Schmidt & Pfeifer: Singvögel im Wald – Einblicke in eine erfolgreiche Lebensgemeinschaft
(Andreas Scheufele) Unsere waldbewohnenden Singvögel spielen leider oft im Naturschutz höchstens eine untergeordnete Rolle. Viele von ihnen werden aufgrund ihrer Häufigkeit als „Allerweltsarten“ abgetan. Auf der Jagd nach seltenen Arten fristen Goldhähnchen, Drosseln und Meisen unter Vogelkundlern meist nur ein Schattendasein und laufen als Beibeobachtungen. Unberechtigt, denn laut Olaf Schmidt und Robert Pfeifer ist der Schutz des Sommergoldhähnchens unsere Pflicht und der Schutz der Blauracke eher die Kür.
In dem Buch werden 55 mitteleuropäische Singvogelarten betrachtet, die in wesentlichen Teilen ihres Lebenszyklus an Baumbestände gebunden sind. Den Autoren gelingt dabei eine sehr spannende Darstellung der vielen ökologischen Verbindungen unserer Waldvogelarten. Wussten Sie, dass Kohlmeisen die mit ihnen um Bruthöhlen konkurrierenden Trauerschnäpper töten und im Anschluss häufig ihr energiereiches Gehirn verzehren?
Immer wieder beziehen die Autoren auch forstliche Aspekte mit ein: Welchen Einfluss hatte unsere Waldgeschichte auf die heutige Vogelwelt und welche Bedeutung hat die Vogelwelt für unsere Bäume? Wie wirken sich unterschiedliche Waldnutzungsformen aus? Und in welcher Beziehung stehen die Waldvögel zu neu eingebrachten Baumarten wie Douglasie und Edelkastanie?
Das Buch ist reich bebildert und gut zu lesen. Durch das Literaturverzeichnis am Ende sowie den Tipps zum Weiterlesen ist es aber auch für die berufliche Anwendung geeignet. Ich empfehle das Buch jedem, der sich mit Waldnaturschutz auseinandersetzt.
Robert Pfeifer & Olaf Schmidt (2023): Singvögel im Wald – Einblicke in eine erfolgreiche Lebensgemeinschaft. – Gebunden, Aula-Verlag, ISBN 978-3-89104-854-2: 272 S.; 24,95 Euro.