Projekt „Netzwerk Artenkenntnis“
(Emanuel Boas Steffani) Das Projekt „Netzwerk Artenkenntnis“ ist eine Initiative zur Vernetzung von jungen Naturinteressierten mit Artenexperten zum Transfer von Artenkenntnissen. Langfristiges Ziel ist die informelle Förderung und Ausbildung von neuen Artenkennern durch den Kontakt mit Experten. Die Vernetzung und Kontaktaufnahme soll eine Internetplattform ermöglichen. Anhand einer Umfrage (jeweils für Artenexperten und junge Naturinteressierte) sollen die unterschiedlichen Bedürfnisse der potenziellen Nutzergruppen ermittelt werden, um die Gestaltung der Internetplattform darauf abzustimmen.
In den letzten Jahrzehnten erleben wir sowohl einen dramatischen Schwund der biologischen Vielfalt als auch einen Rückgang von den mit ihr vertrauten Expertinnen und Experten, die man inzwischen selbst auf eine „Rote Liste“ setzen könnte. Naturschutzkreise nehmen diese Entwicklung, die langfristig die Grundlage der Naturschutzarbeit erodiert, seit längerem mit großer Sorge wahr (vergleiche ZEHM 2014 und FROBEL & SCHLUMPRECHT 2016).
Daher ist es notwendig, dem offensichtlichen Mangel an Nachwuchs mit der Förderung naturinteressierter junger Menschen so früh wie möglich zu begegnen. Denn es braucht viele Jahre Übung und Erfahrung in der freien Natur, um Expertin oder Experte einer oder mehrerer Artengruppen zu werden (vergleiche MEINECKE 2017). Wohl viele würden gerne fundierte Artenkenntnisse erwerben, finden in ihrem Umfeld aber keine Gelegenheiten, die Bestimmung von Arten in persönlichem Kontakt mit erfahrenen Experten praktisch zu lernen.´
Der Wunsch, das Potenzial solcher jungen Naturinteressierten zu wecken und zu fördern, brachte in der Münchener Hochschulgruppe des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV) die Idee eines Netzwerks hervor, das die offensichtliche Distanz zwischen ihnen und Artenexperten überbrücken würde: ein Netzwerk zum Transfer von Artenkenntnis.
Dieses Netzwerk soll durch eine Internetplattform realisiert werden, auf der Artenkennerinnen und kenner, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrung an junge Menschen weiterzugeben, ein Profil anlegen können. Interessierte können nach Registrierung die Experten-Datenbank mit Filtern durchsuchen und den Kontakt dann über ein Kontaktformular herstellen.
Der darauffolgende Austausch könnte sowohl ausschließlich per E-Mail stattfinden, als auch Ausgangspunkt für persönlichen Kontakt sein, zum Beispiel bei Exkursionen, Workshops oder Vorträgen. Vielleicht werden sich sogar „Mentoring“-Gruppen bilden, die sich regelmäßig treffen, um unter der Anleitung einer Expertin oder eines Experten gemeinsam die Bestimmung oder Kartierung im Gelände zu üben.
Interessierte werden dabei von der Fachkenntnis und Erfahrung der Experten profitieren, während die Experten sich auf diese Weise für die informelle Förderung und Ausbildung von neuen Artenkennern einsetzen und eventuell Freiwillige gewinnen, die sie etwa bei der Monitoring- und Kartierarbeit unterstützen können. Wir von der Projektgruppe Netzwerk Artenkenntnis stellen uns vor, dass so im besten Fall beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren können.
Wir würden uns freuen, wenn in möglichst vielen Regionen Deutschlands Expertinnen und Experten verschiedener Artengruppen motiviert sind, sich an dem Netzwerk zu beteiligen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten als Mentoren für „Neueinsteiger“ zu engagieren, wie in der Resolution der Fachtagung „Erosion der Artenkenner” am 16.10.2015 gefordert worden ist (ANL & BN 2015).
Um eine realistische Einschätzung der Bedürfnisse und Wünsche von potenziellen Nutzern der Internetplattform zu erhalten, würden wir uns über Rückmeldungen durch die entsprechende Online-Umfrage freuen:
Umfrage für Artenkenner: http://t1p.de/umfrage-artenkenner.
Umfrage für Naturinteressierte: http://t1p.de/umfrage-naturinteressierte.
Wer über die weitere Entwicklung des Projekts auf dem Laufenden gehalten werden möchte, kann seine E-Mail-Adresse hier eintragen:
http://t1p.de/infoverteiler-netzwerk-artenkenntnis
Das Projekt „Netzwerk Artenkenntnis“ wird im Rahmen von „Jugend | Zukunft | Vielfalt 2017“ von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für zwölf Monate finanziell gefördert. Für den weiteren Projektverlauf ist u. a. eine Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geplant.
Projektkoordinator: Emanuel Boas Steffani (E-Mail: emanuel.steffani@outlook.de)
Weitere Links:
Projekt-Blog: www.jugend-zukunft-vielfalt.de/2802.html
Netzwerk Artenkenntnis auf Facebook: www.facebook.com/netzwerkartenkenntnis
LBV-Hochschulgruppe München: http://hochschulgruppe.lbv-muenchen.de/
Mehr:
ANL & BN (= BAYERISCHE AKADEMIE FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE & BUND NATURSCHUTZ IN BAYERN, 2015): Zukunft für neue Artenkenner! – Resolution der Teilnehmer der Fachtagung „Erosion der Artenkenner“ am 16.10.2015 in Nürnberg; www.bund-naturschutz.de/erosion-der-artenkenner.html.
FROBEL, K. & SCHLUMPRECHT, H. (2016): Erosion der Artenkenner. – Naturschutz und Landschaftsplanung 48(4): 105–113; www.oekologische-bildungsstaette.de/ak/ak-pdf/erosion_artenkenner.pdf.
MEINECKE, P. (2017): Wie weiter mit den jungen Artenkennerinnen und Artenkennern? – Eine Offensive für die Nachwuchsarbeit. – In: DNT-Journal 2017, Naturschutz und Landnutzung, Analysen – Diskussionen – zeitgemäße Lösungen, Bundesverband Beruflicher Naturschutz, Bonn: 239 S.
ZEHM, A. (2014): Artenkenner auf die Rote Liste. – ANLiegen Natur 36/2: S. 18; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an36200notizen_2014.pdf.
Zitiervorschlag: Steffani, E. B. (2018): Projekt „Netzwerk Artenkenntnis“. – ANLiegen Natur 40/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/netzwerk_artenkenntnis/.