Funktionieren Lenkungsmaßnahmen von Skitouren- und Schneeschuhrouten?
(Stefanie Heyder) Skitourengehen und Schneeschuhwandern sind Trendsportarten, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Eine Bachelorarbeit zeigte, dass bisherige Lenkungsmaßnahmen zwar erfolgreich sind, doch dass noch mehr getan werden muss, um das sensible Ökosystem Alpen zu erhalten. So sollte sowohl die Kennzeichnung sensibler Bereiche im Gelände als auch die Kommunikation im regionalen Umfeld verbessert werden.
Im Frühjahr ziehen Kolonnen von Individualisten über die weißen Flächen, immer schön im Gänsemarsch, so schrieb die Süddeutsche Zeitung im November 2014. Wintersportaktivitäten in der freien Natur nehmen seit den letzten Jahrzehnten stetig zu. Insbesondere neue Trend- und Individualsportarten wie das Skitourengehen und Schneeschuhwandern führen zu einer wachsenden Belastung für die alpine Tierwelt und ökologischen Beeinträchtigung der betreffenden Standorte. Die Zunahme dieser Aktivitäten erhöht die Bedeutung des Erfolgs bereits durchgeführter Lenkungsversuche, um rechtzeitig mögliche Verbesserungen vorzunehmen und um erfolgreiche Kampagnen auf andere Gebiete übertragen zu können.
Eine Evaluation von Lenkungskampagnen erfolgte im Rahmen einer Bachelorarbeit am Beispiel der Kampagne „Skibergsteigen umweltfreundlich“ im Vergleich zu ähnlichen Projekten im Winter 2014/15 im deutsch-österreichischen Grenzgebiet am Dürrnbachhorn (Chiemgauer Alpen). Ziel war es herauszufinden, ob die vor Ort bereits vorhandenen Touren (Trails) und Infotafeln bereits die gewünschte lenkende Wirkung haben. Mit Hilfe von Fragebögen sollten Herkunft, Motivation, Verhalten und Routennutzung der Tourengeher untersucht werden. Zusätzliche Feldbeobachtungen gaben Aufschluss über die Raumnutzung der Aktiven.
Die Fragebögen wurden an den zwei wichtigsten Ausgangspunkten für Touren zum Dürrnbachhorn verteilt und vor Ort ausgefüllt. Der Großteil der Umfrageteilnehmer (rund 80 %) stammt aus den umliegenden Landkreisen, was zeigt, dass das Dürrnbachhorn für Einheimische ein beliebter Tourenberg ist. In Zusammenhang mit weiteren Ergebnissen, wie der Mitgliedschaft in Vereinen (siehe nachfolgende Grafik) konnten so für zukünftige Kampagnen bereits wichtige Schlüsse gezogen werden, da erfolgreiche Lenkungsansätze auf die Zielgruppe zugeschnitten sein sollten. Einheimische, die durch ihre guten Ortskenntnisse auch alternative Routen abseits vorhandener Infrastrukturen nutzen, müssen auf anderem Wege sensibilisiert werden, als Touristen.
Die statistische Auswertung ergab, dass die im Gebiet bereits aufgestellten Hinweistafeln, insbesondere der Kampagne „Skibergsteigen umweltfreundlich“, sowie die Bedeutung der ausgeschilderten Wildschutzgebiete vom Großteil der Befragten beachtet und für gut befunden wurden. Das Verhalten der Aktiven im Gelände entsprach weitgehend den Auskünften der befragten Personen und bestätigte somit deren Aussagen. Nur vereinzelt kam es zu Missachtungen von Wildschutzgebieten beziehungsweise Wald-Wild-Schongebieten.
Zu berücksichtigen sind dabei jedoch die diesjährig eher ungünstigen Schneeverhältnisse, sodass in schneereichen Wintern mit deutlich mehr Verstößen zu rechnen ist. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für weitere Planungsmaßnahmen, die bereits unter Zusammenarbeit des Forstbetriebes St. Martin, der Gemeinde Unken sowie Reit im Winkl und des Deutschen beziehungsweise Österreichischen Alpenvereins erarbeitet werden. Dabei soll insbesondere die Beschilderung durch eine einheitliche Gestaltung der Infotafeln optimiert werden, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen. Des Weiteren wird die Position einzelner Tafeln verbessert, da einige in ungünstiger Höhe angebracht oder durch Pflanzenaufwuchs verdeckt sind.
Die Ausschilderung der Trails vor Ort allein reicht allerdings nicht aus, um zukünftig eine umfangreiche Kanalisierung der Tourengeher zu erzielen. Der hohe Anteil Befragter, welche Mitglied in Vereinen sind, kann beispielsweise als guter Ausgangspunkt für weitere Informationsmaßnahmen gesehen werden. Dabei spielen vor allem die Bergwacht beziehungsweise die Bergrettung als neue Kommunikationskanäle eine wichtige Rolle. Da auch durch Freunde und Bekannte viele Touren kommuniziert werden, lohnt es sich, frühzeitig und umfangreich Aufklärungsarbeit zu leisten. Gleichzeitig sollte vor dem Hintergrund der weiteren Zunahme des Skitouren- beziehungsweise Schneeschuhgehens auf eine breite und massenmediale Werbung verzichtet werden.
Den größten Erfolg verspricht eine Kombination verschiedener Maßnahmen, die auf ein Gebiet abgestimmt werden, wie beispielsweise große Übersichtstafeln an den Ausgangspunkten der Touren, gezielt platzierte Appelltafeln im Gelände, sowie lokal ausgelegte Flyer und Informationsveranstaltungen in Vereinen und Sportgeschäften. Auf diese Weise können Konflikte zwischen verschiedenen Interessensgruppen vermieden sowie Wintersportaktivitäten und ökologische Ziele miteinander vereint werden.
Mehr:
Heyder, S. (2015): Analyse von Skitouren- und Schneeschuhrouten im Bereich des Dürrnbachhorn. – Bachelorarbeit, Technische Universität München; Bezug über stefanie-heyder89@gmx.de.
Naturpark Nagelfluhkette e.V.: Kampagne „Dein Freiraum. Mein Lebensraum“. – www.freiraum-lebensraum.info/kampagne/das-konzept.
Deutscher Alpenverein: Info Skibergsteigen. – www.alpenverein.de/natur-umwelt/bergsport-und-umwelt/skitouren_aid_10188.html.
Amt der Vorarlberger Landesregierung: Respektiere deine Grenzen. – www.respektiere-deine-grenzen.at.
Zitiervorschlag: Heyder, S. (2015): Funktionieren Lenkungsmaßnahmen von Skitouren- und Schneeschuhrouten? – ANLiegen Natur 37/2; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/skitourenrouten/.