Der Wettbewerb Naturschutzpartner Waldbesitzer 2020
Schachtenbaum im Nationalpark Bayerischer Wald (Foto: Günter Moser).
Partner im Naturschutz sind wichtig für den Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenarten. Waldbesitzer können einen bedeutenden Beitrag für den Naturschutz in den bayerischen Wäldern leisten.
Mittelwaldbewirtschaftung (Foto: Hans Huss).
Als Zeichen der Anerkennung für ihr Engagement zum Erhalt der biologischen Vielfalt wird der Wettbewerb „Naturschutzpartner Waldbesitzer 2020“ durchgeführt. Gemeinsam zeichnen das Bayerische Umweltministerium, der Bayerische Bauernverband, der Bayerische Waldbesitzerverband und der Verband Familienbetriebe Land und Forst Bayern Waldbesitzer aus, die sich besonders vorbildlich für die biologische Vielfalt und für die Entwicklung ökologisch wertvoller Wälder in Bayern einsetzen. Sie werden im Rahmen einer Preisverleihung geehrt.
Gemeinsamer Einsatz für die bayerischen Wälder
Mehr als ein Drittel der Landesfläche in Bayern besteht aus Wald. Darin finden mehr als die Hälfte der heimischen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Waldbesitzer bewirtschaften und pflegen unsere Wälder und können so einen entscheidenden Beitrag leisten, die Lebensräume vieler heimischer Tier- und Pflanzenarten zu bewahren. Damit sind sie ein wichtiger Partner im Naturschutz. Mit dem Wettbewerb sollen die Waldbesitzer für Ihre Leistungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt geehrt werden.
Wer kann sich bewerben?
Alle Waldbesitzer in Bayern (außer Besitzer von Staatswäldern und Kommunalwäldern), Rechtler, Waldbesitzer-Kooperationen (im Rahmen der Waldbewirtschaftung).
Was wird ausgezeichnet?
Wir suchen Waldbesitzer, die ihre Wälder nach historischen Waldnutzungsformen bewirtschaften, am Vertragsnaturschutz Wald teilnehmen oder sich anderweitig durch ein besonderes Engagement für die biologische Vielfalt auszeichnen.
Unser Augenmerk liegt auf ...
- Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, natürliche oder naturnahe bzw. besonders artenreiche Wälder.
- Besonders an Naturschutzzielen orientierte Waldbewirtschaftung, z.B. historische Waldnutzungsformen, Teilnahme am Vertragsnaturschutzprogramm Wald.
- Sonstiges praktisches Engagement im Waldnaturschutz und der Landschaftspflege, z.B. Vermarktung regionaler Produkte mit Bezug zum Naturschutz.
- Erfolgreiche Kooperation und Kommunikation von Naturschutzakteuren und Forstakteuren.
Preisverleihung
Die Preisträger des Wettbewerbs „Naturschutzpartner Waldbesitzer 2021“ sind:
Besonders wertvolle Schlucht- und Hangmischwälder geschützt
Stiftung Juliusspital Würzburg Forstbetrieb – Matthias Wallrap – Hammelburg (Bad Kissingen)
Der Forstbetrieb der Stiftung Juliusspital bewirtschaftet seine weitläufigen Laubwälder in der Vorderrhön seit vielen Jahrzehnten nachhaltig und schont besonders alte Waldbestände bzw. erhält wertvolle Biotopbäume. Naturnahe Wälder, die seit über 140 Jahren bestehen, werden nur vorsichtig genutzt, um sie möglichst in ihrem Bestand zu erhalten. Die besonders wertvollen Schlucht- und Hangmischwälder wurden sogar weitestgehend aus der Nutzung genommen. Mit gezielten Landschaftspflegemaßnahmen werden Feuchtbiotope und Trockenstandorte erhalten. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wie der Schwarzstorch, Biber und Fledermäuse finden in diesen Wäldern einen Lebensraum.
Von der Kiefernmonokultur zum vielfältigen Waldbestand als Plenterwald
Richard Beer – Ebermannsdorf (Amberg-Sulzbach)
Vor knapp 25 Jahren kaufte Richard Beer Kiefernmonokulturen auf und wandelte bis heute bereits 12 von 17 ha in Eigenleistung in Mischbestände mit möglichst natürlichen Baumartenzusammensetzung um. Sein Ziel ist ein Plenterwald und ausgeprägter Stufigkeit des Waldbestandes und hohem Anteil an Altbäumen durch die gezielte Ernte von Einzelbäumen. Eine Naturverjüngung wird mit Zaunbauten ermöglicht sowie Habitat- und Höhlenbäume für Vögel und Fledermäuse belassen.
Das geht zusammen: Bio auf dem Hof und Vertragsnaturschutz im Wald
Zwickerholf Familie Sappl – Martin Georg Sappl – Bad Tölz, (Bad Tölz-Wolfratshausen)
Bei der Waldbewirtschaftung legt Martin Georg Sappl besonderes Augenmerk darauf, dass die naturnahe Baumartenzusammensetzung des Waldes sowie vorhandene Biotopbäume und Totholz erhalten bleiben und seltene Samenbäume gefördert werden. Bereits auf 13 der 40 ha großen Waldfläche wird das VNP Wald umgesetzt. Gestufte Waldränder bilden einen optimalen Übergang zwischen dem Wald und dem davorliegenden strukturreichen Offenland mit zahlreichen Streuwiesen. Die Familie betreibt einen Biobetrieb mit extensiver Mutterkuhhaltung, Ochsenaufzucht und Eigenvermarktung des "Zwicker-Ochsen", Eiern und Honig.
Im Fokus: Auerhuhn, Bergmischwälder und Weißtanne
Wald- und Weidegenossenschaft Pfronten-Kappel – Robert Schürzinger – Pfronten (Ostallgäu)
Das Auerhuhn steht im Fokus der naturschonenden Waldbewirtschaftung: Natürliche Lebensräume für das Auerhuhn sind in Bayern lichte Hochlagen-Nadelwälder, beerenstrauchreiche Tannenwälder, Moorwälder und die obersten Lagen der Bergmischwälder. Spezielle Pflegemaßnahmen werden in den Wäldern der Wald- und Weidegenossenschaft für diese besondere und seltene Art umgesetzt. Der Waldbesitzer schneidet Korridore in zu dichte Fichtengruppen, erhält Totholz und Biotopbäume. Er fördert zudem Mischbaumarten wie Buche und Ahorn. Moor- und Moorrandflächen werden aufgelichtet. Die Wilddichte wird auf einem angepassten Maß gehalten, um die Naturverjüngung der Weißtanne zu sichern.
Biotopbäume, Baumgruppen, Strukturvielfalt und Totholzmanagement
Waldbetrieb Eichelberg – Peter Langhammer – Lindberg (Regen)
Der Waldbetrieb Eichelberg setzt in der Waldbewirtschaftung konsequent auf Biotopbäume, Habitatbaumgruppen, stehendes und liegendes Totholz sowie Flächen, die sich natürlich ohne Nutzung entwickeln dürfen. Auf etwa der Hälfte der 225 ha großen Waldfläche wird das VNP Wald angewandt. Natürliche Störungen wie Windwurfflächen werden zur Erhöhung der Strukturvielfalt teilweise belassen. Borkenkäfer werden differenziert gemanagt - liegendes Fichtentotholz mit einem Rindenstreifgerät geschlitzt. Darüber hinaus wird Totholz beispielweise durch Ringeln oder Hochkappungen auch aktiv angereichert.
Natürliche Verjüngung von Eiche und Buche fördern
Michael Müller – Gnotzheim (Weißenburg-Gunzenhausen)
Durch gezielte Maßnahmen wie Einzäunungen wird die natürliche Verjüngung mit Eiche und Buche gefördert. Der Altbestand wird sehr vorsichtig entnommen, um den Waldboden zu schonen. Dabei sollen in erster Linie die Lichtverhältnisse die Bedingungen für Eichen verbessern. Vogelbeeren und Birken werden als Einzelbäume erhalten. Standortheimische Wildlinge werden eingebracht, um den Laubholzanteil weiter zu erhöhen. Fichten werden dann entnommen, wenn sie Zielarten beeinträchtigen. Das VNP Wald wird fast auf der gesamten Waldfläche angewandt.
Traditionelle Mittelwaldbewirtschaftung sichert wertvollen Niederwald
Laubholzkörperschaft Großbardorf – Ralf Behr – Großbardorf (Rhön-Grabfeld)
Seit dem Jahr 2005 wird auf der gesamten Waldfläche der Laubholzkörperschaft Großbardorf von 139 ha das VNP Wald umgesetzt. Die Waldbesitzervereinigung erhält den naturschutzfachlich wertvollen Niederwald mit seinen lichten Waldgesellschaften und führt dafür die arbeitsintensive traditionelle Mittelwaldbewirtschaftung mit einer Umtriebszeit von rund 20 Jahren und einem Hieb von jährlich sechs Hektar fort. Es kommen zahlreiche vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten wie die Borstige Glockenblume vor.
Nutzungsverzicht für Auerhuhn und Spechte
Forstbetrieb Hirschgund – Dr. P. D. Merckle – Melanie Vogler-Geis – Oberstorf (Oberallgäu)
Für den Forstbetrieb Hirschgund wurde ein Waldbewirtschaftungsplan mit integriertem Naturschutzkonzept erstellt. Derzeit besteht ein Nutzungsverzicht auf 153 ha Wald, wo das VNP Wald angewandt wird, um die Zielarten Auerhuhn und Spechte zu fördern. Biotopbäume werden erhalten und Totholz wird im Wald belassen. Zudem wurde die Jagd zur Verjüngung der Tanne, von der sich das Auerwild im Winter ernährt, an die Verhältnisse angepasst.
Vielfalt mit Weißtanne, Roterle, Buche und Esche
Biohof Gruber Schöfthal – Lucia Gruber – Rohr i. Niederbayern (Kelheim)
Seit Jahrzehnten wird ein Waldumbau im Biohof Gruber mit heimischen Baumarten wie Weißtanne, Buche, Roterle und Esche durchgeführt. In ehemaligen Nadelholzreinbestände werden seltene Baumarten eingebracht. Im Bestand werden Totholz und Biotopbäume belassen. Umweltbildung ist für den Biohof Gruber ein großes Anliegen. 2013 wurde ein Klimapfad errichtet und es gibt neben Waldführungen auch Walderlebnistage für Kinder.
Naturverjüngung und Mischwald locken Fischadler und Fischotter
Sebastian Greim – Schwarzenbach b. Pressath (Neustadt a.d. Waldnaab)
Biotopbäume und Totholz werden im Wald belassen. Naturverjüngung wird angelegt und der Mischwald wird durch die Anpflanzung ausgewählter Baumarten erhalten. Dieser Einsatz hat sich gelohnt, wie die vorkommende seltenen Tierarten Fischadler und Fischotter beweisen.
Nähere Informationen zum Wettbewerb finden Sie hier:
Projekt-Flyer zum Download ( 1,1 MB)
Ansprechpartner
Johanna Schnellinger
Projektmanagerin Kommunikation
M. Sc. Landschafts-, Stadt- und Regionalmanagement
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-62
Fördergeber:
In Kooperation mit:
Technische Unterstützung:
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege