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Nr. 29/13
Nachruf auf Dr. Franz Schuhwerk
Sehr geehrte Damen und Herren,
am 11. Dezember 2013 ist unser hoch geschätzter Kollege Dr. Franz Schuhwerk verstorben. Sein unerwarteter Tod lässt die Botanikerinnen und Botaniker Bayerns in Bestürzung, Betroffenheit und Trauer zurück.
Franz Schuhwerk wuchs in St. Blasien im Südschwarzwald auf, den er bereits als Junge botanisch erforschte und der ihm Zeit seines Lebens eine Seelenheimat geblieben ist. Nach seinem Studium bei Otti Wilmanns in Freiburg widmete er der Vegetation des Hotzenwaldes seine Doktorarbeit. Dieses Werk ist eine der letzten großen Vegetationsmonographien, die ihre Landschaft aus dem botanischen Blickwinkel ganzheitlich erfasst, mit unbestechlicher taxonomischer und floristischer Genauigkeit, historischem Bewusstsein und einem hohen Maß an methodischer Selbstreflexion. Bei allem Detailwissen wollte Franz Schuhwerk stets mehr sein als ein Spezialist, trotz seiner Vertiefung in schwierige Gruppen, wie Flechten und apomiktische Habichtskräuter, verlor er nie das Ziel aus den Augen, die Natur als Ganzes zu erkennen und ihrem Schutz zu dienen.
1977 zog er mit seiner Frau Martina Tränkle nach Regensburg, wo er an der Floristischen Kartierung und an der Vorbereitung des Verbreitungsatlasses der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns mitwirkte. Franz Schuhwerk liebte das Botanisieren in der Landschaft, nicht zuletzt die damit verbundene Freiheit und Einsamkeit, so dass ihm Bayern rasch zur zweiten Heimat wurde.
1988 wurde er zum Konservator an der Botanischen Staatssammlung berufen und pendelte fortan zwischen seiner Regensburger Wahlheimat und München.
Wer immer Franz Schuhwerk dort besuchte, erhielt nicht nur alle erdenkliche botanische Unterstützung, sondern nahm die Gewissheit mit, dass all die Pflanzenbelege in seinen Händen gut aufgehoben waren. Wie den Landschaften war er den Pflanzen mit allen Fasern seiner Seele zugewandt. Neben dem unermüdlichen Schaffen für die Flora von Bayern waren ihm Forschungsreisen nach Nordafrika, Spitzbergen und Südamerika vergönnt.
Dem Wissenschaftler Franz Schuhwerk lag es fern, sich in den Vordergrund zu drängen, dafür hatte er umso festere ethische, ästhetische und politische Überzeugungen. Als langjähriger Schriftleiter und Rezensent hat er sich um die Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft hohe Verdienste erworben. 2005 initiierte er die "Flora von München", die er fortan auf die ihm eigene Weise leitete. Das Herz dieses Projektes schlug auf den von ihm veranstalteten, unvergesslichen Bestimmungsabenden. Wenn Franz Schuhwerk voller Interesse alle mitgebrachten Belege durchsah, in Seelenruhe die Florenwerke durcharbeitete und seine Bestimmungen durch Vergleich mit den vorliegenden Herbarbögen absicherte, verließen wir die Sammlung mit der Überzeugung, dass Botanik eine exakte Wissenschaft ist.
Bei aller Hingabe an seine Arbeit freute sich Franz Schuhwerk sehr auf den Ruhestand, darauf seine vielfältigen Interessen, nicht ausschließlich, aber auch nicht zuletzt seine botanischen, in voller Freiheit verfolgen zu können. Das Haus war für seine Nachfolger gut bestellt, die Abschiedsfeiern bereits geplant, als ihn auf einer Bergtour am Watzmann zum ersten Mal in seinem Leben Atemnot übermannte, die sich als Vorzeichen für seine schwere Krankheit erweisen sollte.
Franz Schuhwerks Tod verschlägt uns den Atem und reißt eine tiefe Bresche in die bayerische Botanik. Wir drücken seiner Familie unser tiefes Mitgefühl aus. Wir werden sein Gedenken bewahren und uns bei unseren Bemühungen seines Vorbildes vergewissern.
Jörg Ewald
Die Trauerfeier findet am Freitag, den 20. Dezember 2013, um 10.30 Uhr auf dem Friedhof am Dreifaltigkeitsberg in Regensburg statt.
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