Agrochemikalien verändern die Vegetation auch auf Feldrainen

Auf quadratischen Testflächen wurde ein Eintrag von Agrochemikalien simuliert, wie er an Feldrainen üblich ist. Dabei zeigten sich deutliche Veränderungen der Flora: So war beispielsweise die Blühintensität des Scharfen Hahnenfußes – Ranunculus acris – auf der mit Herbizid behandelten Parzelle (rechts unten) deutlich geringer als auf der unbehandelten Kontrollparzelle (links unten; Fotos: Juliane Schmitz).
(MO) Dünger, Herbizide und Insektizide landen meist nicht zu 100 % auf dem Acker, sondern teilweise auch auf der angrenzenden naturnahen Vegetation. Einige Pflanzenarten profitieren vom regelmäßigen Kontakt mit den Substanzen, andere werden zurückgedrängt oder verschwinden. In Kombination entfalten die Chemikalien andere Effekte als jede für sich allein und häufig zeigt sich das Ausmaß ihrer Wirkung erst mit zunehmender Expositionsdauer. Dies ergab eine experimentelle Feldstudie in Rheinland-Pfalz, bei der die Diversität auf allen mit Pestiziden und/oder Dünger behandelten Flächen laufend abnahm. Das Fazit der Studie: Die gängige Risikoanalyse von Agrochemikalien berücksichtigt diese komplexen Wechselwirkungen nicht und bietet daher keinen ausreichenden Schutz für natürliche Pflanzengesellschaften.
Feldraine stellen in intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften die Mehrzahl der verbliebenen naturnahen Habitate dar und zählen zu den letzten Rückzugsgebieten für zahlreiche Wildtiere und -pflanzen. Weil sie meist direkt an Äcker angrenzen, sind sie auch den dort ausgebrachten Agrochemikalien ausgesetzt. Dies umso mehr, als Feldraine in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern typischerweise nur 1 bis 2 m breit sind und daher nicht unter besonderem Schutz stehen. Denn Abstandsregelungen und Vorsichtsmaßnahmen beim Ausbringen von Agrochemikalien gelten nur für „Nicht-Zielgebiete“ ab einer Breite von 3 m. Deutsche Landwirte bringen in der Regel im Jahr etwa 200 kg mineralischen Stickstoff-Dünger pro Hektar auf ihren Äckern aus, dazu mindestens einmal pro Jahr je ein Herbizid und ein Insektizid. Aus früheren Studien ist bekannt, welcher Anteil dieser Agrochemikalien beim Versprühen im Abstand von 1 m neben den Feldkulturen niedergeht: Bei Düngemitteln beträgt der Input 25 % der pro Flächeneinheit bemessenen Menge, bei Pestiziden sogar rund 30 %.