Toleranz von Wiesenbrütern gegenüber Gehölzdichten, Schilfbeständen und Wegen
(Margarete Siering) Wiesenbrüter gehören zu den am stärksten gefährdeten Vogelgruppen in Bayern. Gehölzsukzession in Extensivwiesen oder im Rahmen der Landschaftspflege belassene Gehölze sind bedeutende Stör- und Gefährdungsfaktoren für die Wiesenbrüter. Sie schränken den Lebensraum ein und fördern Prädatoren. Um Empfehlungen zu Gehölzdichten in Wiesenbrütergebieten abgeben zu können, wurden Revierkartierungen von Wachtelkönig, Großem Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Braunkehlchen und Wiesenpieper aus den fünf bedeutendsten Wiesenbrütergebieten im oberbayerischen Voralpenland (Ampermoos, Ammersee-Süd, Loisach-Kochelsee-Moore, Murnauer Moos und Bergener Moos) durch das Bayerische Landesamt für Umwelt analysiert.
Durch Luftbildauswertungen wurden in den jeweiligen Gebieten die Gehölz- und Schilfbestände digitalisiert und mit den Revierdaten im GIS verschnitten. Gleichermaßen wurde in Bezug auf Straßen und Wege vorgegangen. Die sechs Zielarten der Untersuchung zeigen artspezifisch unterschiedliches Meideverhalten zu Gehölzbeständen. Die Abstände zwischen Aufenthaltsorten der Vögel beziehungsweise ihren Revierzentren und Gehölzbeständen nehmen aber artübergreifend mit der Höhe und Dichte der Gehölze zu. Wenige kleine Einzelbüsche im Revier werden von allen Arten noch toleriert beziehungsweise können für Wachtelkönig, Braunkehlchen und Wiesenpieper bereichernde Strukturelemente darstellen. Mit zunehmender Geschlossenheit und Höhe der Gehölze erreicht das Meideverhalten der untersuchten Wiesenbrüterarten seine maximalen Werte. Die Papierrevierzentren aller Arten liegen minimal 100 m, typischerweise über 200 m von Hochwald oder Feldgehölzen entfernt. Zu Sukzessionskomplexen und hohen Einzelbäumen betragen die Abstände ebenfalls mindestens 100 m. Schilfbestände können für die meisten Arten (zumindest bei Fehlen kleinflächiger Brachestrukturen) wichtige Habitatbestandteile bilden, nur Großer Brachvogel und Kiebitz halten hier Abstände ein. Die minimale Distanz zwischen den Papierrevierzentren und Straßen beträgt typischerweise 100–300 m, stark frequentierte Wege üben vergleichbare Störwirkungen aus.
Mehr:
Weiß, I. (2017): Ermittlung der Toleranzen von Wiesenbrütern gegenüber Gehölzdichten, Schilfbeständen und Wegen in ausgewählten Wiesenbrütergebieten des Voralpenlandes. – Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): S. 42; www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_nat_00324.htm.
Zitiervorschlag: Siering, M. (2018): Ermittlung der Toleranz von Wiesenbrütern gegenüber Gehölzdichten, Schilfbeständen und Wegen in ausgewählten Wiesenbrütergebieten des Voralpenlandes. – ANLiegen Natur 40/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/wiesenbrueter_gehoelze/.