Wiesenbrüterberater in Bayern
Die Bestände der Wiesenbrüter sind vor allem durch den Wandel in der Landnutzung außerordentlich stark gefährdet. Sie bewohnen überwiegend extensiv bewirtschaftetes Feuchtgrünland, das immer mehr an Fläche verliert. Von den neun in Bayern vorkommenden Arten sind sieben vom Aussterben bedroht und die weiteren zwei stark gefährdet. Dort wo eine intensive, fachlich kompetente und dauerhafte Gebietsbetreuung erfolgt, sind hingegen deutliche Schutzerfolge zu verzeichnen. Beispiele sind die Regentalaue, die Pfäfflinger Wiesen im Ries oder das Königsauer Moos im Unteren Isartal.
2013 wurde zum Schutz und Erhalt der Wiesenbrüter das Artenhilfsprogramm (AHP) „Wiesenbrüter“ ins Leben gerufen. 2015 folgte die Wiesenbrüter-Agenda , als eine weitere Säule des Wiesenbrüterschutzes in Bayern. Die Wiesenbrüter-Agenda ist eine umfassende Zusammenschau der Erkenntnisse von 30 Jahren Wiesenbrüterschutz in Bayern. Neben einer gründlichen Analyse der Bestände der Einzelarten in Bayern, werden konkrete Maßnahmen zum erfolgreichen Schutz der Wiesenbrüter vorgeschlagen. Erfolgreiche Maßnahmen werden anhand von Best practice-Beispielen veranschaulicht. Die Wiesenbrüter-Agenda wird der Leitfaden sein für die Umsetzung des AHP zur Rettung der Wiesenbrüter in Bayern. In dieser Agenda wird einer engagierten und intensiven Gebietsbetreuung besondere Bedeutung zugemessen, die durch die sogenannten „Wiesenbrüterberater“ durchgeführt werden soll.
Eine wichtige Aufgabe der Wiesenbrüterberater besteht darin, den Lebensraum der Wiesenbrüter zu schützen und wo erforderlich, zu verbessern. Nur wenn die Vögel erfolgreich brüten, bleiben die Populationen erhalten. Gemeinsam mit den Landbewirtschaftern sollen Lösungen gesucht werden, um für beide Seiten optimale Bedingungen zu schaffen. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können Schutzmaßnahmen langfristig Erfolge erzielen. Die Berater stehen als Ansprechpartner bei Problemen beratend zur Seite, markieren Gelege, begleiten die Mahd und kontrollieren den Erfolg von Maßnahmen. Da die naturverträgliche und artgerechte Bewirtschaftung von feuchten Extensivwiesen oft nicht leicht ist, machen die Berater die Landwirte auch auf passende Aufwandsentschädigungen und Förderprogramme aufmerksam. Zusätzliche Aufgabe ist es Erholungssuchende zu sensibilisieren, denn Wiesenbrüter sind scheu und reagieren auf Störungen häufig mit der Aufgabe ihrer Bruten. Daher ist es wichtig, besonders in der Brutzeit von Anfang März bis Mitte Juni die Wege nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu führen.
Seit 2017 werden die Wiesenbrüterberater von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt in mehrtägigen Lehrgängen ausgebildet. Die Schwerpunktaufgaben der Wiesenbrüterberater sind:
- Fachlicher Ansprechpartner vor Ort
- Fachliche Beratung in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde
- Einbindung der Landwirte in Wiesenbrütergebieten als Partner des Naturschutzes
- Beurteilung der Beeinträchtigungen der Wiesenbrütergebiete
- Initiierung gebietsbezogener Schutzkonzepte und Mitwirken bei ihrer Aufstellung und Umsetzung
- Erfassung der Brutbestände und des Bruterfolgs als Entscheidungsgrundlage für Schutzmaßnahmen und zur Erfolgskontrolle
- Besucherlenkung und Aufklärung der Bevölkerung
Weitere Hintergrundinformationen
Die Ergebnisse der sechsten landesweiten Wiesenbrüterkartierung 2014/15 des Landesamtes für Umwelt (LfU) zeigen, dass die bayernweit vorhandenen Schutzbestrebungen für wiesenbrütende Vogelarten verstärkt werden müssen. Mit der „Agenda Wiesenbrüter“ hat das LfU einen Handlungsleitfaden für den zukünftigen Umgang mit der bedrohten Lebensraumgemeinschaft des feuchten Grünlandes erstellt. Das LfU übernimmt mit dem AHP Wiesenbrüter auch die zentrale Koordination der Schutzbemühungen.
Bei allen untersuchten Arten der Wiesenbrüterkartierung wurde ein Rückzug aus der Fläche beobachtet und eine Konzentration in wenigen (Schutz-) Gebieten. Für die Leitarten im Wiesenbrüterschutz sind die Bestandsentwicklungen besonders alarmierend:
- Der Große Brachvogel scheint sich mit knapp 500 Brutpaaren in den letzten 10 Jahren auf einem gefährlich niedrigen Niveau zu stabilisieren. Er gilt als vom Aussterben bedroht. In gut betreuten Wiesenbrütergebieten wie dem Königsauer Moos im Unteren Isartal sind allerdings positive Entwicklungen festzustellen. In den letzten zehn Jahren hat sich dort der Bestand verdreifacht. Inzwischen brüten dort mit 65 Brutpaaren doppelt so viele Paare wie im ehemals wichtigsten Gebiet, dem Wiesmet im Altmühltal.
- Der Rotschenkel ist vom Aussterben bedroht. In Bayern werden jährlich nur etwa 7 bis 14 Brutpaare erfasst.
- Der Negativtrend bei der Uferschnepfe (vom Aussterben bedroht) setzt sich fort. Mit 24 Brutpaaren gibt es nur noch ein Viertel des Bestandes von 1992.
- Das Braunkehlchen, als Charakterart der ehemals traditionellen Streuwiesen in Bayern, ist vom Aussterben bedroht. Sein Bestand hat deutlich abgenommen, von 1998 (1.170 Brutpaare) bis heute (455 Brutpaare) um über 60 %.
- Noch dramatischer stellt sich die Bestandsabnahme beim Wiesenpieper dar. Die Bestände des Wiesenpiepers sind EU-weit zwischen 1990 und 2005 um zirka 50 % eingebrochen. Auch in Bayern kann der signifikante Negativtrend des Wiesenpiepers dokumentiert werden und gilt seit 2016 in Bayern als vom Aussterben bedroht.
Brachvogel - Numenius arquata (Foto: Georg Pauluhn/piclease).
Ansprechpartnerin
Laura Wollschläger
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 3: Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-88
Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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