Förderung der naturverträglichen Teichbewirtschaftung in Mittelfranken
Die Teichwirtschaft hat in Mittelfranken und weiteren Teilen Bayerns eine lange Tradition. Oft sind wegen der geringen Niederschlagsmenge, die eine bestmögliche Wasserausnutzung notwendig macht, im Laufe der Jahrhunderte Teichketten entstanden, bei denen bis zu 100 Teiche in einem ausgeklügelten System miteinander verbunden sind. Diese Teichketten prägen seit dem Mittelalter das Landschaftsbild; der produzierte Karpfen ist eine regionale Spezialität und Teil der mittelfränkischen Kultur. Eine Besonderheit sind die sogenannten Himmelsweiher, die nur vom Regen- oder Grundwasser gespeist werden. Diese Teiche sind nährstoffarm und haben eine besonders hohe Bedeutung für den Naturschutz, wie der Biologe Dr. Thomas Franke erläuterte. Hier finden gefährdete Arten wie der Moorfrosch, die Blutrote Heidelibelle oder der Wasserschlauch einen geeigneten Lebensraum. Aber auch nährstoffreichere Teiche können naturschutzfachlich bedeutsam sein, insbesondere wenn ausgedehnte Schwimmblatt- und Verlandungszonen bestehen. Diese fehlen in der Regel bei intensiv genutzten Teichen, da die Ufer steil abfallen und sich infolge des hohen Fischbesatzes keine Unterwasservegetation ausbildet. Um die Entwicklung von Verlandungszonen zu fördern, schlägt Dr. Franke ein 2-Stufen-Profil mit einer dem Teich vorgelagerten, zirka 2 Meter breiten Flachwasserzone vor.
Johannes Marabini, Naturschutzreferent an der Naturschutzbehörde im Landkreis Erlangen-Höchstadt, erläuterte die Strategie zum Teichschutz in Mittelfranken. Diese sei von einer reinen Unterschutzstellung hin zu einer differenzierten Schutzstrategie weiterentwickelt worden. Sie umfasst:
- Entschädigungen für Ertragsminderung bei nutzbaren Teichen und Honorierung der ökologischen Leistungen der Bewirtschafter (VNP)
- Kauf/Pacht ökologisch hochwertiger Teiche durch den Landkreis für speziellen Artenschutz
- Landschaftspflegemaßnahmen an „Naturschutzteichen“ unter Einbeziehung örtlicher Teichwirte
Ein wichtiges Anliegen der Tagung war, das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) „Teiche“ vorzustellen und zu diskutieren. Das VNP „Teiche“ fördert die naturverträgliche Bewirtschaftung ökologisch wertvoller Teiche. Eine ökologische Wertigkeit liegt vor, wenn eine Verlandungszone besteht oder der Teich Lebensraum von endemischen oder gefährdeten Arten ist. Ziel ist es, diese Teiche zu erhalten, zu entwickeln oder in ihrem naturschutzfachlichen Wert zu verbessern.
Folgende Maßnahmen werden gefördert:
Grundleistungen:
Förderung ökologisch wertvoller Teiche mit Verlandungszone
Die Verlandungszone einschließlich der Schwimmblatt- und Submersvegetation ist zu erhalten.
Prämien je nach Anteil der Verlandungszone (Stufe A: < 25 %, Stufe B: > 25 %).
Variante 1 | Variante 2 |
---|---|
Besatzvorgaben werden durch die untere Naturschutzbehörde (uNB) festgelegt. | Verzicht auf Zufütterung |
Zufütterung mit Getreide und Leguminosen zulässig. | Keine Besatzvorgaben |
Abfischen bis zum 30. April des Folgejahres. | |
Stufe A: H41 = 490 Euro je Hektar | Stufe A: H42 = 490 Euro je Hektar |
Stufe B: H43 = 530 Euro je Hektar | Stufe B: H44 = 530 Euro je Hektar |
Vollständiger Nutzungsverzicht in Teichen
Zur Erhaltung, Entwicklung oder Verbesserung der Lebensbedingungen endemischer oder gefährdeter Arten:
- H45 = 590 Euro je Hektar
Zusatzleistungen:
Erschwernisse
- W20 Sömmerung = 30 Euro je Hektar.
- W21 Bespannung vom 01.03. bis 15.09. und schnelle Wiederbespannung = 40 Euro je Hektar.
Im Vergleich zur letzten Förderperiode wurden die Bestimmungen seit 2015 vereinfacht und Anregungen der Teichwirte aufgenommen. Dadurch wurde das VNP „Teiche“ noch attraktiver. Wie Wolfram Güthler vom bayerischen Umweltministerium berichtete, werden aktuell 1.240 Hektar Vertragsfläche gefördert, das ist eine Zunahme von 70 % im Vergleich zum Jahr 2010. Sein Dank galt allen Teichwirten, die durch ihre VNP-Bewirtschaftung die nachweislich hohe Artenvielfalt gewährleisten. Diskutiert wurde, ob der Einsatz von Branntkalk zukünftig erlaubt werden könne. Fischereilich sinnvoll sei eine Kalkung mit Branntkalk bei hohen ph-Werten (pH >10) als Wasserkalkung während der Vegetationsperiode, um den ph-Wert zu regulieren und damit die Fischgesundheit zu fördern, regte Dr. Martin Oberle von Institut für Fischerei an.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Teichwirtschaft sind vor allem aufgrund der seit Jahrzehnten konstant niedrigen Karpfenpreise schwierig. Die Einführung geschützter geografischer Herkunftsbezeichnungen, nämlich Fränkischer Karpfen (geschützte geografische Angabe) beziehungsweise Aischgründer Karpfen (geschützte geografische Angabe), sei ein wichtiger Schritt gewesen, um den Karpfen als identifizierbares regionales Produkt vermarkten zu können, erläuterte Walter Jakob, Vorsitzender der Aischgründer Teichgenossenschaft. Wirtschaftliche Ziele stehen zwar nicht im Vordergrund beim „Karpfen pur Natur“-Projekt des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach, dennoch wird über eine Zertifizierung nach den Vorschriften des ökologischen Landbaus nachgedacht. Die Vermarktung des regionalen Biokarpfens könnte mit Kundeninformationen zum Thema Naturschutz und Teichwirtschaft gekoppelt werden.
Die Exkursion führte ins Mohrhofer Weihergebiet, das erste Naturschutzgebiet im Landkreis Erlangen-Höchstadt und gleichzeitig Vogelfreistätte. Das Gebiet ist geprägt durch eine Vielzahl unterschiedlich großer Teiche mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten. Während der Exkursion konnten zahlreiche gefährdete Vogelarten wie Fischadler, Alpenstrandläufer oder Kampfläufer beobachtet werden.
Gruppenfoto im Mohrhofer Weihergebiet.
Foto: Thomas Waltz, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV).
Gruppenfoto im Mohrhofer Weihergebiet.
Foto: Thomas Waltz, StMUV
Karin Klein-Schmidt vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken plant Landschaftspflegemaßnahmen und setzt diese gemeinsam mit Naturschutzverbänden und örtlichen Teichwirten um. Am Blätterweiher zeigte sie beispielsweise Rinnen im Schilf, die durch Ausbaggern entstanden sind. Sie erhöhen die Grenzfläche und schaffen vor Prädatoren geschützte Schilfinseln. Diese Maßnahmen werden über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien des Umweltministeriums gefördert.
Was lebt im Teich? Diese Frage beantwortete der Teichwirt und Wanderführer Leonhard Thomann nicht nur mit Hilfe von Materialien zur Umweltbildung, sondern am lebenden Objekt: Spiegelkarpfen, Schuppenkarpfen und mehrere Kleinfische wurden den Teilnehmern live präsentiert.
Dr. Martin Oberle zeigt den Exkursionsteilnehmern einen Spiegelkarpfen.
Foto: Thomas Waltz, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV).
Die traditionelle Teichwirtschaft in Mittelfranken muss erhalten bleiben, waren sich Referenten und Teilnehmer einig. Einen wichtigen Beitrag zum Schutz ökologisch wertvoller Teiche leistet das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm. Im Mohrhofer Weihergebiet konnte gezeigt werden, wie bei einer guten und kontinuierlichen Zusammenarbeit aller Akteure – Teichwirte, Mitarbeiter von Landschaftspflegeverbänden und Naturschutzverbänden, Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde und anderer Fachbehörden – Konflikte minimiert und naturschutzfachliche Ziele mit Erfolg umgesetzt werden können. Schließlich gibt es ein gemeinsames Interesse von Teichwirtschaft und Naturschutz, diese einmaligen Kulturlandschaften zu erhalten.
Teichwirt Leonhard Thomann zeigt den Exkursionsteilnehmern verschiedene Fischarten aus seinem Teich.
Foto: Dr. Walter Weiß
Ansprechpartner
Stefanie Riehl
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 3: Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
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