Die Orchideen Bayerns – Verbreitung, Gefährdung, Schutz
(AZ) Der Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO) Bayern präsentierte anlässlich seines 40-jährigen Vereinsjubiläums die vierte Auflage seiner Verbreitungsübersicht der Orchideen Bayerns. Das ausführliche Werk bietet neben durchschnittlich sechs wunderschönen Bildern pro Art (über 750 insgesamt) auch grundlegende Informationen zu den Orchideen und ihren bayerischen Lebensräumen. Eine Nachweiskarte für Bayern – inklusive einer Grobübersicht über Deutschland – für jede Sippe komplettiert die Artbeschreibungen.
Nebenbei gibt dieses Werk auch einen Einblick in die Geschichte und das wertvolle Wirken des AHO in Bayern, was in einigen Fällen entscheidend dazu beitrug und beiträgt, wichtige Orchideen-Lebensräume zu erhalten.
Sehr hilfreich in den Artbeschreibungen ist die Rubrik „Verwechslungsmöglichkeiten“, da die Bestimmung von Orchideen nicht in allen Fällen einfach ist. Die schwierige Bestimmung und Taxonomie der Orchideen ist beispielhaft gut an der Gattung Epipactis nachzuvollziehen. So vertritt hier das Werk an vielen Stellen eine andere Auffassung als die nahezu zeitgleich erschienene kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns. Teilweise ist sogar die Synonymisierung der behandelten Sippen nur anhand der Angaben in der kommentierten Artenliste möglich.
Auch wenn eine Verbreitungsübersicht als Karte immer nur ein Zwischenergebnis darstellen kann, das regelmäßig überprüft und ergänzt werden muss, wurde mit der Monographie die Chance verpasst, endlich einmal alle Orchideen-Nachweise Bayerns zusammenzuführen und zu prüfen. So wurden in die Kartendarstellungen wohl nur in Einzelfällen die Funde der bayerischen Artenschutzkartierung und der floristischen Kartierung eingearbeitet, so dass einerseits zahlreiche aktuelle Nachweise fehlen und andererseits sicher verschollene Wuchsorte nicht entsprechend dokumentiert sind. Gleichfalls wurde aktuelle Literatur vielfach nicht berücksichtigt, weshalb manche Angabe fehlt oder nicht mehr dem derzeitigen Wissensstand entspricht. Zudem beschränken sich die dokumentierten Literaturangaben rein auf bayernspezifische Publikationen mit Bezug auf Verbreitungsangaben. Schade, denn gerade zu Orchideen liegen zahlreiche wichtige nationale und internationale Veröffentlichungen vor, die sogar wertvolle Aspekte zur Ökologie und des Artenschutzes behandeln.
Aus Sicht des Arten- und Naturschutzes wäre das Werk insgesamt deutlich wertvoller geworden, wenn sich auch Angaben zur Gefährdungssituation finden würden und Informationen gegeben würden, wie die Arten durch Landschaftspflege oder Artenschutzmaßnahmen gefördert werden könnten. Gerade auch weil dazu der AHO sicher sehr viel Wissen hätte beisteuern können. Leicht nachvollziehbar ist dieser Mangel beispielsweise an Liparis loeselii, die als in den Anhängen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgeführte Pflanze im Zentrum des europäischen Artenschutzes steht und vom Landesamt für Umwelt in einem Merkblatt tiefergehend behandelt wurde.
Sehr schade, dass Text und Inhalt des Buches nicht mit der ansprechenden Optik und den tollen Fotos mithalten und daher das Werk insgesamt nur eingeschränkt empfohlen werden kann.
Arbeitskreis Heimische Orchideen Bayern e.V. (Hrsg., 2014): Die Orchideen Bayerns – Verbreitung, Gefährdung, Schutz. – PH. C. W. Schmidt Verlag, ISBN 978-3-87707-929-4, 382 Seiten, München, 24,80 bis 30,00 Euro.
Zitiervorschlag: Zehm, A. (2015): Die Orchideen Bayerns. – ANLiegen Natur 37/1, S. 110; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/orchideen/.