Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen
(Johanna Schnellinger) Der dritte Bericht der Studie „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ thematisiert aus ökonomischer Perspektive die Zusammenhänge zwischen den vielfältigen Leistungen der Natur, der menschlichen Gesundheit und dem Wohlergehen in urbanen Räumen. Damit werden zusätzliche Argumente für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Natur sowie ihrer Ökosystemdienstleistungen entwickelt. Mithilfe vieler Best Practice-Beispiele in Info-Boxen werden Potenziale und Lösungsansätze vorgestellt.
Die Inwertsetzung der Natur wird in ihrer volkswirtschaftlichen oder gesamtgesellschaftlichen Bedeutung dargestellt. Ergebnisse der Identifikation, Erfassung und Bewertung von Ökosystemdienstleitungen können daher qualitative Auswirkungen (zum Beispiel regulierende Leistungen), quantitative Daten (zum Beispiel CO2-Bindung eines städtischen Waldes), sozial-ökologische Daten (zum Beispiel Energieeinsparungen durch Dachbegrünungen), Nutzenbewertungen (zum Beispiel Besucherzahlen) oder ökonomische Zahlungsbereitschaftsstudien sein.
Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wird dargestellt, wie Stadtnatur die Lebensbedingungen der Wohnbevölkerung durch die Verringerung von Umweltbelastungen verbessern kann. Daraus entstehen positive Wirkungen auf die Gesundheit und den sozialen Zusammenhalt der Menschen. Eine vorgestellte Feldstudie im Rahmen des EU-Projekts „Green Surge“ bestätigt, dass auch die Arten- und Strukturvielfalt städtischer Freiräume die Wahrnehmung der Natur positiv beeinflusst. Der Bericht zeigt weitere wichtige Potenziale der Stadtnatur auf: Sie bietet wichtige Naturerfahrungsräume und leistet einen Beitrag zur Umweltbildung. Sie ist die Basis für Naturprodukte, die zur Versorgung des Menschen beitragen, und sie kann sogar einen Wettbewerbsvorteil durch eine erhöhte Standortattraktivität bieten.
Eine besondere Bedeutung kommt im Bericht den Anregungen und Vorschlägen zur Integration von Ökosystemdienstleistungen in die Planungs- und Entscheidungsprozesse der Stadtentwicklung zu. Dabei werden Anknüpfungspunkte zu etablierten Ansätzen der Stadtentwicklung und zu den Instrumenten der Stadtplanung, des Stadtnaturschutzes sowie der Landschafts- und Freiraumplanung vorgestellt. Abschließend werden Chancen und Herausforderungen, die sich durch die Multifunktionalität der Ökosystemdienstleistungen ergeben, thematisiert. Die Erweiterung der doppelten Innenentwicklung mit dem Konzept dieser TEEB-Studie wird dazu als integrativer Ansatz vorgeschlagen. Konkrete Handlungsempfehlungen zeigen, wie in den kommunalen Entscheidungen die zahlreichen Leistungen der Stadtnatur berücksichtigt werden können.
Der Bericht stellt den Wert der Stadtnatur für den Menschen sehr anschaulich dar. Er sollte eine wichtige Grundlage für kommunale Entscheidungsträger und Stadtplaner für eine nachhaltige Stadtentwicklung sein.
Naturkapital Deutschland – TEEB DE (2016): Ökosystemleistungen in der Stadt. – Herausgegeben von Ingo Kowarik, Robert Bartz & Miriam Brenck, Technische Universität Berlin, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Berlin, Leipzig, ISBN 978-3-944280-35-6: 300 Seiten; kostenloser Download unter www.naturkapital-teeb.de/presse/aktuelle-meldungen/meldung/article/180.html.
Zitiervorschlag: Schnellinger, J. (2017): Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen. – ANLiegen Natur 39/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/oekosystemleistungen/.