Der Fischotter im Berchtesgadener Land
Fischotter im Wasser
(Foto: Martin Kreuels/piclease).
Anfang 2017 gab es in der lokalen Presse Berichte über Neumeldungen des Fischotters (Lutra lutra) in der Region Laufen. Dass der Fischotter nicht erst „eingezogen“ ist im Berchtesgadener Land, sondern schon lange wieder hier ist, dürfte vielleicht weniger bekannt sein.
Denn schon vor mindestens 20 Jahren kehrte der Otter wieder ins Salzachgebiet und ganz generell in die ostbayerischen Grenzregionen Niederbayern, Oberpfalz und Oberfranken zurück (Broschüre).
Verbreitung und Lebensweise des Fischotters in Bayern
Verbreitung des Fischotters in Bayern (URL; Stand 01.02.2017).
Wie sie eine Zählung der Tiere erschwert
Die exakte Zahl der Otter anzugeben, ist jedoch sehr schwierig, da die Tiere überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind und tagsüber in ihren Verstecken schlafen. Hinzu kommt, dass sie am liebsten alleine leben und auf ihren Nahrungsstreifzügen ausgiebige Wanderungen (durchaus bis zu 20 Kilometer weit) unternehmen. Meist bekommt man die Anwesenheit des Otters nur mit, weil er seine Reviere mit seiner Losung kennzeichnet (Broschüre).
Die Reviere der Säugetiere sind sehr groß – als Mindestgröße eines von einer Population des Fischotters dauerhaft besiedelbaren Landschaftsraumes werden Gebiete mit einer Fläche ab 7.500 km² angegeben (URL).
Dabei leben sie nie in großen Gruppen, da Fischotter keine anderen Rüden neben sich dulden (Broschüre). Wenn man also den „Beweis“ für einen Fischotter in einer Region gefunden hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass dort trotzdem nur eine kleine Population oder gar ein Einzeltier lebt, das man selten oder nie zu Gesicht bekommt.
Lebensraum des Fischotters
Schwimmender Fischotter
(Foto: Rüdiger, Kaminski/piclease).
Als guter Schwimmer und Taucher liebt der Fischotter großräumig vernetzte Gewässersysteme. Er bevorzugt störungsarme, naturnahe Fließ-, Still- oder Küstengewässer, wie Bäche, Seen, Sümpfe, Flussmündungen und Meeresufer.
Voraussetzung ist dabei immer: sauberes Wasser. Wichtig sind ihm auch ein gutes Nahrungsangebot und intakte, reich strukturierte Ufer. Überhängende Bäume und Sträucher, Baumwurzeln und hohle Bäume dienen dem Otter zur Deckung, als Ruheplatz oder Unterschlupf. In diesen Zufluchtsorten bringt ein Weibchen jahreszeitenunabhängig auch ein bis drei Jungen zur Welt (URL).
Nahrung des Fischotters
Junger Fischotter
(Foto: Christian Müller/piclease).
Wie alle Marder ernährt sich der Fischotter sehr vielseitig und frisst nicht nur Fische, sondern auch andere Wirbeltiere, wie Frösche, Reptilien, Vögel und kleine Säuger, sogar Bisame, sowie Muscheln, Krebse und Insekten (Broschüre).
Gefährdung des Fischotters – heutige Ursachen
Nach der Roten Liste Bayern gilt der Fischotter als vom Aussterben bedroht und ist somit streng geschützt. Gründe für die Gefährdung sind heute Schiffsschrauben, Umweltgifte und steigender Freizeitdruck an Gewässern. Zu den größten Gefahren für den Otter zählt aktuell jedoch der Straßenverkehr – rund 90 Prozent der gemeldeten Fischotter-Totfunde sind Straßenverkehrsopfer. Zum Tod kommt es zum Beispiel dann, wenn der Otter, sehr typisch für ihn, nicht unter Brücken hindurchschwimmt, sondern ausweicht und sie über Land umgeht (Broschüre). Vormals sorgten die Zerstörung der Gewässerlebensräume durch Kanalisierung und Gewässerausbau sowie die Verminderung der Wasserqualität und des Nahrungsangebots für die Dezimierung des Otterbestands (URL).
Gefährdung des Fischotters – historische Ursachen
Fischotter macht Männchen
(Foto: Martin Kreuels/piclease).
Darüber hinaus wurde der Fischotter, im Volksmund auch Wassermarder genannt, bis ins 20. Jahrhundert als Fischräuber, aber auch wegen seines Fells verfolgt und in weiten Teilen ausgerottet. Alte Überlieferungen berichten von staatlichen Otterjägern, die in Oberfranken „Otterstecher“ genannt wurden. Oft wurden bei der Otterjagd auch Jagdhunde eingesetzt, die den Otter müde hetzten.
Ebenso verbreitet war die Jagd mit dem Fangeisen: Einer Fußfalle, in der sich das Tier verfing und oftmals auch ertrank, weil es durch das schwere Eisen unter Wasser gezogen wurde. Das ganzjährig dichte Fell des Otters schützte die Menschen im Winter vor Kälte.
Otterhaube – Kopfbedeckung aus Otterfell zur Tracht
(Foto: Broschüre).
Im bayerischen Raum waren im 19. Jahrhundert außerdem Otterhauben fester Bestandteil bäuerlicher und bürgerlicher Trachten, die zu festlichen Anlässen getragen wurden. Zunächst wurden flache Mützen, „Otterbrämerl“ genannt, „nur“ ringförmig mit einem Otterpelz verziert. Später entwickelten sich die Kopfbedeckungen dann zu hohen Pelzhauben, den Otterhauben
(Broschüre).
Einwanderung des Fischotters aus benachbarten Ländern
Seitdem die Bejagung verboten wurde, konnten sich mancherorts die Bestände stabilisieren (URL).
Dennoch sind Fischotter auf einen Austausch der Populationen mit Ländern wie Tschechien und Österreich angewiesen, da die Sterberate der Tiere nicht durch die Geburtenrate ausgeglichen werden kann. Eine systematische Wiederansiedelung des Fischotters findet nicht statt (Broschüre), stattdessen bemühen sich verschiedene Projekte um die Wiederherstellung beziehungsweise Erhaltung des Fischotter-Lebensraums.
Projekte zum Schutz des Fischotters
Rastender Fischotter
(Foto: Helmut Heimpel/piclease).
In Bayern gibt es seit 2013 einen Fischottermanagementplan, der die Erhaltung und Ausbreitung des Fischotters in Bayern gewährleisten soll. Beispielsweise hat der Managementplan die Reduktion der verkehrsbedingten Otterverluste zum Ziel. So könnte man zu Gewässern parallellaufende Straßen abzäunen, bestehende Unterführungen ottergerecht nachrüsten oder nachträglich Wildtunnel einbauen. Bei neuen Straßenbauvorhaben ist ein ausreichender Otterschutz schon im Planungs- und Genehmigungsprozess zu gewährleisten (URL).
Im Rahmen des „Vertragsnaturschutzprogramms“ können Landwirte auf freiwilliger Basis für extensive Nutzung oder Nutzungsverzicht auf gewässernahen Flächen/Uferrandstreifen (zum Beispiel Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz) gefördert werden (URL).
Außerdem gibt es das europaweite Vorhaben „Otter-Habitat-Netzwerk Europa“ (OHNE), das die Wiedervernetzung der Ottervorkommen auf europäischer Ebene zum Ziel hat (URL).
Der Fischotter nach Jagdrecht
Besonders wichtig ist, dass der Fischotter gemäß des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) dem Jagdrecht unterliegt und nach diesem ganzjährig geschont ist und somit nicht gejagt oder verfolgt werden darf (Broschüre). Darüber hinaus setzt sich die Naturschutz-Stiftung des Bayerischen Jagdverbands „Wildland-Stiftung Bayern“ für die Wiederherstellung des Fischotter-Lebensraums ein und engagiert sich stark für die Akzeptanz des Fischotters (URL).
Weiterführende Quellen
Interne Links
Externe Links
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