Benjamin von Brackel: Die Natur auf der Flucht
(Wolfram Adelmann) Dieses Buch ist kein klassisches Sachbuch, es ist vielmehr eine Art mit Fakten gespickter, spannender Reisebericht: Ein globaler Streifzug über „durch Menschen verursachte Bewegung“ der Arten dieser Welt – verursacht nicht nur durch Klimawandel, sondern auch durch die globale Vernetzung unseres Handelns. Es ist ein kurzweiliges Buch über einen sehr ernsten Hintergrund, wie schnell wir Arten und Lebensräume verändern und vor uns hertreiben. Das Buch ist oft „locker flockig“, manchmal streng wissenschaftsjournalistisch geschrieben. Es kommen eine große Zahl von Wissenschaftlern zu Wort, die von Brackel rund um die Welt besuchte und ihre Aussagen hier zusammenfasst. Mir als Naturschutzbiologen stockte manchmal der Atem bei einzelnen Aussagen, die dann wieder – oft Seiten später – nochmal kritisch und ausführlicher diskutiert werden.
Experten werden es schwer haben, das Buch ohne Kopfschütteln zu lesen, nicht, weil es falsch wäre, sondern weil manche Aussagen mit einer Leichtigkeit formuliert werden, ohne das übliche „es könnte so sein“ der streng wissenschaftlichen Schreibweise. Das Buch muss bis zum Ende gelesen werden – nur im Ganzen begreift man, was dieses Buch zu vermitteln schafft: Nichts lässt sich auf einfache Lösungen reduzieren, sondern genaue Beobachtungen zeigen, wie komplex das Thema ist. Dann klappt man es zu und es bleibt das Gefühl, ein sehr gutes Buch gelesen zu haben, aber auch die Bestätigung, dass die Zeit zu handeln schon vor langer Zeit hätte beginnen sollen.
Benjamin von Brackel (2021): Die Natur auf der Flucht. – Taschenbuch, Heyne Verlag, Schwarz-weiß-Illustrationen, ISBN 978-3-453-60574-9: 288 S.; 12,99 Euro.