Städtische Lebensräume werden weltweit immer ähnlicher – Urbanisierung führt zu Homogenisierung
(umg.info 2014_04) Ökologische Unterschiede in der Artenzusammensetzung und Regionalklima in städtischen Lebensräumen verschwinden weltweit: Denn Städte haben überall denselben Zweck – für uns Menschen einen geeigneten Lebensraum zu schaffen.
Eine amerikanische Forschergruppe analysierte in mehreren amerikanischen Metropolen Faktoren wie Bodennährstoffgehalt, Pflanzenarten, Mikroklima (Temperatur, Feuchtigkeit) oder Gewässernetz. Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick verblüffend. Am deutlichsten ist die Homogenisierung der Vegetation, die in allen untersuchten Städten durch einheitliche Strukturen ersetzt wird: Rasenflächen, typische Garten- und Parkpflanzen und große, versiegelte Flächen.
Auch beim Mikroklima zeigt sich diese Angleichung: In Baltimore würde natürlicherweise ein Wald wachsen. Die heutige Großstadt ist eine Wärmeinsel, deren Durchschnittstemperaturen im Vergleich zum Umland deutlich höher liegen. Anders dagegen Phoenix in der Sonora-Wüste: Durch die Bewässerung der städtischen Grünflächen und durch die gepflanzten Parkbäume ist hier ein Kühleffekt messbar. Das Mikroklima von Phoenix ähnelt heute mehr dem Mikroklima von Baltimore als dem Klima der umgebenden Wüste.
Ähnliche Ergebnisse lieferten die Untersuchungen von Olden et al. (2006) zur Flora und Fauna: Endemische Arten sterben aus, exotische Tier- und Pflanzenarten breiten sich hingegen aus. Die Autoren berechneten für die verschiedenen Gruppen die Ähnlichkeit der Artengemeinschaften, wobei sich zeigte, dass bei allen untersuchten Gruppen ein Zusammenhang zwischen Homogenisierung und Urbanisierung festzustellen war. Besonders deutlich war der Homogenisierungseffekt bei Pflanzen, gefolgt von Fischen, Amphibien/Reptilien, Säugetieren und schließlich Vögeln. Dabei spielen sowohl Aussterbe-, als auch Invasionsprozesse eine Rolle. Die Homogenisierung von urbanen Lebensräumen führt weltweit insgesamt zu einer Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt. Nur wenn diese Verluste bewusst werden, können wir aktiv gegensteuern.
Mehr:
GROFFMAN, P. M. et al. (2014): Ecological homogenization of urban USA. – Frontiers in Ecology and the Environment 12(1): 74–81; www.esajournals.org/doi/pdf/10.1890/120374.
OLDEN, J. D., POFF, N. L. & MCKINNEY, M. L. (2006): Forecasting faunal and floral homogenization associated with human population geography in North America. – Biological Conservation 127: 261–271; http://depts.washington.edu/oldenlab/wordpress/wp-content/uploads/2013/03/BiologicalConservation_2006.pdf.
Zitiervorschlag: umg.info 2014_04 (2014): Städtische Lebensräume werden weltweit immer ähnlicher – Urbanisierung führt zu Homogenisierung. – ANLiegen Natur 36/2, S. 15; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/staedtische-lebensraeume/.