Mut zur Wildnis – Mehr Natur im Garten
Vorher graue Betonfläche, nun naturnahe Spielgeräte und heimische Staudenbeete: Der Natur-Erlebnis-Schulhof der Konradschule in Haar.
Unter dem Motto "Mut zur Wildnis – Mehr Natur im Garten" lud die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) vom 2.6. bis 3.6. zu einer zweitägigen Veranstaltung in das Kardinal-Döpfner-Haus in Freising ein. Die zunehmende Verstädterung macht es essentiell Gärten, öffentliche Grünflächen und Spielräume im urbanen Raum naturnah zu gestalten und damit die Biodiversität zu fördern. Verdeutlicht wurde das breite Anwendungsfeld durch die heterogene Teilnehmergruppe, bestehend aus Lehrkräften, Landschaftsplanern, Vertretern von Kommunen und Behörden und privat Interessierten.
Sechs Referenten zeigten Einblicke in die naturnahe, nachhaltige, dynamische und nutzerfreundliche Garten- und Schulhofgestaltung.
Ulrike Aufderheide (CALLUNA Büro für naturnahe Garten- und Grünlandplanung) begann damit die natur- und kulturgeschichtliche Entstehung von Rasen- und Wiesengesellschaften zu erläutern. Davon ausgehend zeigte sie, wie diese in naturnahen Gärten angelegt werden können und dabei mit den Elementen "Weite" und "Geborgenheit" gespielt wird.
Peter Steiger erläutert den Teilnehmern die Vorzüge der bestehenden Bepflanzung.
Peter Steiger ("Pulsatilla" – geprüfter und zertifizierter Planungs- und Ausführungsbetrieb der Bioterra und Dozent an der Hochschule Wädenswil, Schweiz) plädierte für eine abwechslungsreiche Gartengestaltung, die die Licht- und Schattenverhältnisse aufgreift. Vor allem die Sonnenseite biete großes Potential für magere Trockenstandorte mit hoher Biodiversität. Er achte besonders darauf verschiedene Lebensräume zu schaffen und dafür vorrangig regionale Produkte und Pflanzen zu verwenden.
Dr. Philipp Schönfeld (Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abteilung Landespflege) konkretisierte das Thema Trockenstandorte, indem er über die Anlage von Kiesgärten und Schotterbeeten informierte. Richtig angelegt, unter Berücksichtigung des Standorts, der Durchlässigkeit und Magerkeit des Bodens und der Pflanzenart, benötigten Kiesgärten weniger Pflege als herkömmliche Beete. Die Verwendung eines Vlieses sei nicht notwendig, ebenso wie Dünger.
Am Nachmittag des ersten Tages präsentierte Barbara Stark (Naturgartenprofi und Kräuterpädagogin) ihr Projekt, den Natur-Erlebnis-Schulhof der Konradschule in Haar, mit dem sie sich für einen kindgerechten, abwechslungsreichen und spannenden Schulhof einsetzt. Ganztagsschulen würden immer häufiger, weshalb der Pausenhof zu einem wichtigen "Draußen-Spiel-Raum" geworden sei. Indem sie die Natur zu den Kindern bringe, ermögliche sie ihnen das Erleben der Natur mit eigenen Augen und Händen.
Blühende Ecke am Pausenhof.
Zusätzlich setzt sie sich für eine natürlichere Stadtbegrünung ein. Haar sei dafür in ihren Augen ein gutes Beispiel. Vom Bus heraus zeigte sie das Straßenbegleitgrün, dass anstatt eines Blumenbeetes mit Wildblumen bepflanzt war.
Eine weitere Besonderheit sei die "Buntflächen Patenschaft", die Privatpersonen oder Firmen für öffentliche Grünflächen übernehmen und diese dann nach ihren Vorstellungen gestalten können. All diese Maßnahmen verschönern und bereichern das Ortsbild und senken zudem die Pflegekosten.
Der letzte Halt der Exkursion und Programmpunkt des ersten Tages war der Park in Gronsdorf. In nächster Nähe zum Riemer Park entstand hier eine naturnahe Grünfläche mit Magerwiesen und Wildblumensäumen.
In seinem zweiten Vortrag machte sich Peter Steiger für die Verwendung von einheimischen Klein- und Zwergsträuchern stark. Viele Sträucher kommen in extremen Lebensräumen (trockene Schutt- oder Felsstandorte) vor. Nur zwölf Arten sind Waldbewohner, die er gerne zur Strukturierung von Schattenstaudenpflanzungen verwendet. Hervorzuheben seien auch die Ginsterarten und Wildrosen.
Paula Polak (Naturnahe Garten- und Landschaftsplanung Mauerbach) griff ein weiteres, wichtiges Element für naturnahe Gärten auf: das Wasser. Neben den (Schwimm-)Teichen und Sickermulden, die als Feuchtbiotope einen neuen Lebensraum schaffen, sei es vor allem wichtig sich mit der Frage der Regenwasseraufbewahrung zu beschäftigen. Auch durch die Wahl der richtigen Pflanzen für den Standort und das richtige Gießen, könne man etwas für die Umwelt tun.
Wege verbinden, laut Ulrike Aufderheide, nicht nur zwei Plätze im Garten, sondern gestalten ihn maßgeblich mit. Ob aus Beton oder Naturstein, ein Weg diene auch als nährstoffarmer Lebensraum.
Die naturnahe Gestaltung von Gärten gefällt nicht nur dem Auge, sondern auch den heimischen Tieren. Paula Polak rät, neben der Verpflanzung von heimischen Arten auch Nisthilfen, Strukturen wie Trockenmauern und Totholz für die Tiere zur Verfügung zu stellen.
Markus Gastl (Hortus Insectorum) arbeitet von vorn herein mit dem Ansatz "Welcher Tierart möchte ich helfen? Was muss ich dazu tun?". Zuvor müsse noch kontrolliert werden, ob es auch möglich ist der Art Futter und Lebensraum über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu bieten. Sein Hortus Insectorum bestehe aus drei Zonen (Pufferzone, HotSpot Zone und Ertragszone) welche ineinandergreifen und den ökologischen Kreislauf schließen.
Die Exkursion und Vorträge zeigten welche Möglichkeiten es – auch bereits im Kleinen – gibt, naturnahe und ökologisch-wertvolle Gärten und öffentliche BUNTflächen zu gestalten.
Magerwiese mit Kartäusernelken im Gronsdorfer Park.
Wildblumensaum im Gronsdorfer Park.
(Celina Stanley, ANL, Fotos: Cecilia Tites, ANL)
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Cecilia Tites
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
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