Zukünftig „oben ohne“? – Gletscherskigebiete im Wandel
Rückblick – Tagung am 28. September 2011, Salzburg
Aktuelle Entwicklungen in Gletscherregionen des Alpenraums
Gletscher gehören zu den Naturphänomenen, die in Zukunft wohl am stärksten durch den Klimawandel betroffen sein werden. Da Gletscherdestinationen für den Tourismus eine wichtige Rolle spielen, ist es notwendig, sich mit der zukünftigen Entwicklung dieser Regionen zu beschäftigen. Im Rahmen der alpenweiten Auszeichnung des „pro natura-pro ski“ Awards wurden 2011 zwei Gletschergebiete für ihr umweltbezogenes Management ausgezeichnet. Beide Gebiete konnten eine Jury von Experten durch langfristig ausgerichtete Konzepte, zahlreiche umgesetzte Maßnahmen, klare Verantwortlichkeiten und eine transparente Darstellung für die Öffentlichkeit überzeugen. Die Jury regte weiterhin an, dass die Auszeichnung von zwei Gletscherskigebieten dazu genutzt werden sollte, sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. Aus diesem Anlass wurde am 28. September 2011 eine interdisziplinäre Tagung zur Zukunft der Gletscherskigebiete in Salzburg/Österreich von der Universität für Bodenkultur in Kooperation mit der Stiftung „pro natura-pro ski“ veranstaltet.
Rolle der Gletscher als Tourismusdestination
Den Einstieg in das Tagesthema „Zukünftig 'oben ohne'? - Gletscherskigebiete im Wandel“ bildete die Einführung des fürstlichen Rats Hans Brunhart von der Stiftung „pro natura-pro ski“, der die Verantwortung von Touristen und Anbietern in diesem Bereich hervorhob. Die ausgewogene Mischung von Referenten aus Tourismus und Naturschutz zeichneten ein unterschiedliches Bild der Situation. So betonte DI Matthias Beyer (mas|contour Tourism Consulting, Berlin, Deutschland) die besondere Bedeutung im Blick auf den saisonalen Start, der von den Gletscherskigebieten garantiert werden kann. Die frühere Eröffnung der Skisaison bringt hier eine wichtige Stimulation zur Destinationsentscheidung. DI Matthias Beyer wies allerdings auf die umfassendere Betrachtung von Entwicklungsoptionen (alternative touristische Produkte, Vermarktung des „Gesamterlebnis Gletscher“) hin und forderte die Gebiete zu einem nachhaltigen Umgang mit Gletscherskigebieteserweiterungen auf.
Es zeigte sich, dass Gletscher auch im klassischen Winterbetrieb auf Grund ihrer Höhenlage längerfristig zunehmend Wettbewerbsvorteile ausbauen gegenüber, durch den Klimawandel möglicherweise stärker betroffenen, niedrigeren Gebieten. Gleichzeitig kämpfen die Gebiete mit fundamentalen Herausforderungen, wie sie durch die vertretenen Klimatologen und Glaziologen Dr. Andrea Fischer (Universität Innsbruck) und Dr. Herbert Formayer (Universität für Bodenkultur Wien, BOKU) sowie aus Sicht der Alpinen Vereine und NGOs – vertreten durch Dr. Dominik Siegrist (Internationale Alpenschutzkommission, CIPRA) – ,aufgezeigt wurden. Hierzu zählen neben dem Rückgang der Gletscherflächen vor allem auch die damit verbundenen Reliefveränderungen, die einen Betrieb der derzeitigen Anlagen erschweren bis teilweise unmöglich machen. Zunehmende Probleme und eine gestiegene Bedeutung der Beschneiung auch auf Gletschern wurden von den Referenten aus den Gletschergebieten „Kitsteinhorn/Kaprun“ (A) (Ing. Günther Brennsteiner) und „Schnalstaler Gletscherbahnen“ (I) (Dr. Helmut Sartori) bestätigt. Gleichzeitig wurden aber auch Wege einer nachhaltigen Entwicklung aufgezeigt. Hierzu gehört das Schneemanagement ebenso wie die Hochlagenbegrünung und Verbesserungen im Hinblick auf eine umweltfreundliche Anreise. Dies lässt sich nur durch ein Umweltmanagementsystem und eine regelmäßige Zertifizierung erreichen.
Die Perspektiven, Chancen und Grenzen, der vielfach notwendig werdenden Hochlagenbegrünung wurden von Prof. Dr. Florin Florineth (BOKU) aufgezeigt. In der Zusammenfassenden Betrachtung hob Prof. Dr. Ulrike Pröbstl (BOKU) abschließend die Leistungen der Bergbahnen hervor und betonte, dass diese Leistungen viel zu selten auf Webseiten und Infomaterialien zu finden sind. Dies gilt nicht nur für Umweltmaßnahmen im Skigebiet sondern auch im Hinblick auf Maßnahmen der Energiegewinnung zur Vermeidung weiterer Belastungen.
Die TeilnehmerInnen schätzten die gebotene Möglichkeit zwischen Wissenschaftlern, Seilbahnunternehmungen, Vereinen und Verbänden über zukünftige Wege für Gletschergebiete zu diskutieren. Positiv wurde auch die Ausgewogenheit der Tagung hervorgehoben. Die Veranstaltungsbeiträge können unter www.skiaudit.info nachgelesen werden.
Vorschau „pro natura-pro ski“ Award 2013
Die Stiftung „pro natura-pro ski“ wird auch 2013 wieder einen Akzent zur nachhaltigen Entwicklung in Skigebieten setzten. Bewerbungen für den nächsten Award sind ab Frühjahr 2012 möglich. Die international besetzte Jury wird im September 2012 nach eingehender Betrachtung entscheiden, welche Gebiete einen wertvollen Beitrag zu umweltfreundlichen Entwicklungsmaßnahmen in Skigebieten setzen. Informationen und Bewerbungsunterlagen finden Sie auf www.skiaudit.info.
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