Wildblumenstreifen verbessern die Bestäubung und lohnen sich wirtschaftlich
(Andreas Zehm) Wildblumenstreifen entlang von Feldrändern verbessern so deutlich den Ertrag, dass sie mittelfristig die Kosten für Anlage und Unterhalt der Steifen mehr als ausgleichen, so die Ergebnisse einer amerikanischen Studie am Beispiel von Heidelbeerfeldern. Verbesserungen der Situation für Bestäuber lassen sich dabei bereits mit einfachen Blühmischungen erzeugen, wie eine Studie aus Großbritannien belegt.
Die Bedeutung der Bestäubung für die landwirtschaftliche Produktion und die biologische Vielfalt wurde zuletzt durch zahlreiche Publikationen dokumentiert. Gleichzeitig unterliegen die Bestäuber weltweit einem deutlichen Rückgang, der als „pollination cisis“ beschrieben wird. Neben der Honigbiene spielen Wildbienen eine entscheidende Rolle bei der Bestäubung und helfen gleichzeitig, die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Am Beispiel von 3 m breiten Wildblumenstreifen mit 15 Arten in Heidelbeerkulturen (Vaccinium corymbosum) konnten Wissenschaftler vier Jahre lang die Effekte eines erhöhten Blütenangebotes auf die Bestäubung untersuchen.
In der Untersuchung zeigte sich, dass in den ersten zwei Jahren die Zahl von Wildbienen und Schwebfliegen im Versuchsfeld und der Kontrolle ähnlich hoch waren. Im dritten und vierten Jahr nahmen die Abundanzen beider Gruppen in den Feldern mit Blühstreifen deutlich zu (bis zum doppelten Wert). Für Honigbienen konnten dabei keine Unterschiede festgestellt werden.
Gleichzeitig nahmen in den Blühstreifen-Feldern die Bestäubungsrate und das Fruchtgewicht deutlich zu (im vierten und fünften Jahr um 10 Prozent). Dieser Zugewinn überstieg bereits nach 4 bis 5 Jahren die Mehraufwendungen für Anlage und Unterhalt der Streifen. Rechnet man dies hoch, liegt in 10 Jahren der Zugewinn der Versuchsanlage bei rund 6.400 Euro (für 0,8 ha Felder). Dabei sind die Verbesserungen vor allem auf die Wildarten zurückzuführen, so dass selbst bei mit Honigbienen gemanagten Beständen ein positiver Effekt nachzuweisen ist.
Ergänzend zeigt eine Studie aus England, dass eine Verbesserung der Populationen wildlebender Bestäuber bereits durch die Ansaat einfacher Wildblumen-Mischungen erzielt werden kann. Beste Ergebnisse erreichten die Forscher mit einer Ansaatmischung aus Leguminosen, Hochstauden und Gräsern, die die höchste Anzahl von Blüten produzierte und damit entsprechend auch die meisten Bestäuber (Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen) anzog. Mit dieser Mischung kann durch das verstärkte Aufkommen der Hochstauden im Verlauf der Entwicklung der Ansaatfläche der Rückgang der Leguminosen ausgeglichen werden und eine größere Zahl spezifischerer Bestäuber bedient werden. In Bezug auf den Unterhalt der Blühfelder zeigte sich, dass bei Mahd eine größere Anzahl Bestäuber zu finden waren und durch eine zweimalige Mahd im Mai und August die Bestäuberinsekten nahezu ausfielen, während sie bei einmaliger Mahd (Mai) deutlich weniger Schaden nahmen. Die Ergebnisse der Studie werden bereits in der Praxis umgesetzt, da seit 2014 derartige Samenmischungen in die Argarumweltmaßnahmen Großbritanniens integriert wurden.
Mehr:
Blaauw, B. R. & Isaacs, R. (2014): Flower plantings increase wild bee abundance and the pollination services provided to a pollination-dependent crop. – J. App. Ecology; DOI: 10.1111/1365-2664.12257.
Woodcock, B. A. et al. (2014): Enhancing floral resources for pollinators in productive agricultural grasslands. – Biolog. Cons. 171: 44–51; DOI: 10.1016/j.biocon.2014.01.023.
Zitiervorschlag: Zehm, A. (2014): Wildblumenstreifen verbessern die Bestäubung und lohnen sich wirtschaftlich. – ANLiegen Natur 36/2, S. 12; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/wildblumenstreifen/.