Aktuelles zur Berglandwirtschaft
Seminar am 25. bis 26.07.2012
Auf der Kallbrunnalm werden die ersten Ergebnisse des Projektes „Almen aktivieren“ anschaulich vorgestellt und diskutiert. Erfolge mit dem Einsatz alter Nutztierrassen werden deutlich.
Foto: Peter Sturm (ANL)
Vertreter von Alm- und Landwirtschaft sowie aus dem Naturschutz trafen in Laufen zusammen, um ihre Kenntnisse und Fertigkeiten der nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung und Grünland–Beurteilung weiterzuentwickeln. Die von der ANL in Kooperation mit der FüAK (Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) organisierte Veranstaltung stellte in einem ersten Block folgende Ergebnisse zur Berglandwirtschaft vor:
Am ersten Tag boten Fachvorträge die Möglichkeit Fachwissen rund um die Berglandwirtschaft und Grünlandbotanik auf Almen zu spezialisieren und zu vergrößern. Peter Sturm (ANL) startete das Seminar mit seinem Vortrag über Grünlandtypen der Alpen und machte dabei deutlich, dass die bayerischen Alpen in Sachen Biodiversität in Europa einen besonderen Stellenwert einnehmen. So kommen auf Bergwiesen auf einer Fläche von 5x5 Metern bis zu 120 verschiedene Arten vor. Sturm erläuterte einige Aspekte, die Biodiversität fördern aber auch senken können (z. B. Düngen von Bergweiden, Beweidung von Hochmooren etc.).
Rasso Höck von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) stellte den neuen Arbeitsschwerpunkt „Berglandwirtschaft“ an der LfL vor. Die Arbeitsgruppe wird Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Berglandwirtschaft ausarbeiten. Höck verdeutlichte, dass dafür zunächst geklärt werden muss, welche Inhalte der Begriff „Berglandwirtschaft“ haben kann. Dazu gehören u. a. Diversifizierung, Vermarktung, Kulturlandschaft und natürlich Grünlanderhaltung sowie Flora und Fauna.
Der Almsenn Peter Hohenwarter bewirtete die mit der Gruppe mit regionalen Spezialitäten. Foto: Bettina Burkart-Aicher (ANL)
Der Spezialist für Tierernährung und Futterwirtschaft vom LfL Siegfried Steinberger zeigte, dass es auch in der Almwirtschaft notwendig sein wird, mit der Zeit zu gehen und sich dem Klimawandel anzupassen. Es bestünde großer Handlungsbedarf auf Almweiden, teilweise sei das Wissen um möglichst effiziente Bewirtschaftung der Almen bereits verloren gegangen. Durch die Klimaerwärmung habe sich der optimale Zeitpunkt zum Auftreiben der Tiere um ca. drei Wochen vorgeschoben, durch verspätetes Auftreiben wird heute wertvolle Futterenergie verschwendet, da die Gräser schon zu hochgewachsen sind. Steinberger fordert Bildungsmaßnahmen für Almbauern, um auf solche Missstände hinzuweisen. Ziel soll es sein, bis Mitte der Almzeit einmal die komplette Alm abgeweidet zu haben. Nähere Ausführungen zu dem Thema finden sich in der Ausgabe 7/2012 des Almbauern (S. 5 bis7).
Sandra Gattermaier vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) stellte die Evaluierung des Programms zur ländlichen Entwicklung im Bereich der Almen in Österreich vor. Dies war eine österreichweite Forschungsarbeit auf insgesamt 16 Almen und mit über 100 Befragten. Gefragt wurde hierbei: Welche Maßnahmen wirken auf welche Weise auf eine Alm? Das Projekt gab einen Einblick darin, wie sich Fördermaßnahmen auf die Wirtschaftlichkeit einer Alm auswirken können. Die Bedeutung direkter und indirekter Zahlungen sowie wichtige Einkommenszusammenhänge wurden interpretiert und umfangreiche Empfehlungen für die zukünftige Förderung ausgesprochen. Mittlerweile ist die Studie online (siehe Link unten).
Bettina Burkart-Aicher (ANL) stellte das Kooperations-Projekt „Almen aktivieren – Neue Wege für die Vielfalt“ vor. Das Amt der Salzburger Landesregierung und die ANL testen in diesem Interreg-Projekt auf verschiedenen Almen in Österreich und Bayern Managementmaßnahmen für eine ökologisch vorbildliche und ökonomisch sinnvolle Almbewirtschaftung. Alten Nutztierrassen, wie z. B. das alpine Steinschaf und die Blobeziege spielen eine besondere Rolle im Projekt. Alte Nutztierrassen hatten und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der alpinen Kulturlandschaft und der Ökosysteme in den Alpen. Sie sind wesentlicher Bestandteil für die langfristige Erhaltung und Erhöhung der Arten- und Lebensraumvielfalt, aber auch Reservoir genetischer Diversität, historisches Zeugnis und Kulturgut.
Die Herstellung und lokale Vermarktung des almeigenen Käses direkt auf der Kallbrunnalm ist ein wesentlicher Schritt bei der Inwertsetzung dieser Alm. Foto: Carola Klar (ANL)
Am nächsten Tag konnten die Tagungsteilnehmer/innen auf auf der Kallbrunnalm (Naturpark Weißbach) beispielhaft erleben, wie im Projekt „Almen aktivieren“ mit alten Rassen Berglandwirtschaft umgesetzt wird. Susanne Aigner vom Umweltbüro Klagenfurt gab den Teilnehmenden einen umfangreichen Überblick über die botanischen Aspekte des Grünlandes auf der Alm, wies aber auch auf Missstände durch fehlende Beweidung hin. Diese zeigen sich vor allem in einer abnehmenden Vielfalt an Gräsern und Kräutern, einer Zunahme von Gräsern mit geringem Futterwert und zunehmender Verbuschung der Flächen. Blobeziege, alpines Steinschaf aber auch das Pinzgauer Rind sind auf der Kallbrunnalm vertreten. Der Almsenn, Schaf- und Ziegenhirte und Naturparkführer Peter Hohenwarter berichtete von seiner Arbeit auf der Alm. Bei einer Käseverkostung auf der „Kashüttn“ gab Christine Klenovec vom Naturpark Weißbach einen Einblick in die Aufgaben des Naturparks. Dazu gehört auch die kontinuierliche Kommunikation mit den Almbauern, um nicht zuletzt für Touristen ein attraktives Ausflugsziel zu bieten, aber auch Hinweise zu geben, wie Tradition und Kultur der Almbauern Besuchern näher gebracht werden kann.
Die Veranstaltung gab umfangreiche Einblicke in die Probleme, die es bei der Berglandwirtschaft gibt, bot aber ebenso Platz für Ideen und neue Lösungsansätze. Durch regelmäßige Kommunikation zwischen Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden sowie den Institutionen will man zukünftig gemeinsam für eine funktionierende Almwirtschaft arbeiten.
Während die Gruppe den almeigenen Käse verkostet, erläutert Christine Klenovec vom Naturpark Weißbach die Zusammenarbeit mit den Almbauern.
Foto: Bettina Burkart-Aicher (ANL)
Weitergehende Informationen
Interne Links
- INTERREG-Projekt „Almen aktivieren – neue Wege für die Vielfalt“
- Zusammenstellung der Veranstaltungsmaterialien
- Veranstaltungsübersicht
Externe Links
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Das Jahresprogramm und Informationen zu unseren Veranstaltungen finden Sie hier:
- Programmübersicht 2024 (0,8 MB)
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