Vögel als Schnellindikatoren für wertvolle Agrarlandschaften
(Andreas Zehm) Untersuchungen aus Italien zeigen, dass wertvolle Agrarlandschaften anhand von wenigen Vogelarten mit geringem Aufwand schnell und einfach erhoben und beurteilt werden können. Damit ist ein großflächiges Monitoring der Entwicklung der Agrarlandschaft möglich.
Der der Untersuchung zugrunde liegende „High Nature Value Farmland-Indikator“ ist einer von 35 EU-Indikatoren zur Betrachtung der Biodiversität im Rahmen der gemeinsamen EU-Agrarpolitik. Ziel ist es, extensiv bewirtschaftete Agrarregionen mit hohen Anteilen naturnaher Vegetation zu finden, die seltenen Arten Lebensraum bieten. Somit sollen die für diese Regionen „typischen“ Landschaften erhalten und der Artenrückgang gestoppt werden.
Mit ihrer Untersuchung in Zentralitalien gelang es den Wissenschaftlern nun anhand einer kleinen Anzahl von Singvogelarten, wertvolle Agrarlandschaften mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 80 % zu identifizieren. Nur vier Vogelarten waren im italienischen Beispiel notwendig, um wertvolle Agrarregionen sicher zu identifizieren: Amsel (Turdus merula), Italiensperling (Passer italiae), Dorngrasmücke (Sylvia communis) und Grauammer (Emberiza calandra).
Ist das Erfassungssystem einmal für eine Region geeicht, genügen zwei Besuche jährlich mit jeweils 10 Minuten Beobachtungszeit, um die Qualität der Agrarlandschaft zu ermitteln. Damit kann nach einer Grundaufnahme ein integrierendes Monitoring einer größeren Fläche in kurzen Zeitabständen erfolgen. Fallen einzelne Arten aus, ist dies ein Warnsignal für negative Entwicklungstrends, so die Autoren der Untersuchung. Die Effekte von Agrarumweltmaßnahmen können so schnell beurteilt und gegebenenfalls nachreguliert werden. Nach Ergebnissen der Studie spielen für eine vielfältige Vogelfauna Hecken, Gebüsche, Einzelbäume und eingestreute Brachflächen eine große Rolle.
Mehr:
MORELLI, F., JERZAK, L. & TRYJANOWSKI, P. (2014). Birds as useful indicators of high nature value (HNV) farmland in Central Italy. Ecolog. Indicators 38: 236–242, DOI:10.1016/j.ecolind.2013.11.016.
Zitiervorschlag: Zehm, A. (2014): Vögel als Schnellindikatoren für wertvolle Agrarlandschaften. – ANLiegen Natur 36/2, S. 13–14; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/voegel-in-agrarlandschaften/.
Sehr schön Andreas,
erst das Lob, dann der Tiefschlag… nein: Du machst das prima. Endlich einer, der Infos aufarbeitet und verbreitet!! Das i-Tüpfelchen wäre nur noch ein kleiner Ausblick auf die Anwendung bei uns. Sofern möglich (ich weiß, ist wieder Zeit-REchereche-Aufwand!). Hier fände ich aber gut, die relevante BfN-Homepage (http://www.bfn.de/0315_hnv.html) zu nennen. Und in diesem Fall artspezifisch auch statt Italo-Feldsperling. Und dass man in Unterfranken regional den Ortolan ergänzen könnte, wenn er nicht schon ausgestorben ist …
Beste Grüße
Ralf
Danke für die Anregung!! Ginge dann aber als „persönlicher“ Kommentar über die Zusammenfassung des Quelltextes hinaus, was nicht in allen Fällen einfach wäre.
Ich überlege, ob ich eine gute Möglichkeit finde!
Danke!