ANL-Fachtagung Förderung einer naturverträglichen Teichbewirtschaftung vom 09. bis 10. September 2014 in Fensterbach
Die Teichbewirtschaftung in Bayern hat eine lange Tradition und ist besonders in der Oberpfalz, Oberfranken und Mittelfranken verbreitet. Neben der wirtschaftlichen Nutzung haben Teiche ein hohes naturschutzfachliches Potential, wenn sich seltene Gewässerpflanzen, Insekten und Amphibien ansiedeln. Um dieses Potential auszuschöpfen und gleichzeitig einen wirtschaftlichen Betrieb für die Teichwirte sicherzustellen, wird die Erhaltung, Entwicklung und Verbesserung ökologisch wertvoller Teiche im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms (VNP) gefördert.
Im bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) geförderter Teich, bei dem der vollständige Nutzungsverzicht honoriert wird (Foto: Paul-Bastian Nagel, ANL).
Ziel der Veranstaltung war es, die Praxiserfahrungen in der geförderten Teichbewirtschaftung zu diskutieren und gemeinsam die Handlungsspielräume im Rahmen des neuen Förderprogrammentwurfs zu identifizieren. Die Veranstaltung war gut besucht und setzte sich aus Teichwirten, Behördenmitarbeitern aus den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sowie Mitgliedern und Mitarbeitern von Fischereivereinen und -verbänden, Naturschutzvereinen und Landschaftspflegeverbänden zusammen.
Schwerpunkte der Fachtagung bildeten die Vorstellung und Diskussionen der Rahmenbedingungen zur Förderung einer naturverträglichen Teichbewirtschaftung im bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm (VNP Teiche). Dabei wurden auch die geplanten Änderungen für die Förderperiode ab 2015 vorgestellt. Da das VNP Teiche nicht länger durch die EU kofinanziert wird, ergeben sich im Hinblick auf die Vertragsgestaltung und geförderten Maßnahmen größere Handlungsspielräume. Dennoch müssen die hohen Anforderungen der Kommission erfüllt werden, da eine Notifizierung des Programms weiterhin erforderlich ist. Das neue VNP Teiche muss den fachlichen und administrativen Anforderungen des Förderrechtes ebenfalls gerecht werden. So muss insbesondere auch auf die Überprüfbarkeit und Kontrolle der geförderten Maßnahmen geachtet werden.
Wolfram Güthler vom Bayerischen Umweltministerium stellt den Entwurf des bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms (ab 2015) für den Biotoptyp Teiche vor
(Foto: Paul-Bastian Nagel, ANL).
Im Entwurf des VNP Teiche sind, vorbehaltlich möglicher Anpassungsanforderungen der Kommission, diverse Erleichterungen und Flexibilisierungen geplant:
- Verschiedene Vertragsvarianten der extensiven Teichbewirtschaftung ohne Besatzvorgaben bei Verzicht auf Zufütterung
- Wechsel des Besatzes innerhalb der 5 Jahre Vertragslaufzeit möglich (Wahlmöglichkeit aus verschiedenen Besatzvorgaben)
- Zwei Verlandungsstufen:
Stufe A: Bis 25 Prozent Röhricht und Submersvegetation
Stufe B: Über 25 Prozent Röhricht und Submersvegetation - Mehrmaliges Abfischen bei Nutzungsverzicht, sofern die Untere Naturschutzbehörde zustimmt
- Reduzierung der möglichen Nebenbestimmungen
Maßnahmenpakete im Detail nach dem neuen VNP Teiche (im Entwurf): | |
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Maßnahmenpaket | Maßnahmen |
Maßnahmen H41 bis H44: Förderung ökologisch wertvoller Teiche mit Verlandungszone |
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Variante 1: Besatz nach naturschutzfachlichen Vorgaben |
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Variante 2: Verzicht auf Zufütterung |
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Maßnahme H45: Vollständiger Nutzungsverzicht in Teichen |
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Zusatzleistungen | W20: Sömmerung
W21: Bespannung von März bis Mitte September und schnelle Wiederbespannung
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Nebenbestimmungen | U04 Aussetzen des Abfischens in zwei von fünf Jahren
U05 Verbot der Angelfischerei
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Der vorgestellte Entwurf ermöglicht eine Flexibilisierung innerhalb der Maßnahmenpakete, so dass je nach Fallgestaltung individuelle naturschutzfachliche Vorgaben beispielsweise zum Besatz festgelegt werden können. Dieser zusätzliche Handlungsspielraum trägt damit den unterschiedlichen Anforderungen an eine naturverträgliche Bewirtschaftung der verschiedenen Teiche Rechnung. Die Fördervoraussetzungen bleiben unverändert (Lage in der Gebietskulisse, Vorhandensein einer Verlandungszone und/oder Vorkommen endemischer oder gefährdeter Tier- und Pflanzenarten). Ende 2014 laufen etwa 80 Prozent der bestehenden Förderverträge im VNP-Teiche aus. Für die neuen Verträge sollen, vorbehaltlich der Notifizierung durch die Kommission, bereits die neuen Förderbedingungen gelten.
Sömmerung eines Teiches im Charlottenhofer Weihergebiet
(Foto: Paul-Bastian Nagel, ANL).
Bei den Teilnehmenden wurden die Neuerungen durchweg positiv beurteilt. Insbesondere der Verzicht auf eine starre Kategorisierung und die neuen Handlungsspielräume wurden begrüßt. Darüber hinaus wurde angeregt, bei notwendigen pH-Absenkungen Brandkalkungen auch in VNP Teichen nicht kategorisch auszuschließen und die Einbringung von Stroh vom Düngungsverbot auszunehmen. Außerdem wurde deutlich gemacht, dass in Einzelfällen bei notwendiger Medikation, die Zugabe von Medikamenten über Zufütterungen aus veterinärmedizinischen Gründen erforderlich sein kann. Im Hinblick auf diese drei Aspekte wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) zugesichert, die Anforderungen zu prüfen.
In den weiteren Beiträgen wurden weitere zentrale Themen der naturverträglichen Teichbewirtschaftung in Bayern thematisiert, unter anderem
- wirtschaftliche Aspekte der Teichwirtschaft,
- Anforderungen an eine ordnungsgemäße Teichbewirtschaftung (unter anderem Besatz, Wasserversorgung und -qualität, Teichpflege und -unterhalt),
- naturschutzfachliche Anforderungen an die Teichbewirtschaftung (unter anderem Besatz, Vegetationsstruktur, Trophie),
- Ökosystemleistungen von Teichen und
- Erfolgskontrollen von VNP-Maßnahmen.
In der Abschlussdiskussion wurde deutlich, dass Naturschutz- und Bewirtschaftungsziele in vielen Fällen deckungsgleich sind und dass Konflikte oftmals durch gegenseitige Information und Aufklärung gar nicht erst entstehen müssen. Auch sogenannten „Problemarten“, wie Kormoran, Biber, Mink oder Fischotter ,kann im Dialog zwischen den Akteuren durch ein geeignetes Artenmanagement sachgerecht begegnet werden.
Die traditionelle Teichbewirtschaftung in Bayern sichert die naturschutzfachlich wertvollen Lebensräume der Teiche durch Pflege und Bewirtschaftung. Dabei hängt der naturschutzfachliche Wert der Flächen maßgeblich von der Bewirtschaftungsform und -intensität ab, aber auch von externen Faktoren, wie dem Sediment- und Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft. Neben der Zunahme des Sediment- und Nährstoffeintrags stellen Neobiota, wie Blaubandbärbling und Zwergwels, die Teichwirte vor zusätzliche Herausforderungen. Gleichzeitig werden die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Teichwirtschaft zunehmend schwieriger.
Einigkeit unter den Teilnehmenden bestand insbesondere darin, dass die traditionelle Teichwirtschaft in ihrer Vielfalt an Bewirtschaftungsformen erhalten bleiben muss. Dabei wurde von Seiten des Naturschutzes betont, dass das Vertragsnaturschutzprogramm Teiche jedoch nur dazu dienen kann, Ertragseinbußen durch Nutzungsextensivierungen auszugleichen und keine Strukturförderung der traditionellen Teichwirtschaft darstellen kann und darf.
Ein im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) geförderter Teich mit zulässiger Zufütterung. Auch im Rahmen des KULAP können extensive Bewirtschaftungsformen der Teichwirtschaft gefördert werden, wobei die Nutzungs- und Bewirtschaftungsbeschränkungen und daher auch die Fördersätze im Vergleich zum VNP geringer sind (Foto: Paul-Bastian Nagel, ANL).
Am zweiten Tag rundete eine Exkursion in das 5km von Schwandorf entfernte Charlottenhofer Weihergebiet die Fachtagung ab. Mit einer Fläche von rund 830ha ist es das zweitgrößte Naturschutzgebiet der Oberpfalz und zugleich europäisches Vogelschutz- und FFH-Gebiet. Es ist ein zusammenhängendes Teichgebiet, von dem ein großer Teil durch den Braunkohleabbau verloren ging. Insbesondere wegen der Bedeutung für geschützte und gefährdete Vogelarten als Brut-, Nahrungs-, Rast- und Überwinterungsgebiet hat das Schutzgebiet nationale Bedeutung. Darüber hinaus ist es Lebensraum für seltene Pflanzenarten, unter anderem von Schwimmblatt-, Verlandungs-, Moor- und Bruchwaldgesellschaften. Im Gebiet findet sich sogar das einzige Vorkommen des Herzlöffels (Caldesia parnassifolia) in Deutschland.
Fischzuchtmeister Hans Schießl stellt unterschiedliche Bewirtschaftungsformen vor und berichtet von den Herausforderungen bei der Bewirtschaftung der Teiche (Foto: Paul-Bastian Nagel, ANL).
Fazit und Ausblick
Die Veranstaltung wurde insgesamt sehr positiv bewertet und weitere Veranstaltungen oder Workshops zum Thema angeregt. Ein intensivierter Informationsaustausch und Wissenstransfer zwischen den Akteuren wurde als sehr wichtig erachtet. Darüber hinaus wurde angeregt, die Auswirkungen einer Nutzungsextensivierung in der Teichwirtschaft auf die Biodiversität stärker wissenschaftlich zu begleiten. Dies solle auch ein Monitoring der neuen VNP-Maßnahmenpakete umfassen.
Ansprechpartner:
Paul-Bastian Nagel
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 1: Fachqualifizierung
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-47
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