Gestaltung und Pflege von Hochwasserschutzdeichen
Fachtagung am 1. und 2. Juni 2016 in Landshut
Exkursionsreferenten und Exkursionssteilnehmer auf dem Deich bei Mamming. (Foto: Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landshut)
Planerische Anforderungen
Die Umsetzung des Hochwasserschutz-Aktionsprogramms 2020plus ist derzeit in vollem Gange, in ganz Bayern werden Deiche saniert oder neu gebaut. Auf der Tagung wurden sowohl wasserbauliche als auch naturschutzfachliche und naturschutzrechtliche Anforderungen bei der Planung von Deichen vorgestellt und diskutiert. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht sind die Standsicherheit und die Erosionsstabilität der Deiche zu gewährleisten. Uwe Kleber-Lerchbaumer vom Wasserwirtschaftsamt Landshut erläuterte Anforderungen an die oberste Vegetationstragschicht und Kriterien für die Entwicklung der Vegetationsbestände. Auch für den Naturschutz ist die oberste Vegetationstragschicht von Interesse, da geeignete Standortbedingungen für die Entwicklung von hochwertigen Lebensräumen wie Halbtrockenrasen oder Magerrasen geschaffen werden müssen. Sowohl Forschungsvorhaben der Hochschule Anhalt als auch Untersuchungen eines Ingenieurbüros ergaben, dass sich bei naturnaher Begrünung mit Mahdgutübertragung oder Heudrusch naturschutzfachliche hochwertige und gleichzeitig erosionsstabile Vegetationsbestände ausbilden.
Neben ihrer Funktion für den Hochwasserschutz übernehmen Deiche wichtige Habitat- und Biotopverbundfunktionen und können sich bei fachgerechter Anlage und Pflege zu artenreichen Lebensräumen mit großer naturschutzfachlicher Bedeutung entwickeln.
Nach den Vollzugshinweisen Hochwasserschutz zur Bayerischen Kompensationsverordnung gelten naturnahe gestaltete und gepflegte Deiche als in sich ausgeglichen. Durch diese Sonderregelung hat sich der Kompensationsumfang deutlich reduziert. Ein damit verbundener höherer Aufwand bei der Gestaltung und Pflege ist somit gerechtfertigt. Der Qualitätsanspruch an die Ausprägung der Zielbiotoptypen muss eingehalten werden, forderte der Sachgebietsleiter Naturschutz der Regierung von Niederbayern, Stefan Radlmair.
Dr. Jochen Späth vom Landschaftspflegeverband erläutert die erfolgreiche Mahdgutübertragung. (Foto: Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landshut)
Deichbegrünung und Deichpflege
Für die Begrünung von Deichen sieht die Bayerische Kompensationsverordnung im Regelfall vor, Naturgemische aus samenreichem Schnitt-, Drusch- oder Rechengut zu übertragen. Vorgestellt wurden die Vor- und Nachteile der einzelnen naturnahen Begrünungsmethoden. Praxiserfahrungen und Tipps zur Planung und Durchführung von naturnahen Begrünungen sowie zur Entwicklungs- und Folgepflege wurden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Bayern zusammengetragen. Die vegetationskundlichen Untersuchungen des Ingenieurbüros Bender ergaben, dass sich, die richtigen Standortverhältnisse vorausgesetzt, bei naturnahen Begrünungen mit Heudrusch oder bei Sodenübertragungen bereits nach wenigen Jahren Bestände mit einem charakteristischen Artenspektrum entwickeln.
Damit artenreiche Wiesenbestände in ihrer Qualität erhalten oder verbessert werden, ist eine regelmäßige Pflege durch Mahd und / oder Beweidung notwendig. Zur Operationalisierung dienen Pflegekonzepte, die durch eine naturschutzfachliche Begleitung optimiert werden können. Die Pflegekonzepte sollten auch angrenzende Grünländer behandeln und lokale Besonderheiten wie spezielle Vorkommen wertgebender Arten oder das Aufkommen berücksichtigen. Referenten aus Nord- und Südbayern gaben ihre Praxiserfahrungen zur Deichpflege an die Teilnehmer weiter.
Huber Schacht vom Wasserwirtschaftsamt Landshut erläutert die Planungen am Münchnerauer Deich.(Foto: Stefanie Riehl)
Exkursion
Die Exkursion führte zu verschiedenen Deichabschnitten der Isar zwischen Landshut und Mamming. Das Wasserwirtschaftsamt Landshut zeigte eine Deichbaustelle mit Sodenlagerplatz am Müncherauer Deich und geplante Ausgleichsmaßnahmen bei Bruckberg. Beim naturschutzfachlichen Deichmanagement wird das Wasserwirtschaftsamt von lokalen Naturschutzexperten unterstützt.
Dr. Jochen Späth vom Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landau führte die Teilnehmer zu Mahdgutübertragungsflächen in der Rosenau, die seit über zwei Jahrzehnten vom LPV gepflegt werden. Die Teilnehmer waren von den orchideenreichen Halbtrockenrasen beeindruckt. Zum Abschluss wurde ein beweideter und gemähter Deichabschnitt bei Mamming besichtigt, bei dem ein kleinräumiges Mahdregime umgesetzt wird.
Zur Fachtagung mit Exkursion kamen rund 50 Teilnehmer von Naturschutz- und Wasserwirtschaftsbehörden, Planungsbüros, Umweltverbänden und Kommunen in die Regierung von Niederbayern nach Landshut.
Baustelle Deichsanierung Münchnerauer Deich.
(Fotos: Stefanie Riehl)
Blühender Isardeich bei Bruckberg.
(Foto: Stefanie Riehl)
Ansprechpartnerin:
Stefanie Riehl
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
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