Nahrungsangebot für Wiesenbrüter im Königsauer Moos – Erfassungen zur Arthropodenfauna und Invertebratenvorkommen
(Margarete Siering) Das Königsauer Moos (1.365 ha) im Unteren Isartal, Landkreis Dingolfing-Landau, stellt mit derzeit bis zu 66 Brutpaaren eines der wichtigsten Bruthabitate des Großen Brachvogels (Numenius arquata) in Bayern dar. In einem 722 ha großen Teilbereich des Königsauer Mooses finden jährlich Artenhilfsmaßnahmen für den Großen Brachvogel statt. In diesem Untersuchungsgebiet steigerte sich die Anzahl der Brutpaare in den letzten Jahren enorm (2000 bis 2009 durchschnittlich 27 Brutpaare, 2010 bis 2015 durchschnittlich 57 Brutpaare). Ein Top-Gebiet für den Großen Brachvogel wird neben der Anzahl der Brutpaare durch seinen Bruterfolg definiert.
Im Königsauer Moos variiert der Bruterfolg von Jahr zu Jahr recht stark (von 0 bis 1,4), so dass sich durchschnittlich in den Jahren 2005 bis 2015 ein jährlicher Bruterfolg von 0,56 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar ergibt. Um den Bruterfolg der Großen Brachvögel im Königsauer Moos konstant zu halten und auch zu steigern, muss die Ursache der hohen Verlustrate von Jungvögeln analysiert werden. Eine hohe Prädation wird als mögliche Ursache für Jungvogelverluste diskutiert. Aber auch der Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Invertebraten als Nahrung für Große Brachvögel wird dabei eine große Rolle beigemessen.
Vor diesem Hintergrund wurde 2016 im Königsauer Moos durch das Bayerische Landesamt für Umwelt die Auswirkung unterschiedlicher Grünlandnutzungsformen auf das Nahrungsangebot für Wiesenbrüter untersucht. Ziel der Erfassung ist zu ermitteln, welche Funktionen unterschiedlich bewirtschaftete Flächen für die Bewahrung der Biodiversität von Arthropoden haben und wie die Bewirtschaftung die Abundanz (Häufigkeit) unterschiedlicher Arthropodengruppen über die Brutperiode hinweg beeinflusst.
Auf insgesamt 21 Untersuchungsflächen wurden während drei Untersuchungsperioden im Juni, Juli und September 2016 Invertebraten mittels Kescherfang und unter Verwendung eines Laubsaugers semiquantitativ erfasst. Als für die Bewertung von Grünlandhabitaten sehr gut geeignete Indikatorgruppen wurde die Artenvielfalt von Zikaden und Heuschrecken auf den Untersuchungsflächen ermittelt.
Insgesamt wurden während des Untersuchungszeitraums im Jahr 2016 mehr als 81.000 Invertebraten aus 216 Einzelproben aussortiert. Den größten Anteil stellten Zikaden gefolgt von Fliegen, Käfern und Schnecken dar. Die Ergebnisse dieser Erfassung zeigen, dass die Bedeutung von Einzelflächen als Nahrungshabitat für Wiesenbrüter als auch als Lebensraum für Invertebratengemeinschaften mit zunehmender Nutzungsintensität abnimmt, wobei Intensivflächen die geringsten Arten- und Individuenzahlen aufweisen. Diese Ergebnisse werden durch die erfassten Biomassewerte bestätigt.
Die höchsten Abundanzen (Individuenzahlen) wurden auf Brachen, Frühmahdstreifen und extensiv genutzten Flächen gefunden. VNP-Maßnahmenflächen mit Mahdbeginn ab dem 1. Juli und Intensivwiesen zeigten dagegen niedrigere Werte auf.
Bestandseinbrüche von Invertebraten nach der Mahd können durch Anlage von Brache- und Frühmahdstreifen aufgefangen werden. Diese zeigen hohe Individuendichten und entsprechend hohe Biomassewerte im Hoch- und Spätsommer. Insbesondere durch die Anlage von Brachen werden Refugialräume geschaffen, die eine bessere Überwinterung von Invertebraten ermöglichen und deren stärkere Ausbreitung im folgenden Frühjahr fördern. Gerade vor der Mahd des Großteils der Wiesen Mitte Juni kommt den kurzrasigen Frühmahdstreifen eine besondere Bedeutung als Flächen mit einem wesentlich besseren Zugang zur Insektennahrung zu.
Schnecken und Spinnen haben eine besondere Bedeutung als Nahrungsquelle für Große Brachvögel. Im Königsauer Moos mögen daher gerade die zahlreich vorhandenen Kleinschnecken (Familie Pupillidae und Vertiginidae) als Nahrungsreservoir für Große Brachvögel dienen. Im Gegensatz zu den Intensivwiesen, in denen Schnecken kaum vorhanden sind, weisen gerade Frühmahdstreifen und Extensivflächen hohe Abundanzen auf.
Mehr:
Maczey, N., Siering, M. & Tillmann, T. (2017): Quantifizierung des Nahrungsangebotes für Wiesenbrüter im Königsauer Moos. – Faunistische Erfassungen (Arthropodenfauna). – Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): S. 72; www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_nat_00325.htm.
Zitiervorschlag: Siering, M. (2018): Quantifizierung des Nahrungsangebotes für Wiesenbrüter im Königsauer Moos – Erfassungen zur Arthropodenfauna und Invertebratenvorkommen – Untersuchung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. – ANLiegen Natur 40/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/nahrungsangebot_wiesenbrueter/.