Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz? Eine kritische Bestandsaufnahme
(BH) Die „Rundgespräche Forum Ökologie“ bieten ein Forum zu unterschiedlichen Themen, die von Wissenschaftlern aus verschiedenen Richtungen beleuchtet und diskutiert werden. Die Ergebnisse aus diesen Veranstaltungen werden in einer Buchreihe publiziert. Dabei werden die einzelnen Beiträge verständlich formuliert und zum größten Teil in deutscher Sprache präsentiert. Sie vermitteln einer breiten Leserschaft Einblick in den aktuellen Stand der Wissenschaft.
Im vorliegenden Band mit dem Titel „Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz“ werden im Rahmen von acht Vorträgen sowie anschließenden Diskussionen mehrere Fragen rund um die Rolle der Wissenschaft im Naturschutz erörtert.
Der erste Teil beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Evaluationen zum Stand verschiedener Artengruppen in Bayern. Dabei stehen die Fragen im Vordergrund: Welche Arten sind Gewinner beziehungsweise Verlierer der Umweltveränderungen der letzten Jahrzehnte und welche Faktoren sind dafür verantwortlich? So haben sich vor allem generalistische und konkurrenzfähige Arten in fast allen Habitaten durchsetzen können. Spezialisierte Arten hingegen sind fast immer zurückgegangen. Beispiele dafür sind langrüsselige Hummeln, Totholzkäfer, die große Totholzvolumen benötigen, oder Arten, die kiesige Gewässersohlen benötigen. Lösungsansätze und Praxisbeispiele für einen verbesserten Schutz werden präsentiert. In den Vorträgen und Diskussionen wird dabei auch immer auf die Frage nach Forschungslücken im Naturschutz und vor allem im Artenschutz in Bayern eingegangen.
Leitfragen des zweiten Teiles sind: Wie können Naturschutzmaßnahmen wissenschaftlich besser als bisher begleitet werden? Wie kann der Informationsaustausch zwischen Wissenschaft und Naturschutz verbessert werden? In interessanten Beiträgen werden gut funktionierende Beispiele zur Vernetzung von Wissenschaft und Praxis aus dem In- und Ausland vorgestellt und Möglichkeiten diskutiert, wie die noch defizitäre Vernetzung im bayerischen Naturschutz besser funktionieren könnte.
Das Buch bietet viele interessante Informationen und Denkanstöße für einen effizienteren und erfolgreicheren Naturschutz in Bayern. Es trifft vielleicht nicht jedermanns Geschmack, dass die einzelnen Beiträge dabei zum Teil recht ausführlich und detailreich ausfallen, jedoch bietet sich hierdurch Raum für viele Beispiele. Das Werk wird allen empfohlen, die sich für den aktuellen Stand der Naturschutzbemühungen und einer wissenschaftlichen Evaluation des Naturschutzes interessieren.
Mehr:
Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg., 2016): Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz? Eine kritische Bestandsaufnahme. – Rundgespräche Forum Ökologie Band 44, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, ISBN 978-3-89937-200-7: 159 Seiten, 25,00 Euro.
Zitiervorschlag: Hoiß, B. (2016): Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz? Eine kritische Bestandsaufnahme – ANLiegen Natur 38/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/wissenschaft_naturschutz/.