranken)
- Gemeinde Kettershausen (Landkreis Unterallgäu, Schwaben)
- Stadt Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)
- Markt Nordhalben (Landkreis Kronach, Oberfranken)
- Gemeinde Rohr (Landkreis Roth, Mittelfranken)
- Stadt Rottenburg a. d. Laaber (Landkreis Landshut, Niederbayern)
- Gemeinde Stephanskirchen (Landkreis Rosenheim, Oberbayern)
- Markt Titting (Landkreis Eichstätt, Oberbayern)
- Gemeinde Ursensollen (Landkreis Amberg-Sulzbach, Oberpfalz)
Die zehn wurden aus 36 kreisangehörigen Gemeinden, Märkten und Städten ausgewählt, die sich für das Modellprojekt „Markplatz der biologischen Vielfalt – Bayerische Kommunen setzen auf Biodiversität“ beworben hatten.
Die Jury bestand aus Vertretern des Marktes Tännesberg und den landesweit tätigen Naturschutzverbänden BUND Naturschutz in Bayern e. V, Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. und Wildland-Stiftung Bayern, die zusammen die Trägergemeinschaft des Modellprojekts bilden. Aus Franken kamen die meisten Einsendungen, berichtet Projektmanager und Jury-Mitglied Florian Lang: „Allerdings hatten wir aus allen Regierungsbezirken viele hochwertige Bewerbungen und haben uns die Entscheidungen nicht leicht gemacht“. Weil die ausgewählten Modellgemeinden langfristig als Impulsgeber auf die gesamte Region ausstrahlen sollen, wurde der Regionalproporz gewahrt, erklärt der Geoökologe und nennt die entscheidenden Kriterien zur Auswahl der Bewerber: „Es ging uns nicht um ein Schneller, Höher, Weiter und auch nicht um ein möglichst ausgereiftes Konzept. Jenseits von Superlativen sollten die Gemeinden überzeugend darlegen, dass sie das Thema Biodiversität in allen Bereichen berücksichtigen und fördern wollen. Besonderen Wert legen wir auf die Einbindung der Bevölkerung“.
Pluspunkte gab es folglich auf Ideen, die Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen zu stärken, das Thema Biodiversität als fixen Tagesordnungspunkt in Bürgerversammlungen zu etablieren oder mit Umweltbildungsprojekten in Schulen, Kindergärten und Kitas schon die jüngsten Gemeindemitglieder für die heimische Artenvielfalt zu begeistern. Darüber hinaus wollen die Modellgemeinden mit Blühflächen und Ackerrandstreifen dem Insektensterben begegnen. Angestrebt werden zudem die vermehrte Extensivierung von Grünland, die Gewässerrenaturierung sowie ein Waldumbau, der auf eine höhere Baumartenvielfalt, mehr Biotopbäume und mehr Totholz abzielt. Weiter soll auf innerörtlichen Grünflächen und gemeindeeigenen Flächen keine Agrochemikalien ausgebracht werden.
Am 30. November 2018 treffen sich die ausgewählten Modellgemeinden erstmals in Tännesberg, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Bis Mitte 2020 werden sie ihre Biodiversitätsstrategien ausarbeiten. Ab 2019 sollen sie fachliche Unterstützung von einem ökologischen Fachbüro erhalten, das derzeit in einer bayernweiten Ausschreibung gesucht wird. Zur Finanzierung des Gesamtprojektes stehen 800.000 Euro zur Verfügung. 85 Prozent der Kosten trägt der Bayerische Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale; den Rest steuert die Trägergemeinschaft bei. Organisatorische Unterstützung kommt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie vom Bayerischen Gemeindetag. Die konkrete Umsetzung des Arten- und Lebensraumschutzes soll von den Gemeinden selbst finanziert werden und bis Ende 2021 abgeschlossen sein.
Mehr:
Biodiversitätsgemeinde Tännesberg www.taennesberg.de/naturvielfalttaennesberg/biodiversitaetsgemeinde/.
Marktplatz der Biologischen Vielfalt https://kommunale-biodiversitaet.de/kommunaler-leitfaden/aktuelles/artikel/marktplatz-der-biologischen-vielfalt.html.
Offenberger, M. (2019): Zehn Modellgemeinden fördern die Biodiversität. – ANLiegen Natur 41/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/modellgemeinden/.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 41/1 (2019): 6 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,5 MB).