Grabenmanagement
Gewässerpflege am Nebelbach (Foto: Donautal aktiv e.V.).
Grabenmanagement ist wichtig für Naturhaushalt und Biodiversität, wird aber allzu oft vernachlässigt. Um Grundlagen zu vermitteln, richtete die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) am 5. Oktober 2017 im Kapuzinerhof Laufen die Fachtagung Grabenmanagement aus. Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen zeigten verschiedene Blickwinkel und Umsetzungsbeispiele in diesem weiten Themenfeld auf.
Der Fokus lag auf Gräben im Sinne künstlich geschaffener Gewässerstrukturen, die zur Regulierung des Bodenwasserhaushalts beziehungsweise zum Zweck der Be- oder Entwässerung für die Landwirtschaft angelegt wurden. Obwohl kleine und oftmals wenig beachtete Landschaftselemente, spielen sie eine wichtige Rolle für die Landbewirtschaftung und den Naturschutz. Vielen Gräben gemeinsam ist, dass sich an ihnen die Ansprüche von Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft und Naturschutz gleichermaßen begegnen. Oft befindet sich aber das Management quasi in einem Zuständigkeitsvakuum. Pflege und Unterhalt wären notwendig, wer aber wann und wie tätig wird, ist nicht geklärt.
Wie es gehen kann, stellte zu Beginn der Fachtagung der erste Bürgermeister von Furth im Wald, Andreas Horsche, in seinem Vortrag überzeugend heraus. Er legte dar, dass meist die Gemeinde für den Unterhalt der Gräben zuständig ist. Eine wichtige Rolle fällt so auch den kommunalen Bauhöfen zu, die entsprechend sensibilisiert und ausgebildet werden müssen. Ebenfalls wichtig sind ein gutes Konzept und auch die Bereitstellung entsprechender finanzieller Mittel. Dass Gräben gleichsam Hotspots der Biodiversität sind, arbeiteten Magister Dr. Oliver Stöhr und Frau Dr. Katharina Stöckl in Ihren Beiträgen heraus. Herr Dr. Stöhr zeigte eindrucksvoll, dass an und in Gräben nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Arten, aber auch Lebensraumtypen im Sinne der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) auftreten können.
Frau Dr. Stöckl verschaffte einen spannenden Blick in die Welt der grabenbewohnenden Muscheln und Fische und zeigte dabei auf, welche Aspekte beim Grabenunterhalt zu berücksichtigen sind. Anhand von zahlreichen Praxisbeispielen veranschaulichte Herr Josef Schütz vom Landschaftspflegeverband Regensburg die Schnittstellen eines Landschaftspflegeverbandes zum Grabenmanagement. Herr Konrad Seilbeck vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg vermittelte übersichtlich zentrale rechtliche Rahmenbedingungen und zeigte anhand von Beispielen auf, wie ein qualifizierter Grabenunterhalt aus Sicht eines Wasserwirtschaftsamtes zu erfolgen hat.
Herr Max Stadler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten entführte per Beamer die Tagungsteilnehmer auf einen ausgedehnten Drohnenflug über ein Grabensystem. Eindrucksvoll wurde so die Gemengelage von Erosion, Gülleausbringung, Nährstoffausträgen, Landnutzung und Technik deutlich. Ebenfalls mit zahlreichen Praxisbeispielen vermittelte Herr Thomas Hofmann die bewährten Methoden eines Wasser-Zweckverbandes für ein fachlich qualifiziertes Grabenmanagement. Eine gelungene Abrundung des Themas gelang Frau Susanne Kling vom Verein Donautal-Aktiv unter dem Motto „Grabenmanagement – Ökologie und Ökonomie im Einklang“.
Fazit
Die Fachtagung zeigte auf, dass für ein qualifiziertes Grabenmanagement von den verantwortlichen Stellen Initiative ergriffen werden muss. Die Aufgaben können nur im Zusammenwirken der betroffenen Akteure und Fachbehörden gelöst werden. Im Rahmen der Fachtagung wurde aber auch deutlich, dass es vor allem kleinere Aspekte und nicht immer aufwendige Maßnahmen sind, die zu einer verbesserten Situation im Grabenmanagement führen können. Der Blick in die Praxis zeigt allerdings, dass diese nachfolgend aufgeführten Punkte trotz ihrer Einfachheit durchaus nicht immer leicht umzusetzen sind:
- Braucht‘s das?
Von mehreren Referenten wurde dieser Aspekt hervorgehoben. Diese Frage sollte vor jeder Unterhaltsmaßnahme an Gräben gestellt werden, und man kommt erstaunlich oft zu dem Schluss, dass aktuell (noch) keine größeren Maßnahmen notwendig sind. - Mit den Leuten reden!
Fachbehörden, Kommune, Grundbesitzer und Bewirtschafter sollten kommunizieren. Eigentlich selbstverständlich, aber eben doch nicht immer praktiziert. - Es muss nicht so tief sein!
Übertriebene Eintiefungen zeigen keine wahrnehmbare Verbesserung für Wasserabfluss und Bewirtschaftung, auch hier gilt, weniger ist oft mehr. - Es braucht ein Konzept und Spezialmaschinen!
Ohne geht es nicht. - Die Kommune muss als zuständige Instanz dahinterstehen!
Mit gutem Beispiel voran; es ist eigenes Fachpersonal notwendig und zudem entsprechende finanzielle Mittel. - Es braucht einen „Kümmerer“! Es hat sich bewährt, wenn sich jemand zuständig fühlt; besonders bewährt haben sich Landschaftspflegeverbände beziehungsweise (Wasser-)Zweckverbände.
Wie vorgesehen und auf Wunsch vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer findet in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Unterallgäu eine praxisorientierte Folgeveranstaltung am 27. September 2018 in Kettershausen/Unterallgäu statt.
Aufmerksames Publikum beim Vortrag von Andreas Horsche, 1. Bürgermeister Furth im Wald, im Lehrsaal des Kapuzinerhofs in Laufen (Foto: Selina Eschenbach, ANL).
Ansprechpartner
Hannes Krauss
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 3: Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation
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