Amphibienschutz in Rohstoffgewinnungsstätten
(Paul-Bastian Nagel) Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) arbeitet seit Jahren erfolgreich mit Rohstoffgewinnungsunternehmen zusammen. Ergebnisse dieser Kooperation sind das „Frankenbündnis“ und der Handlungsleitfaden für Schwaben „Kiesgewinnung und Artenvielfalt“. Mit einem neuen Amphibien-Projekt wird die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Rohstoffindustrie nun fortgesetzt und bayernweit intensiviert.
Viele Amphibien wie die Kreuzkröte (Bufo calamita) besiedelten früher vor allem Sand- und Kiesbänke oder Überschwemmungstümpel an natürlich fließenden Gewässern und in Auen. Diese von Natur aus dynamischen und störungsintensiven Lebensräume sind selten geworden. Bei der Gewinnung von Lehm, Sand, Kies und Gestein können jedoch wichtige Sekundärlebensräume für Amphibien entstehen. Um diese Sekundärlebensräume zu schützen und zu fördern, führt der LBV zusammen mit den beiden Rohstoffgewinnungsverbänden Bayerischer Industrieverband Steine und Erden (BIV) und der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) ein Pilotprojekt unter dem Titel „Management von Lebensräumen FFH-relevanter Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten“ durch.
Ziel ist es, in 100 Abbaubetrieben in Bayern während der fünfjährigen Projektlaufzeit beispielhaft Maßnahmen für Kreuzkröte, Gelbbauchunke und Co. umzusetzen und zu begleiten. Dabei sollen die Lebensraumpotentiale unterschiedlicher Abbaustätten genutzt werden: Lehm-, Sand- und Kiesgruben, Kalkstein-, Basalt-, Diabas- und Gipsbrüche. Durch die Anlage und Pflege von Laichgewässern und angrenzender Habitate können die streng geschützten Amphibien selbstständig zuwandern und bei bekannten Vorkommen die Populationen gestärkt werden.
Die Entwicklung solcher Lebens- und Ruhestätten kann aber aufgrund der artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote nach § 44 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) eine nicht zumutbare rechtliche Einschränkung des Abbaus zur Folge haben. Um dennoch die Bildung solcher Ersatzlebensstätten zu fördern, hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) Wege zur rechtssicheren Umsetzung aufgezeigt. So stellt das StMUV einen Entwurf für einen öffentlich-rechtlichen Vertrag zwischen dem beteiligten Abbauunternehmen und den zuständigen Naturschutzbehörden zur Verfügung, über den möglichen artenschutzrechtlichen Konflikten bereits vorbeugend begegnet werden kann.
Bereits zu Beginn des Projektes konnten 28 Unternehmen für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Der Projektstart wurde am 9. Juni 2017 in einer Sandgrube der Firma Andreas Thaler & Co. Kies- und Sandwerk OHG in Neusäß bei Augsburg gefeiert. In der besichtigten Sandgrube wurden bereits erfolgreich Laichhabitate für die Kreuzkröte angelegt (siehe Bild). Durch jährlich neu gesicherte und belassene Steilwände hat sich darüber hinaus eine große Uferschwalbenkolonie in der Grube über Jahre etabliert. Dr. Christian Barth, Amtschef im Bayerischen Umweltministerium, Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV, und Oliver Klauser, Vorsitzender der Fachgruppe Sand und Kies vom BIV, begrüßten die Anwesenden und betonten unisono die Notwendigkeit solcher Kooperationen zum Erhalt der Artenvielfalt.
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Das Projekt wird vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Koordinator des Projektes und Ansprechpartner ist LBV-Projektmanager Bernd Raab, E-Mail: b-raab@lbv.de, Tel.: 09174-4775-39. Über den Pressetermin berichteten unter anderem der Bayerische Rundfunk und Sat1 Bayern.
NAGEL, P.-B. (2018): Amphibienschutz in Rohstoffgewinnungsstätten. – ANLiegen Natur 40/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/rohstoffgewinnung_amphibienschutz/.