Rote Listen gefährdeter Fische und Rundmäuler, Steinfliegen, Bienen sowie Weichtiere Bayerns aktualisiert
Johannes Voith und Michael Effenberger
Rote Listen gefährdeter Fische und Rundmäuler, Steinfliegen, Bienen sowie Weichtiere Bayerns aktualisiert
Für Fische und Rundmäuler, Steinfliegen, Bienen und Weichtiere hat das Bayerische Landesamt für Umwelt aktualisierte Rote Listen veröffentlicht. 53 % der heimischen Fisch- und Rundmaularten, 47 % der Steinfliegenarten, 51 % der Wildbienenarten und 68 % der Weichtierarten gelten demnach als gefährdet. Die aktuellen Roten Listen belegen den nach wie vor anhaltenden Rückgang und die Gefährdung vieler Arten. Sie weisen Fische und Rundmäuler, Bienen und Weichtiere als überdurchschnittlich gefährdete Tiergruppen aus. Positive Bestandstrends einzelner Arten widersprechen nicht dem vorherrschenden Negativtrend.
Summary
Updated red lists of endangered fish and round-mouthed fish, stone flies, bees and molluscs in Bavaria
The Bavarian State Office for the Environment has published updated red lists for fish and round mouths, stone flies, bees and molluscs. 53 % of the native fish and round mouth species, 47 % of the stonefly species, 51 % of the wild bee species and 68 % of the mollusc species are therefore considered endangered. The current Red Lists document the continuing decline and endangerment of many species. They identify fish and round-mouthed animals, bees and molluscs as animal groups that are above average at risk. Positive population trends for individual species do not contradict the predominant negative trend.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 44/1 (2022): 6 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,9 MB).
Es tröpfelt …
Endlich mal wieder ein paar aktualisierte Rote Listen! Klamm und heimlich vom LfU auf die Homepage gestellt, aber immerhin darf’s die ANL dann verkünden. Und wieder – teilweise richtig heftig – ganz gewaltige Gefährdungs-Anteile. Das im ehemaligen Naturschutzmusterland Bayern, trotz Volksbegehren, schneller BayNatSchG-Änderung und geschützter (leicht aufgeasteter) Streuobstwiesen. Wer hätt’s gedacht …
Man könnte meinen, das Umweltministerium möchte eigentlich gar nicht wissen, wie es unserer Natur geht. Wirtschafts- und Landwirtschaftsressort, Oberste Baubehörde etc. inclusive. Symptomatisch ist, als „aktuelle“ Bestandssituation beispielsweise der Fische Daten von 2004–2016 zu verwenden. Auch die allseits zitierten Expertenvoten mangels echt aktueller Deten sind ein weiterer Beleg für peinliche Kenntnisdefizite landauf, landab. In diesem Zusammenhang die ASK zu erwähnen, grenzt schon an Masochismus.
Nur einmal wird in diesem zusammenfassenden Artikel klar ausgesprochen, woran es auch liegt: „Eine stärkere Berücksichtigung … im Artenschutz ist daher dringend geboten.“ Wobei „im Artenschutz“ auch bedeutet: „in der Planung und in den entsprechenden Gutachten“. Wie heißt es so schön: Nur was man kennt, kann man schützen. Die regelrechte Fixierung auf „saP-Arten“ ist bei Eingriffen immer noch gang und gäbe. Andererseits: Versucht man, bspw. einen Wildbienen-Experten (obwohl männerlastig, natürlich m/w/d) zu finden, hört man – wenn überhaupt auf die Anfrage reagiert wird – schon Ende des Jahres die Antwort „nächstes Jahr bin ich schon voll“. Wo bleibt also die massive finanzielle Unterstützung und Förderung von Unis, die – wieder – Artenkenntnisse in breiter Form an die Studierenden bringen wollen? Von den Schulen und den Lehrer/inne/n ganz zu schweigen (die ANL-Kurse sind da zwar lobenswert, aber nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein). Und – apropos ASK – wo bleibt die App, in die man als Naturinteressierte/r Funddaten unkompliziert eingeben kann? Sicher ist das nicht für alle Artengruppen möglich und sinnvoll, aber Plattformen wie ornitho oder iNaturalist zeigen, dass das geht und „zieht“.
Letztlich hilft da auch das edelste Artenschutzzentrum nichts; Johannes Voith et al. muss man einerseits zwar für ihren Einsatz loben, kann sie andererseits aber nur bedauern, denn die Expertenkompentenz ist zunehmend weniger zu koordinieren als mehr zu suchen. Und schaut man sich die Autor/inn/en der Roten Listen an, geht’s bei vielen auch schon in Richtung RL-Kategorie 1-2 resp. Ruhestand. (Letzterer sei ihnen natürlich noch möglichst lange vergönnt!)
Es bleibt spannend …