Wie Wölfe die Entwicklung von Wäldern indirekt beeinflussen – Interaktionen zwischen Wölfen und Bibern

Luftbilder verschiedener Bibergewässer im „Greater Voyageurs Ecosystem“, USA. Die Bilder a) und b) zeigen anfängliche Sukzessionsstadien. Biber haben Laubbäume im Umkreis ihrer Gewässer gefällt und nur einzelne Nadelbäume stehen gelassen. Bei fortschreitender Sukzession bilden sich Ringe aus Nadelbäumen rund um die Bibergewässer (weiße Kreise in c) und d)). Abbildung 1e) veranschaulicht die Annahme der Studie, dass das Prädationsrisiko mit der Entfernung zum Bibergewässer steigt. Da sich ein Großteil der Biberaktivität an Land auf Biberpfade beschränkt, hängt das Prädationsrisiko von der Länge der Biberpfade ab. Verändert nach GABLE et al. 2023, Seiten 3 und 9.
(Laura Wollschläger) Eine amerikanische Studie zeigt, dass Biber in Anwesenheit von Wölfen ihr Verhalten ändern und sich nicht mehr so weit von ihrem Gewässer entfernen. Dadurch verändern sich auch die Wälder rund um Biberreviere. Der Einfluss von Beutegreifern beschränkt sich demzufolge nicht nur auf ihre unmittelbare Beute und deren Population, sondern kann auch indirekt auf Ökosysteme übergreifen.
Im „Greater Voyageurs Ecosystem“, einem Waldgebiet in Minnesota, Vereinigte Staaten von Amerika (USA), wurden in den vergangenen Jahren mehrere Studien zur Interaktion zwischen Räuber und Beute und insbesondere zum Jagdverhalten von Wölfen durchgeführt. Das etwa 1.800 km2 große Gebiet liegt im Norden der USA, beinhaltet den “Voyageurs Nationalpark“ und ist überwiegend von Laub- und Nadelwäldern bedeckt. Sowohl die Dichte an Bibern als auch an Wölfen ist hoch (GABLE et al. 2023; URL 1).
Biber gehören zu den Arten, die von einem zentralen Aufenthaltsort auf Nahrungssuche gehen, sogenannte „central place foragers“. Sie verbringen die meiste Zeit in Gewässern und gehen nur an Land, um ihr Revier zu markieren oder um Baumaterial und Futter zu beschaffen. Dafür benutzen sie immer wieder die gleichen Wege („Biberpfade“) (GABLE et al. 2018; GABLE et al. 2023).