Die bayerisch-böhmische Population des Luchses benötigt Unterstützung
(Jörns Fickel/WA) Die bayerisch-böhmische Population des Luchses weist im Vergleich mit anderen europäischen Luchspopulationen eine sehr niedrige genetische Vielfalt auf, so eine jüngst veröffentlichte Studie. Die Autoren betonen die Notwendigkeit, die Luchspopulationen direkt (zum Beispiel durch das Aussetzten weiterer Luchse) oder indirekt (zum Beispiel durch Einrichtung von Wildtierkorridoren) zu stärken.
Der Eurasische Luchs ist die größte europäische Katzenart. Sein ursprünglich ganz Europa umfassendes Ausbreitungsgebiet ist heute im Wesentlichen auf Schutzgebiete (wie Nationalparks und Ähnliche) beschränkt. Allerdings bestehen diese Vorkommen auch nur dank der Bemühungen einzelner Länder, Luchsvorkommen in Europa zu schützen oder sogar durch Wiederansiedelungen neu zu etablieren. Die gegenwärtig in Europa existierenden Luchspopulationen bestehen jedoch aus zu wenigen Individuen, um bereits selbsterhaltend zu sein. Diese niedrigen Populationsgrößen sind der Tatsache geschuldet, dass aufgrund logistischer, finanzieller und lebensräumlicher Beschränkungen bei der Wiederansiedelung von Luchsen in Europa jeweils nur wenige Individuen zur Begründung einer neuen Population ausgesetzt wurden, von denen wiederum ein noch kleinerer Teil dann auch tatsächlich Nachkommen hatte. Aus genetischer Sicht bedeutet das, dass die wenigen Gründertiere dementsprechend auch nur sehr wenig genetische Variation (im Vergleich zur Ausgangspopulation, aus der sie ursprünglich stammten) in die neu zu gründende Population einbrachten. Hinzu kommt, dass gerade kleine Populationen sehr anfällig gegenüber weiterem Verlust von genetischer Variation sind (zum Beispiel durch Tod von Tieren vor der Fortpflanzung, Inzucht, genetische Drift), da jedes Tier schon einen relativ hohen Prozentsatz des Genpools der gesamten neuen Population ausmacht.