Die Raubfliegen Deutschlands
(Bernhard Hoiß) Dipteren (Zweiflügler) sind nach den Hautflüglern die artenreichste Tiergruppe in Deutschland. Sie haben viele zentrale Funktionen im Ökosystem, sind oft bunt, schillernd und attraktiv und trotzdem gibt es nur wenige Menschen, die sich dafür interessieren. Schwebfliegen als wichtige Bestäuber und Nützlinge in der Schädlingsbekämpfung finden noch am ehesten Anhänger. Entsprechend gibt es auch nur wenige deutschsprachige Werke, die sich mit den Dipteren beschäftigen und die weiteren Menschen ermöglichen, einen einfachen Zugang zu diesen Artengruppen zu bekommen. Zumindest für die Familie der Raubfliegen hat sich das jetzt aber geändert. „Die Raubfliegen Deutschlands“ ist der Titel eines Buches, das kürzlich beim Quelle & Meyer Verlag erschienen ist.
Raubfliegen machen ihrem Namen alle Ehre: sowohl im adulten als auch im larvalen Stadium leben die Tiere räuberisch. Die Larven leben zum Teil in Käfergängen von (Tot-)Holzkäfern, zum Teil aber auch im Boden, wo sie andere Larven jagen. Die Tiere brauchen vor allem warme und sonnige Standorte, viele Arten sind in lichten Wäldern zu Hause.
Das Werk ist ein Rundumschlag: in einem allgemeinen Teil gibt Hauptautor Danny Wolff unter anderem Hintergrundinformation zur Lebensweise, den Lebensräumen, zur Systematik, zur Gefährdung der Raubfliegen, aber auch zur Geschichte der Raubfliegenforschung in Deutschland. Da finden sich so wertvolle Informationen wie ein Diagramm mit den Flugzeiten der einzelnen Arten, eine Diskussion zur Rolle der Raubfliegen als Nützlinge, eine aktuelle Artenliste für Deutschland (75 etablierte Arten) oder eine Übersicht, in der die Lebensräume der einzelnen Arten tabellarisch übersichtlich dargestellt sind.
Den zweiten Teil des Buches bildet ein Bestimmungsschlüssel, der die Bestimmung der Raubfliegen bis auf Artniveau erlaubt. Damit gibt es erstmals seit 1930 für diese Artengruppe wieder einen aktuellen und abgedruckten Bestimmungsschlüssel. Eine technisch inzwischen etwas veraltete Version dieses Schlüssels von Fritz Geller-Grimm gibt es übrigens bereits seit 2003 online (www.robberflies.info/keyger/html/vorwort.html). Leider benötigt man für viele der Merkmale eine Lupe oder ein Binokular. Schön ist, dass der Schlüssel viele Zeichnungen mitbringt, die die Bestimmung erleichtern. Da im Autorenteam mit Markus Gebel aber auch ein sehr guter Fotograf vertreten ist, hätte man den Schlüssel aber vielleicht noch mit ein paar Detailfotos anreichern können.
Den dritten Teil des Buches nehmen die Artenportraits ein. Sie geben noch einmal die wichtigsten Merkmale der Arten wieder und liefern Informationen zur Flugzeit, Lebensraum und Biologie. Für jede Art gibt es mindestens ein tolles Makrofoto sowie eine Verbreitungskarte für Deutschland. Die Datensätze sind naturgemäß bei der geringen Dichte an Bearbeitern etwas lückig, geben aber trotzdem gute Anhaltspunkte.
Das Buch macht Lust, sich mit dieser spannenden Artengruppe näher zu beschäftigen. Den Autoren gelingt es auch Nicht-Entomologen für die Familie der Raubfliegen zu faszinieren. Sie liefern alle wichtigen Informationen, um Raubfliegen finden, beobachten und gegebenenfalls fotografieren zu können.
Danny WOLFF, Markus GEBEL & Fritz GELLER-GRIMM (2018): Die Raubfliegen Deutschlands – Entdecken – Beobachten – Bestimmen. – Gebunden, Quelle & Meyer Verlag, ISBN 978-3-494-01733-4: 344 S., 24,95 Euro.
Zitiervorschlag: Hoiß, B. (2018): Die Raubfliegen Deutschlands. – ANLiegen Natur 40/2; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/raubfliegen/.