2. Einführung in die naturschutzorientierte Beweidung
Diese Seite ist Teil des Online-Handbuchs "Beweidung im Naturschutz".
Die weiteren Kapitel finden Sie in der Übersicht
Was ist naturschutzorientierte Beweidung?
Beweidung als Instrument des Landschafts- und Artenschutzes kommt in Bayern eine immer stärkere Bedeutung zu (ZAHN 2010). Doch erfüllt Beweidung nicht von vornherein den Zweck einer Naturschutzmaßnahme. Die meisten üblichen Beweidungsformen sowie die ergänzende Weidepflege und der Einsatz von Düngemitteln bewirken, dass konventionelle Weideflächen meist von geringem naturschutzfachlichem Wert sind.
Strukturmosaik auf einer 6 ha großen Rinder-Standweide in Jettenbach (Landkreis Mühldorf). Die Schilffläche im Hintergrund wird durch Auszäunung erhalten. Reste überständiger Vegetation aus dem Vorjahr im Vordergrund sind das Resultat von Unterbeweidung und dem Verzicht auf Weidepflege. Foto: Andreas Zahn
Kennzeichen einer naturschutzorientierten Beweidung sind (in Anlehnung an OPPERMANN & LUICK 1999):
- Verzicht auf den Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln, bis auf wenige Ausnahmen
- Kein Grünlandumbruch
- Zufütterung der Weidetiere auf naturschutzfachlich wertvollen Flächen allenfalls in Ausnahmefällen (Vorsorge für das Wohl der Tiere)
- Förderung vielfältiger Strukturen auf den Weideflächen: Ungenutzte Strukturen wie Zwergsträucher oder Schilfflächen, in machen Biotoptypen auch Gehölze, Gebüsche, Totholz oder Steinhaufen nehmen einen Anteil von mehr als 10 Prozent der Gesamtfläche ein.
- Vielfalt durch Unter-, Über- und Nichtbeweidung: Bezogen auf alle Flächen eines Weidesystems verbleiben jedes Jahr 10 bis 40 Prozent der Fläche als unbeweidete Brache oder als Weidereste, also als vom Vieh nicht vollständig abgefressene Bereiche. Andere Teile der Weide können überbeweidet sein, so dass Trittschäden entstehen und offener Boden vorhanden ist.
- Weidepflege allenfalls auf Teilflächen; falls eine Weidepflege zur Bekämpfung von Problemarten notwendig ist, wird auf die Vielfalt der Habitatstrukturen Rücksicht genommen.
Gerade Weidereste stellen für zahlreiche Tierarten wichtige Habitatrequisiten dar, beispielsweise als Nahrungs-, Refugial- und Fortpflanzungsräume für Insekten, Spinnen oder Vögel. Sie sollten ganzjährig verfügbar sein und dürfen daher im Zuge von Pflegemaßnahmen, wie etwa einer Nachmahd, nicht völlig beseitigt werden (ZAHN et al. 2007).
Die Vorsorge für das Wohl der Tiere und die Berücksichtigung von Belangen des Tierschutzes stehen auch bei der naturschutzorientierten Beweidung an erster Stelle. Das heißt (nach BURKART 2009)
- die Herdengröße wird ertrags-, flächen- und standortangepasst gewählt,
- standortangepasste Arten und Rassen werden bevorzugt,
- es werden ausreichend Unterstände und Beschattung geboten, am besten durch Integration vor Gehölzen,
- es wird nur tiergerechtes Zaunmaterial verwendet (kein Stacheldraht).
Beim Installieren von Zäunen wird in besonderem Maß auf die Durchgängigkeit und mögliche Gefährdungen für Wildtiere geachtet.
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Welche Lebensräume eignen sich für eine extensive Beweidung?
Intakte Hochmoore, wie das Murner Filz im Landkreis Rosenheim, sollten nicht beweidet werden. Foto: Andreas Zahn
„Weidetiere hat es in unserer Landschaft immer gegeben. Sie bilden quasi ein Verbindungsglied zwischen den früheren Naturlandschaften, in denen der Mensch als Jäger den Weidetierherden nachstellte, den mittelalterlichen zaunlosen Hudelandschaften und unserer heutigen Agrarlandschaft. Sie gewährleisten damit eine ununterbrochene Nutzungskonstanz über die Jahrhunderte hinweg. Weidetiere sind Schlüsselarten, die durch ihr Verhalten Lebensraum für andere Arten schaffen“ (LLUR 2010). Positive Erfahrungen mit extensiver Beweidung liegen dementsprechend für sehr trockene bis sehr nasse Standorte unterschiedlichster Exposition, Nährstoffversorgung und Bodenzusammensetzung vor. Es gibt nur wenige Lebensräume, die grundsätzlich nicht beweidet werden sollten. Dazu gehören zum Beispiel intakte Hoch- und Quellmoore, die durch den Tritt der Tiere geschädigt werden. In den meisten Fällen sind hingegen die Weideform und die Intensität der Beweidung für die Frage der Verträglichkeit ausschlaggebend.
Besonders sorgfältig muss eine Beweidung in folgenden Fällen geprüft werden:
Trittschäden an Steilhang durch Rinderbeweidung: Solche Strukturen stellen einerseits Ansatzstellen für die Erosion dar, andererseits schaffen sie Sonderlebensräume für eine Vielzahl konkurrenzschwacher Arten. Foto: Andreas Zahn
- In steilen, erosionsgefährdeten Hanglagen
- Bei Sonderstandorten wie Quellfluren, Mooren, Verlandungszonen, Felsmagerrasen oder Erosionsstellen, besonders wenn sie kleinflächig sind
- In Wäldern mit Schutzwaldfunktion
- In Wasserschutzgebieten
- Auf bisher gemähten, artenreichen Wiesen
- Auf bisher nicht beweideten Flächen mit Beständen seltener, naturschutzfachlich bedeutsamer Tier- und Pflanzenarten
- In Gebieten mit Vorkommen der Lebensraumtypen (LRT) und Arten der Anhänge 1, 2, 4 und 5 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie)
- Auf alpinen Urwiesen an und oberhalb der Baumgrenze
Besonders naheliegend ist eine Beweidung im Fall folgender Lebensräume:
- Durch Beweidung entstandene Lebensräume (zum Beispiel Kalk-Halbtrockenrasen der Alb)
- Brachflächen ohne Vorkommen seltener, an Mahd angepasster Pflanzenarten
- Intensiv genutztes Grün- oder Ackerland, das extensiviert werden soll
- Offenland mit vielen Gehölzstrukturen
- Strukturreiche Flächen, auf denen eine Mahd schwierig ist, zum Beispiel aufgrund des Bodenreliefs, der Hangneigung oder aufgrund kleinräumiger Verzahnung trockener und nasser Standorte
- Große Flächen, auf denen Sukzessionsprozesse erfolgen können (bis hin zu Gebieten für Wildnisentwicklung, also großen Arealen, die einer freien Naturentwicklung überlassen werden)
- Wälder ohne forstwirtschaftliche Nutzungsabsicht (außer Naturwaldreservate und Schutzwälder)
Eine detaillierte Übersicht im europäischen Kontext mit Vorschlägen für die Naturräume Bayerns sowie Hinweisen zu Betriebsformen und Zielarten gibt RINGLER (2000).
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Beweidung, Mahd oder Brache?
Junge Brachen erweisen sich oft als besonders artenreich, wobei auch seltene Arten (zum Beispiel Orchideen) profitieren können. Ältere Brachen sind mitunter aus faunistischer Sicht sehr wertvoll (KRUESS & TSCHARNTKE 2002; SJÖDIN et al. 2008; BALMER & ERHARDT 2000). So dienen abgestorbene Stängel Insekten zur Überwinterung; Vögel finden auf Brachen im Winter ein reiches Angebot an Sämereien und im Frühjahr geschützte Brutplätze in der dichten Bodenvegetation.
Werden Brachen mit Dominanzbeständen (hier Indisches Springkraut) extensiv beweidet, nimmt die Artenvielfalt stark zu. Springkaut wird zum Beispiel von Rindern gefressen. Foto: Andreas Zahn
Längerfristig nimmt die Pflanzenartenzahl auf Brachen jedoch ab, zumindest was die Offenlandarten betrifft, und spätestens mit dem Aufkommen dichter Gehölzbestände gilt dies auch für viele Tiergruppen. In der Regel kann daher auf brachgefallenen Flächen durch extensive Beweidung eine Erhöhung der Artenzahl und meist auch eine Förderung gefährdeter Offenlandarten erreicht werden (BOKDAM & GLEICHMANN 2000; DUPRÉ & DIEKMANN 2001; ZAHN et al. 2003, 2007). Generell ist dieser Effekt in nährstoffreichen Lebensräumen ausgeprägter und tritt schneller ein als in sehr mageren Habitaten. Entscheidend für die Zunahme des Artenreichtums ist die Erhöhung der Habitatvielfalt durch Tritt und Fraß der Weidetiere sowie die Beseitigung beziehungsweise Auslichtung von beschattenden Gehölzen oder Stauden und unduldsamen Herdenbildnern, wie beispielsweise Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum).
Auf kurzgefressen Stellen und in Trittspuren können sich neue Pflanzenarten ansiedeln, die in Brachebeständen mit einer dichten Streuschicht nicht aufkommen könnten (BECKER & SCHMIDT 1999). Bestimmte Tiergruppen, wie zum Beispiel Dungkäfer, die eine wesentliche Nahrungsquelle für viele Insektenfresser darstellen, treten bevorzugt in Weiden auf. Niedrige Vegetation ermöglicht manchen Vögeln erst die Nahrungssuche (DENNIS et al. 2008). Einige Tierarten sind sogar auf überweidete Bereiche mit offenem Boden angewiesen. Extensive Beweidung (zumindest von Teilbereichen) ist aus Naturschutzsicht einer völligen Verbrachung daher in der Regel vorzuziehen. Wird die Beweidung jedoch zu intensiv, so dass sie zu einer Vereinheitlichung der Habitatstruktur führt, ist mit negativen Folgen zu rechnen. In den meisten Fällen ist eine naturschutzorientierte Beweidung demnach so auszurichten, dass durch Unterbeweidung, Auszäunung oder Wechsel der Koppeln jedes Jahr wesentliche Teile der Gesamtfläche (10 bis 40 Prozent) nicht beweidet werden, so dass auch junge (bis zirka 3 Jahre) und ältere Brachen oder äußerst schwach beweidete Teilflächen vorhanden sind.
Brache und Standweide in einer Flussaue (Inn, Landkreis Mühldorf). Das Artenspektrum beider Flächen unterscheidet sich stark. Foto: Andreas Zahn
Vergleicht man Beweidung mit Mahd, so zeichnen sich extensive Weiden meist durch einen deutlich höheren Artenreichtum als standörtlich gleiche Schnittwiesen aus, wie SCHMID et al. (2001) in der Schweiz feststellen konnten. Bei sehr extensiven Nutzungen können die Unterschiede jedoch gering sein. DOLEK et al. (1999) fanden bei Heuschrecken und Tagfaltern auf Streuwiesen und Moor-Almendweiden am Alpenrand Unterschiede, hauptsächlich hinsichtlich der Häufigkeit und Stetigkeit der einzelnen Arten, weniger jedoch hinsichtlich des Artenspektrums insgesamt. Die Zahl der Tierarten der Roten Listen war in dieser Untersuchung auf Weiden signifikant höher als auf den Schnittwiesen (Glatt- und Goldhaferwiesen sowie Halbtrockenrasen). Allerdings gab es in Schnittwiesen im Mittel rund doppelt so viele Pflanzenarten der Roten Liste wie auf Weiden. Im Durchschnitt waren von der gesamten Artenzahl (Flora und Fauna) nur 40 Prozent in Wiesen und Weiden gemeinsam vertreten, so dass sich beide Nutzungsformen ergänzen: Gemeinsam ist die Artenzahl deutlich höher als für jeden Lebensraumtyp allein. Dabei war häufig der naturschutzfachliche Wert von Weiden für die Fauna wesentlich höher als für die Flora. Wie die Autoren betonen, zeichnen sich naturschutzfachlich hochwertige, artenreiche Landschaften oftmals durch ein Mosaik unterschiedlicher Nutzungen, also Wiesen, Weiden und Brachen aus. Dies erlaubt verschiedenen Tieren den Wechsel zwischen verschiedenen Nutzungsformen. Beispielsweise können blütenbesuchende Insekten nach der Mahd blütenreicher Wiesen auf Weiden ausweichen, die ein geringeres, jedoch ständig vorhandenes Blütenangebot aufweisen (JEDICKE 2008).
Steht die Bewahrung einer artenreichen Kulturlandschaft im Vordergrund, kann naturschutzorientierte Beweidung als eine wesentliche Komponente der Biotoppflege im Zusammenwirken mit anderen Maßnahmen und Methoden angesehen werden. Wenn es allerdings gilt, möglichst natürliche Prozesse in weitläufigen „Wildnisentwicklungsgebieten“ zu ermöglichen, können dedomestizierte Weidetiere als Ersatz für ausgerottete Großsäuger (wie Wildpferd und Auerochse) und damit als Bestandteile natürlicher Ökosysteme betrachtet werden. In solchen Fällen ist die Entwicklung der Landschaft jedoch nicht exakt vorhersehbar (RIECKEN et al. 2004; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008) und es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die im Fokus des Naturschutzes stehenden Arten automatisch profitieren.
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Auswirkungen der Beweidung
Ursprünglich wurden Weidetiere behirtet. Unter diesem Weideregime entstand der größte Teil des Offenlandes in Mitteleuropa. Der Hirte kann die Dichte der Tiere und die Dauer des Fraßes steuern, also zum Beispiel eine kurze intensive Beweidung oder einen geringen Verbiss erzielen. Unabhängig von der verwendeten Weidetierart sind auch bei anderen Weidesystemen die Anzahl der Tiere und die Dauer der Beweidung wesentliche „Stellschrauben“, mit denen sich die Auswirkungen auf die jeweiligen Lebensräume erheblich beeinflussen lassen.
Dabei ist zu beachten, dass hinsichtlich des Einflusses einer Tierart auf einen Habitattyp auch bei gleichem Weidemanagement durchaus lokale Unterschiede auftreten. Neben Standortfaktoren wie Boden und Klima spielen dabei auch die individuellen Erfahrungen und Präferenzen der Tiere, die Jahreszeit, in der die Beweidung erfolgt und die relative Häufigkeit einzelner (unterschiedlich schmackhafter) Pflanzenarten eine Rolle. Daraus resultiert zum Beispiel eine erhebliche Varianz hinsichtlich der (erwünschten oder unerwünschten) Schädigung von Gehölzarten durch Verbiss und Schälung.
Intensiv beweidete Flächen sind meist artenarm, insbesondere wenn durch Weidepflege die Ausbildung weidetypischer Strukturen, wie Inseln aus überständiger Vegetation, verhindert wird. Intensive Beweidung fördert eher eurytope, also verbreitete, häufige Arten, extensive Beweidung eher stenotope, auf bestimmte Habitate beschränkte und gefährdete Arten. Im Bild abgemähte Disteln auf einer Kurzrasenweide bei Günzburg. Foto: Andreas Zahn
Eine intensive Beweidung, bei der das Vieh in hoher Dichte sehr häufig oder sehr lange auf einer Fläche weidet, hat fast immer negative Auswirkungen auf Flora und Fauna. Wird hingegen nur wenige Male im Jahr für kurze Zeit (in der Regel wenige Tage) intensiv, also mit vielen Tieren beweidet, kann dies eine adäquate Pflegeform sein. Je höher die Besatzdichte und je kürzer die Dauer der Beweidung ist, umso mehr ähnelt die Beweidung in ihrer Wirkung einer Mahd: Bei „Umtriebs- und Portionsweiden“ können die Tiere wenig selektieren und ein großer Teil des Aufwuchses wird gefressen. Die nicht gefressene Vegetation wird zumindest zertrampelt. Bei kurzer intensiver Beweidung werden alle Pflanzen wie bei der Mahd in ähnlichem Umfang geschädigt, haben in mehrmonatigen Weidepausen die Möglichkeit zur Regeneration und gegebenenfalls zur Reproduktion. Botanisch ähneln solche Weiden den Mähwiesen am stärksten. Die Fauna wird bei dieser hohen Beweidungsintensität durch Tritt und Fraß stark geschädigt (zum Teil stärker als bei einer Heumahd). Ausgezäunte Bereiche und Brachestreifen sind dann als Rückzugsräume oder „Wiederbesiedlungszellen“ von entscheidender Bedeutung.
Je länger die Weidetiere auf einer Fläche verbleiben und je niedriger ihre Anzahl ist, umso stärker werden schmackhafte Pflanzenarten bevorzugt und andere gemieden. Insbesondere am Anfang der Weideperiode tendieren diese Flächen zur Unterbeweidung. Dies führt bei mehrmonatiger oder ganzjähriger Standweide zu Verschiebungen in der Vegetationszusammensetzung und zu einem Strukturmosaik: Intensiv befressene Bereiche wechseln, oft kleinräumig, mit kaum verbissener Vegetation, was eine artenreiche Fauna begünstigt. Die Vegetation ist zwar vielfältig, doch deutlich blütenärmer als auf Extensivwiesen vor der Mahd oder auf Umtriebsweiden vor der Beweidung. Allerdings sind Blüten im Gegensatz zu Mähwiesen und Umtriebsweiden durchgehend vorhanden. Manche „schmackhaften“ Pflanzenarten können durch die Beweidung abnehmen.
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Vier Haupttypen naturschutzorientierter Weideformen
1. Ganzjährige Standweide
Sie erfolgt mit robusten Tierarten (in der Regel Rindern und/oder Pferden) sowie gegebenenfalls mit Wildtieren (zum Beispiel Rotwild), die futterbaulich geringwertigen Aufwuchs gut umsetzen können und widriger Witterung standhalten. Die Tiere werden in natürlichen Herdenverbänden auf großen Flächen (größer als 20 ha; REISINGER 2004) gehalten. Die Besatzdichte orientiert sich an der Produktivität der Flächen und insbesondere an dem Nahrungsangebot im Winter (die im Sommer nicht gefressene überständige Vegetation wird zu dieser Zeit stark reduziert); eine Zufütterung erfolgt nur in Notzeiten. Die Tierdichte ist deshalb 10- bis 30-mal geringer als in Situationen, in denen sie sich nach der im Sommerhalbjahr verfügbaren Nahrung richtet (REISINGER 2004). Dieser Autor gibt als grobe Richtlinie bei einer Bodenwertzahl von unter 15 einen Besatz von zirca 0,3 GV je ha an, bei einer Bodenwertzahl von über 30 liegt der Wert bei zirka 0,6 GV je ha. Die Weidetiere erleiden bei dieser Form der Beweidung im Winter meist einen deutlichen Gewichtsverlust. Dies kann den Fleischertrag mindern, entspricht jedoch den natürlichen Bedingungen wildlebender Bestände.
Im Extremfall handelt es sich bei diesem Typ um großräumige (größer als 1.000 ha) Gebiete zur Naturlandschaftsentwicklung. Die Populationen großer Pflanzenfresser können sich hier in Abhängigkeit von der Umweltkapazität und unter minimalem Managementeinfluss (die Weidetiere werden beispielsweise nicht genutzt) entwickeln (zum Beispiel Oostvaardersplassen in den Niederlanden; KÖNIG et al. 2003).
Ganzjahresweide mit Pferden und Rindern in den Lippeauen (Nordrhein-Westfalen).
Foto: Andreas Zahn
2. Sommerstandweide
Die Tiere weiden während der Vegetationsperiode etwa von April bis in den Spätherbst auf den naturschutzfachlich wertvollen Flächen und werden im Winter im Stall oder auf anderen Flächen gehalten, auf denen die Zufütterung kein Problem darstellt.
Aufgrund der meist konstant bleibenden Anzahl an Weidetieren ist die Fläche anfangs tendenziell unterbeweidet (der Aufwuchs wird nicht vollständig genutzt). Im Herbst erfolgt je nach Besatzdichte ein stärkerer Verbiss der bis dahin verschmähten Vegetation, doch verbleiben in der Regel Weidereste in erheblichem Umfang auf der Fläche. Diese Form der Beweidung eignet sich aufgrund des geringen Arbeitsaufwandes gerade auch für kleine, wenige Hektar große Flächen. Hier können korrigierende Eingriffe (zum Beispiel Änderung der Besatzdichte oder zeitlich begrenzte Teilauszäunung) zur Optimierung der Pflege öfter notwendig werden, doch lassen sie sich hier auch leichter durchführen als in sehr großen Arealen.
Sommerstandweide mit Rindern und Wasserbüffeln bei Jettenbach, Landkreis Mühldorf. Erkennbar sind kurz gefressene Weiderasen und rechts im Bild wenig verbissene Staudenbestände, dominiert von Rossminze, Weidenröschen und Brennnessel.
Foto: Andreas Zahn
3. Winterstandweide
Sie beginnt gegen Ende der Vegetationsperiode im Herbst und endet im Frühjahr, ehe das Hauptwachstum der Pflanzen einsetzt. Durch Winterbeweidung werden überständige Vegetation und vor allem Gehölze deutlich besser als im Sommer reduziert. Da während der Vegetationsperiode keine Nutzung (auch nicht durch Mahd) erfolgt, können sich sehr blütenreiche Flächen entwickeln.
Winterbeweidung kann nur auf trittfesten Flächen in wintermilden Gebieten erfolgen; auf die Tiergesundheit und auf die Erschöpfung des Nahrungsangebots auf der Fläche ist besonders zu achten. Mit einer (in der Natur im Winter üblichen) Gewichtsabnahme der Tiere ist zu rechnen. Eine Zufütterung sollte, von wichtigen Mineralien abgesehen, auf Notsituationen beschränkt werden, da ansonsten die gewünschte Pflegebeweidung unterbleibt. Magern die Tiere zu stark ab, ist die Weidefläche zu wechseln.
Eine Alternative kann die Beschränkung der Beweidung auf Herbst und Frühwinter sein. Sie kann zu einer erheblichen Reduktion der Vegetation (auch der Gehölze) führen. Wenn Frost und Schnee das Management erschweren, endet die Beweidung.
Wird im Herbst und Winter beweidet, nimmt die für viele Tiere wichtige höhere Brachvegetation oft sehr stark ab. Ausgezäunte Brachflächen, wie hier rechts im Bild, sind dann besonders wichtig.
Foto: Andreas Zahn
4. Umtriebsweide/Koppelbeweidung
Darunter wird eine kurzzeitige Beweidung mit hoher Besatzdichte (gegebenenfalls mehrmals im Laufe der Vegetationsperiode) verstanden. Die Tiere werden entweder behirtet oder es erfolgt ein Umtrieb zwischen mehreren Koppeln. Die Auswirkungen auf die Vegetation ähneln denen der Heumahd, so dass sich dieser Beweidungstyp insbesondere für den Erhalt mahdangepasster Pflanzengesellschaften eignet. Der Arbeitsaufwand ist hier vergleichsweise hoch.
Gekoppelte Schafe und Ziegen auf einer Magerwiese im Frühjahr.
Landkreis Mühldorf; Foto: Stampfl
Zwischen diesen vier Weideformen gibt es Übergangsformen, so dass Ausmaß und Art des Verbisses gezielt gesteuert werden können, wobei auch die Weidetierarten beziehungsweise -rassen eine entscheidende Rolle spielen.
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Generell lässt sich sagen
- Natürliche Entwicklungen werden am ehesten durch die Beweidungsform der Standweide zugelassen, wenn auf Weidepflege weitgehend verzichtet wird. Ein statischer Erhalt bestimmter kleinflächiger Vegetationstypen ist dabei jedoch schwer möglich. Selbst auf Koppeln, die nur wenige Hektar groß sind, entsteht ein Mosaik sehr unterschiedlich intensiv genutzter Areale und damit eine hohe Lebensraumvielfalt. Günstiger sind jedoch große Flächen (größer als 20 ha; REISINGER 2004). Mit der Großflächigkeit extensiver Weidelandschaften nimmt der Artenreichtum zu (ASSMANN & FALKE 1997).
- Je geringer die Besatzdichte und je länger die Verweildauer der Tiere auf den Weideflächen ist, umso weniger lässt sich die Entwicklung steuern und umso unterschiedlicher werden die Auswirkungen auf Teilflächen sein – von intensiver Nutzung bis zur Verbrachung. Dieser Effekt wird darüber hinaus durch Flächenumfang und ökologische Heterogenität (Boden, Feuchte und so weiter) der Weideflächen verstärkt.
- Innerhalb der Weideflächen erfolgt eine Nährstoffverlagerung aus den von den Tieren gerne gefressenen (oft nährstoffreicheren) Bereichen, hin zu Ruheplätzen (zum Beispiel Wälder und Gehölze oder trockenere Stellen innerhalb von Feuchtgebieten), wo verstärkt Kot abgegeben wird (Lägerfluren). Insgesamt kommt es durch extensive Beweidung zu einem Nährstoffaustrag, solange keine Zufütterung oder Düngung erfolgt.
- Je häufiger Bodenverwundungen entstehen, umso stärker werden konkurrenzschwache Arten, insbesondere Pionierarten, gefördert. Bodenverwundungen ermöglichen jedoch auch die Etablierung von Gehölzen, deren Aufkommen nur durch wenige Beweidungsformen verhindert wird. Langfristig können durch Beweidung offene Grasflächen in Wäldern entstehen, während sich im Offenland wenig befressene Gehölze etablieren und die Sukzession zum Wald einleiten (Resource-mediated Successional Grazing Cycle (RSGC) theory; BOKDAM 2003). Ist nur die „Offenhaltung“ einer Fläche das Ziel, kann eine Brache mit sporadischer Entbuschung eine kostengünstigere Lösung als eine Beweidung sein.
- Bei Weidesystemen, die zu einer weitgehenden Reduktion des Aufwuchses führen (zum Beispiel durch Nachmahd oder bei Ganzjahresweiden, wenn die überständige Vegetation im Winter gefressen wird), entfällt eine für viele Tierarten wesentliche Habitatstruktur. So nehmen zum Beispiel dadurch für Vögel das Angebot an Brutplätzen im nächsten Frühjahr und das als Winterfutter wichtige Samenangebot ab (MCCRACKEN & TALLOWIN 2004).
Durch Unterbeweidung verbleibt im Herbst reichlich überständige Vegetation, die zum Beispiel für Vögel als Nahrungshabitat im Winter und Brutplatz im Frühjahr von Bedeutung ist (Standweide mit Galloway-Rindern und Ziegen bei Heldenstein, Landkreis Mühldorf.
Foto: Andreas Zahn
In vielen Fällen kann eine Beweidung auch mit anderen Pflegeformen kombiniert werden. Beispielsweise können auf Standweiden wüchsige Bereiche innerhalb der Weide im Frühjahr durch einfache Elektrozäune ausgezäunt werden. Diese Bereiche können dann zur Futtergewinnung dienen. Nach der Mahd können die Zäune wieder entfernt werden (OPPERMANN & LUICK 2002). Im Falle einer Koppelhaltung können einzelne Koppeln gemäht statt beweidet werden.
Da vor der Industrialisierung der Landwirtschaft eine kurze, extensive Vorweide ab März oder April für viele Mahdwiesen eine übliche Nutzung war, kann diese Methode in der naturschutzorientierten Beweidung verstärkt zum Einsatz kommen. Entsprechendes gilt auch für eine Nachweide im Spätherbst oder Frühwinter (KAPFER 2010). Eine Vorweide führt zu einer Verzögerung des Aufwuchses und zur Förderung von Kräutern. Lagern die Weidetiere zudem nicht auf den Flächen, kommt es zusätzlich zu einem deutlichen Nährstoffentzug (KAPFER 2010). Dadurch verzögert sich die Zweitnutzung, so dass viele Kräuter aussamen und Vögel ungestört brüten können.
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Allgemeine Regeln für eine naturschutzorientierte Beweidung
- Typische Strukturen extensiver Weiden, wie Gehölzinseln, Totholz, überständige Vegetation, Steinhaufen, Trittstellen und so weiter, sind faunistisch sehr bedeutsam. Bei der Weidepflege (zum Beispiel Nachmahd) sollte daher darauf geachtet werden. Kann auf Weidepflege nicht verzichtet werden, so sollte man sie auf Teilbereiche beschränken.
- Führt die Beweidungsform zur gleichmäßigen Reduktion des Aufwuchses, sollten aus faunistischer Sicht jedes Jahr 10 bis 40 Prozent der Fläche nicht beweidet werden (System jährlich wechselnder Brachen).
- Im Winter (November bis Februar) wird (bei Nahrungsknappheit!) überständiger Aufwuchs reduziert; Gehölze werden verstärkt verbissen. Dies kann gezielt für das Flächenmanagement genutzt werden. Ist keine durchgehende Winterbeweidung geplant, so kann die Weideperiode in Abhängigkeit von der Witterung möglichst lang ausgedehnt werden (Herbst bis Frühwinter).
- Durch die Platzierung von Tränken, Unterständen, Salzlecksteinen und so weiter lässt sich die Beweidungsintensität in Teilbereichen in gewissem Umfang steuern (zum Beispiel Anbringung von Salzlecksteinen dort, wo stärkerer Verbiss gewünscht ist).
- Für manche Tiergruppen, insbesondere für die auf Dung angewiesenen Arten und deren Fressfeinde (Konsumenten), ist die ganzjährige Anwesenheit der Weidetiere beziehungsweise eine möglichst kurze Aufstallung im Winter von entscheidender Bedeutung, damit ihre Populationsentwicklung nicht unterbrochen wird.
- Erfolgt eine Umtriebsweide, sollte eine jährliche Änderung der zeitlichen Nutzungsfolge (insbesondere der Erstnutzung) und Dauer auf den Koppeln erwogen werden. Besondere Rücksichtnahme bei der Planung sollte auf das Vorkommen bestimmter Pflanzenbestände und Wiesenbrüter gelegt werden.
- Besonders blütenreiche Flächen entstehen, wenn während der Aufwuchs- und Blütezeit nicht beweidet wird. Nach der Blütezeit sinkt jedoch der Futterwert der Vegetation, so dass sich späte Beweidungszeitpunkte nicht immer realisieren lassen und Kompromisse eingegangen werden müssen.
- Zur Aushagerung und dadurch zu einer weiteren Förderung des Blütenreichtums kann eine kurze, intensive Beweidung im Frühjahr zweckmäßig sein. Sie sollte vor Beginn der Hauptaufwuchszeit enden. Eine zweite kurze Beweidung gegen Ende der Vegetationsperiode kann sich zusätzlich positiv auf den Pflanzenbestand auswirken.
- Mit einer Weidepflege, insbesondere einer Nachmahd, können überständige Vegetation und aufkommende Gehölze reduziert werden, doch ist dies im Allgemeinen mit negativen Auswirkungen auf die Fauna verbunden (eine Abnahme mancher von den Tieren stark bevorzugter Pflanzen lässt sich hingegen durch Weidepflege nicht ausgleichen!).
- Durch eine Kombination mehrerer Weidetierarten kann eine einseitige Nutzung bestimmter Vegetationsbereiche in gewissem Umfang ausgeglichen werden. So nutzen zum Beispiel Rinder eher feuchtere und nährstoffreichere, Schafe trockenere und etwas nährstoffärmere Bereiche (PUTFARKEN et al. 2004).
- Mahd und Beweidung können kombiniert werden. Dabei entscheidet der Zeitpunkt und die Art der Nutzung des ersten beziehungsweise auf nährstoffreichen Flächen auch des zweiten Aufwuchses wesentlich über die Pflanzenartenzusammensetzung. Erfolgt zunächst eine Mahd, wird sich auch bei einer Nachweide ein von der Schnittnutzung geprägter Pflanzenbestand entwickeln.
- Die Kosten der Beweidung steigen in der Regel mit zunehmender Parzellierung und der Häufigkeit des Umtriebs (Wechsel der Weidefläche). Wirtschaftlich am günstigsten ist es, Tiere in geringer Besatzdichte lange Zeit auf nicht parzellierten Flächen zu halten (Standweide).
Frischer Kuhfladen mit Fliegen im November, eine wichtige Nahrungsressource für insektenfressende Vögel.
Foto: Andreas Zahn
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Beweidung und Öffentlichkeit
Üblicherweise werden gezäunte Weideflächen von der Bevölkerung nicht betreten, doch gibt es Ausnahmen, wie die Alm- und Alpflächen im Alpenraum. Hier treten immer wieder Probleme auf, zum Beispiel wenn sich Besucher nicht angemessen verhalten (Wegegebot) oder wenn Weidetiere auf mitgeführte Hunde aggressiv reagieren (oder umgekehrt). Bei manchen Tierarten oder -rassen (Przewalskipferde, Wisente) bestehen generell Risiken für Besucher der Weiden, so dass die Flächen nicht frei betreten werden dürfen.
In den Niederlanden werden seit vielen Jahren Rinder (hauptsächlich Highlands und Galloways) und Pferde (hauptsächlich Koniks) in Gebieten eingesetzt, die zugleich der Naherholung dienen. Dabei traten Probleme (wie zum Beispiel Bisse) mit Pferden häufiger auf als mit Rindern. Pferde nähern sich dem Menschen stärker. Durch eine (üblicherweise) verbotene Fütterung der Tiere kann dieses Verhalten gefördert werden. Daneben erwies sich eine zu starke Annäherung an die Tiere (zum Beispiel an Kühe mit Kälbern) als Grund für Zwischenfälle. Daraus lassen sich folgende Regeln ableiten, falls Besucher freien Zugang zu Weideflächen haben (HENKENS 2002):
- Besucher müssen auf die Risiken und notwendigen Verhaltensregeln hingewiesen werden. Dazu gehört, dass die Tiere nicht gefüttert werden dürfen, dass man sich ihnen nicht mehr als 25 m nähert, ein Wegegebot sowie ein Verzicht auf das Mitführen von Hunden.
- Die für das Gebiet verantwortlichen Personen müssen sich im Vorfeld über die Risiken und über das Vorgehen bei Unfällen Gedanken machen.
- Es sollten ruhige Rassen zum Einsatz kommen. Das Verhalten der Tiere muss regelmäßig überprüft werden, so dass eine rechtzeitige Entfernung „auffälliger“ Individuen möglich ist.
Wo Besucher mit Weidetieren in näheren Kontakt treten können, entsteht ein erhöhtes Risiko von Unfällen (hier Koniks in der Millingerwaard, Niederlande).
Foto: Andreas Zahn
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Fallbeispiel
Beispiel für Besatzstärken
SCHMID (2003) gibt als Grundregel für die Herleitung einer angepassten Besatzstärke an, dass die vorhandene Biomasse bis auf etwa 10 bis 20 Prozent Weidereste abgefressen werden soll. Dieser Wert kann als Richtmaß für Umtriebsweiden gelten, wobei zusätzlich in vielen Lebensräumen nicht beweidete Brachflächen vorzusehen sind. Im Falle von Standweiden kann auch ein erheblich größerer Weiderest als angemessen angesehen werden. Dies hängt von der Zielsetzung im Einzelfall ab. Wichtig ist jedoch, dass der Aufwuchs von Jahr zur Jahr in Abhängigkeit von der Witterung stark schwankt, so dass eine Anpassung der Besatzdichte erforderlich sein kann.
Für die Herleitung eines angepassten Tierbesatzes sollten nach SCHMID (2003) zwei Wege parallel beschritten werden: „Beim Erfahrungsweg geht man von der aktuellen Besatzstärke aus und korrigiert diese aufgrund der formulierten Ziele (zum Beispiel 20 Prozent überständiges Futter nach dem Weideabtrieb: Wenn weniger vorhanden, dann Tierbesatz reduzieren). Beim rechnerischen Weg geht man davon aus, dass eine Großvieheinheit (1 GV) rund 15 kg Trockensubstanz (TS) pro Tag verzehrt, inklusive der Verluste durch zum Beispiel Zertreten des Futters.“
Rechenbeispiel
Wie viele Fleischschafe sollen auf einer Kammgras-Weidefläche von 1,4 Hektar gehalten werden?
1 GV benötigt 15 kg Trockensubstanz (TS) pro Tag (d)/1 GV entspricht 5,9 Schafe
Nutzbare Ertrag: 5.000 kg Trockensubstanz pro ha und Jahr
Abzüglich 15 Prozent: 4.250 kg Trockensubstanz pro ha und Jahr
Weidedauer (Besatzzeit): 180 Tage
- (4.250 kg/ ha mal a)/(15 kg/GV mal d) = 283 GV-Tage (Besatzstärke)
- 283 GV-Tage/180 Tage = 1,57 GV (Besatzdichte)
- 1,57 GV mal 5,9 = 9,26 Schafe (Anzahl Schafe pro Hektar)
- 9,26 Schafe mal 1,4 ha = 13 Schafe
Ergebnis: 13 Schafe können auf der Weidefläche gehalten werden.
Während in vielen Teilen Bayerns auf mageren Flächen Besatzstärken von unter 1 GV pro ha und Jahr sinnvoll sind (in ganzjährig beweideten Großgebieten gegebenenfalls sogar nur 0,2 bis 0,5 GV pro ha und Jahr), können in regenreichen Gebieten auf nährstoffreicheren Flächen auch 1 bis 2 GV pro Hektar und Jahr angemessen sein.
In der Praxis orientiert man sich meist an Besatzstärken vergleichbarer Projekte und variiert den Tierbestand aufgrund der Erfahrungen in den ersten Weidejahren.
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Literatur
Assmann, T. & Falke, B. (1997): Bedeutung von Hudelandschaften aus tierökologischer und naturschutzfachlicher Sicht. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 54: 129 bis 144.
Balmer, O. & Erhardt, A. (2000): Consequences of succession on extensively grazed grasslands for Central European butterfly communities: Rethinking conservation practices. – Conservation Biology 14 (3): 746 to 757.
Becker, C. & Schmidt, M. (1999): Beweidung von Extensivgrünland mit Island-Pferden. – Natur- und Kulturlandschaft 3: 354 bis 361.
Bokdam, J. & Gleichman, J. M. (2000): Effects of grazing by free-ranging cattle on vegetation dynamics in a continental north-west European heathland. – Journal of Applied Ecology 37: 415 to 431.
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Autor:
Dr. Andreas Zahn
Hermann-Löns-Straße 4
84478 Waldkraiburg
Telefon +49 8638 86117
andreas.zahn@iiv.de
Gutachter:
Wolfgang von Brackel
Michael Kraut
Zitiervorschlag:
Zahn, A. (2014): Einführung in die naturschutzorientierte Beweidung. - In: Burkart-Aicher, A. et al., Online-Handbuch "Beweidung im Naturschutz", Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Laufen, http://www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/handbuchinhalt.htm.
Ansprechpartnerin an der ANL:
Dr. Bettina Burkart-Aicher
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