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Nr. 20/13
Arzneipflanze des Jahres 2014: Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata)
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata) ist die Arzneipflanze des Jahres 2014. Dies teilt der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg in einer Pressemitteilung mit.
Verschiedene Wegerich-Arten werden schon seit Jahrtausenden in der Heilkunde genutzt, ganz besonders der Breit- und der Spitz-Wegerich. „Heute wissen wir, dass der Spitzwegerich die stärkste Wirkung besitzt“, sagt Johannes Mayer vom Würzburger Studienkreis. Seine zahlreichen Inhaltsstoffe ließen positive Effekte bei Katarrhen der Atemwege und Entzündungen von Mund und Rachenschleimhaut sowie bei Wunden erwarten. Pharmakologische Laboruntersuchungen würden diese Effekte belegen.
Von der Pflanze werden ausschließlich die Blätter verwendet. Zu ihren wichtigsten Inhaltsstoffen gehören die Iridoidglykoside wie Aucubin und Catalpol, die eine antibakterielle Wirkung zeigen, sowie Schleimstoffe, die reizmildernde Effekte besitzen. „Sie bilden eine Art schützenden Film über die Schleimhaut in Mund und Rachen. Damit kann der Spitz-Wegerich lästigen Hustenreiz mindern“, so Johannes Mayer. Hinzu kommen Gerbstoffe, die mit 6,5 Prozent Anteil die größte Inhaltsstoffgruppe bilden. Sie wirken zusammenziehend (adstringierend) und blutstillend und stabilisieren die Schleimhäute. Weitere Inhaltsstoffe, die an der Heilwirkung des Spitz-Wegerichs beteiligt sein könnten, sind Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Saponin, Kieselsäure und Mineralstoffe wie Zink und Kalium.
Von deutschen und europäischen Kommissionen wurde der Einsatz des Spitz-Wegerichs zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund und Rachenraum und dem damit verbundenen trockenen Husten anerkannt. So auch vom „Herbal Medicinal Product Commitee“ (HPMC), das auf europäischer Ebene die Kompetenz zur eigenverantwortlichen Beurteilung von pflanzlichen Arzneimitteln innehat.
Äußerlich kann Spitz-Wegerichkraut auch bei Entzündungen der Haut verwendet werden. „In der Erfahrungs- und Volksmedizin gilt Spitz-Wegerich seit langem als ein gutes Mittel zur ersten Wundversorgung und bei Insektenstichen“, so der Studienkreis. Allerdings liegen keine aktuellen klinischen Studien zum Spitz-Wegerich vor, weswegen die Wahl zur „Arzneipflanze des Jahres“ auch als Aufruf an die Forschung zu verstehen sei.
„Der König des Weges“
Zum Namen: Nicht ganz eindeutig ist die Bedeutung von „Wegerich“. Der Volkskundler Heinrich Marzell schreibt in seinem großen Lexikon der deutschen Pflanzennamen, dass es sich einfach um einen Männernamen wie „Guter Heinrich“ handle. Andere leiten den Namen vom althochdeutschen Wort „rich“ ab, was „König“ bedeutet. Wegerich hieße demnach „König des Weges“. Nachdem vor allem der sehr robuste Große Wegerich (Plantago major) selbst auf betretenen Wegen gedeiht, erscheint diese Herleitung zumindest sinnvoll.
Den Spitz-Wegerich findet man allerdings mehr an anthropogen geprägten Rasen und in trockenen Wiesen. Seinen Namen verdankt er den spitz zulaufenden, langen, schmalen, aufrecht stehenden Blättern, die eine Bodenrosette bilden. In Abhängigkeit zu den Bedingungen kann die Pflanze zwischen fünf und 60 Zentimeter hoch werden. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den September. Ursprünglich auf der nördlichen Halbkugel beheimatet, ist er heute nahezu weltweit anzutreffen.
Vertiefte Informationen zum Spitz-Wegerich:
http://www.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php?taxnr=4320
http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=4320&
http://www.infoflora.ch/de/flora/1835-plantago-lanceolata.html
http://www2.ufz.de/biolflor/taxonomie/taxonomie.jsp?ID_Taxonomie=2323
http://linnaeus.nrm.se/flora/di/plantagina/plant/planlanv.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Spitzwegerich
http://www.awl.ch/heilpflanzen/plantago_lanceolata/
Bisherige Arzneipflanzen des Jahres waren:
Der Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg wählt die Arzneipflanze des Jahres seit 1999. Bisher wurden folgende Pflanzen ausgesucht: Buchweizen, Arnika, Stechender Mäusedorn, Artischocke, Pfefferminze, Arzneikürbis, Thymian, Hopfen, Gemeine Rosskastanie, Fenchel, Efeu, Passionsblume und Süßholz.
Mit freundlichen Grüßen,
andreas zehm
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Dr. Andreas Zehm
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 1 - Biologische Vielfalt und Landschaft
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