Aus Fehlern lernen
![Großaufnahme eines linierten Blocks und daneben zusammengeknüllte Blätter.](http://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress_bilder/an43100notizen_2021_aus_fehlern_lernen_250.jpg)
Auch wenn Projekte misslingen, kann man viel daraus lernen. Voraussetzung: die Fehler müssen dokumentiert, analysiert und anderen zugänglich gemacht werden (Foto: Steve Johnson/pexels).
(Monika Offenberger) Misserfolge bei der Planung und Realisierung von Naturschutzprojekten werden sehr viel seltener publiziert als Erfolge. Das zeigt eine Auswertung von mehr als 4.400 englischsprachigen Fachpublikationen. Damit werde eine große Chance vertan, aus den Fehlern anderer zu lernen, mahnen die Autoren. Sie appellieren an alle im Naturschutz Tätigen, gescheiterte Versuche und negative Erfahrungen ebenso gründlich zu analysieren, zu dokumentieren und zu veröffentlichen, wie gelungene Projekte.
Naturschutzakteure profitieren, ebenso wie Expertinnen und Experten anderer Disziplinen, von den Erfahrungen ihrer Fachkolleginnen und -kollegen. Neben dem persönlichen Austausch helfen vor allem Publikationen in Fachzeitschriften dabei, von anderen zu lernen. Experimentelle Studien zur Effektivität von Lernprozessen belegen, dass Berichte über Erfahrungen und Ursachen des Scheiterns eine größere Wirkung auf lernwillige Probanden haben als Erfolgsberichte. Die Leiter entsprechender Studien führen dies darauf zurück, dass Schilderungen über Misserfolge mit stärkeren Emotionen einhergehen und sich einem interessierten Publikum deshalb besser einprägen.
Auch schriftlich dokumentierte Fehler könnten eine wichtige Quelle der Erkenntnis sein. Allerdings wird diese Quelle viel zu wenig ausgeschöpft, wie Allison S. Catalano vom Imperial College London und Kollegen konstatieren. Das Team sichtete 4.411 Publikationen über Naturschutzprojekte in 32 Ländern aus aller Welt, die zwischen 1970 und 2016 in 30 renommierten englischsprachigen Fachzeitschriften veröffentlicht worden waren und sich mit einer Kombination der Suchbegriffe „Erfolg“ beziehungsweise „Misserfolg/Fehler“ und „Lernen“ auffinden ließen. Zwei Drittel der Erstautoren dieser Studien waren männlich, sie stammten größtenteils aus den USA oder Großbritannien und waren an Universitäten beschäftigt; 15 Prozent arbeiteten für Nichtregierungsorganisationen (NGO) oder staatliche Stellen.