Nachhaltige Gärten und Lebensraum für Nützlinge: Das Hortus-Netzwerk stellt sich vor
(Karin Brenner) Wenn man bedenkt, dass alle Gärten in Deutschland zusammen in etwa so groß sind wie alle Naturschutzgebiete, könnten die Besitzer enorm viel für Insekten & Co. tun. Artenvielfalt, Insektensterben und der Klimawandel gehen also alle Gartenbesitzer etwas an. Jedoch sprießen in vielen Gebieten seelenlose und sterile Kiesgärten, betonierte Wege und zugepflasterte Einfahrten wie Pilze aus dem Boden. Die Hortus-Bewegung entgegnet diesem Trend.
Es gibt hierzulande über 4.500 einheimische Pflanzenarten. Dennoch werden Gärten mit 60 handelsüblichen, fremdländischen Pflanzen aus dem Baumarkt vollgestopft und somit alle daraus resultierenden Probleme gefördert. Das beste Beispiel: Viele Leute pflanzen Lavendel neben Rosen und eins davon wird nichts. Das kommt daher, dass beide Pflanzen komplett unterschiedliche Bodentypen präferieren und somit niemals nebeneinander gedeihen können. Dabei wachsen auf mageren Böden die schönsten Pflanzen, nämlich die heimischen insektenfreundlichen! Liebe zur Natur allein reicht also nicht, man muss sich damit auch auseinandersetzen, umdenken und bei sich anzufangen. Es bringt nichts, beim Umweltschutz auf fehlende politische Initiativen zu verweisen.
Aber es gibt immer mehr Gartenliebhaber, die sich dem Hortus-Netzwerk anschließen und ihre Gärten umgestalten. Die Gärten funktionieren grundsätzlich nach dem von Markus Gastl entwickelten Drei-Zonen-Modell, bestehend aus Pufferzone, Hotspotzone und Ertragszone. Das Modell kombiniert die Vorteile der beiden Konzepte Perma-Kultur und Naturgarten. Dadurch entsteht ein geschlossenes, besonders ressourcenschonendes Kreislaufsystem. Optimal, um einen nachhaltigen Garten anzulegen, in dem auch viele Tierarten ihren Platz finden. Gastl, der die Bayerische Staatsmedaille 2018 von Umweltminister Marcel Huber für seine Verdienste im Umweltschutz entgegengenommen hat, beschreibt dies in seinen Hortus- und Perma-Kultur-Büchern.
Der Beginn der Hortus-Bewegung war vor etwa 12 Jahren in Mittelfanken, genauer in Beyerberg. Dort schuf Markus Gastl den „Hortus Insectorum“, eine Art Arche Noah für Insekten. Ein einzigartiges Mosaik bietet auf 7.500 Quadratmetern unterschiedliche Lebensräume für einheimische Pflanzen und Tierarten. Dann, vor etwa 10 Jahren, entstand mein liebevoll umgestalteter Hausgarten – der „Hortus Romanticus“ – in Oberdachstetten. Hier zeigt sich ein Naturgarten von seiner schönsten Seite: Wildrosen, Wildblumen und klassische Gartenpflanzen sind darin zu einem wunderbaren „Miteinander“ verwoben, sehr zur Freude der Insekten. Am Ortsrand von Herrieden entstand vor 8 Jahren dann der „Hortus Felix“. Dieser Garten rückt seinen Fokus mehr auf die Perma-Kultur. In ihm sind hohe Ernte-Erträge zu verzeichnen, während gleichzeitig viele Nützlingen gefördert werden.
In allen drei Gärten werden von den Besitzern regelmäßig Führungen angeboten oder gebucht. Umweltgruppen und Gartenbauvereine buchen gerne Vorträge bei Gastl oder Brenner.
Viele Menschen haben das Drei-Zonen-Konzept bereits übernommen und ihren Garten in diesem Sinne umgestaltet. Auf der Hortus-Website kann man sich bei entsprechender Eignung des eigenen Gartens kostenlos anmelden und somit ein „Hortusianer“ werden.
Über 300 aktive Hortus-Besitzer in Deutschland, die ihre Gärten öffnen, Insekten fotografieren oder Vorträge halten, gehören zum harten Kern des Hortus-Netzwerkes. Zusammen mit der Facebook-Gruppe, die fast 7.000 Mitglieder zählt, ist diese Gartenbewegung sehr beachtlich. Hier werden Erfahrung ausgetauscht, Tipps gegeben, Fragen gestellt, Bilder ausgetauscht und Freundschaften geschlossen.
Gartenfreunde aus Österreich und Frankreich haben sich angeschlossen, denn man kann sehr viel für die Umwelt tun. In einer großen Gruppe mit Gleichgesinnten fällt die Umsetzung nicht schwer. Deshalb ist das Motto des Netzwerks:
„Machen ist wie wollen, nur krasser!“
Mehr:
Homepage: www.naturwerkstatt-hortus-romanticus.de
Das neueste Buch: „Permakultur“ von Markus Gastl.
Brenner, K. (2019): Nachhaltige Gärten und Lebensraum für Nützlinge: Das Hortus-Netzwerk stellt sich vor. – ANLiegen Natur 41/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/nachhaltig_gaertnern/.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 41/1 (2019): 8 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,6 MB).