Veranstaltung „Urban Gardening - Naturerfahrungen in der Stadt“ (Juni 2013)
Ein geeigneterer Veranstaltungsort – mitten im Herzen einer Großstadt – hätte für den Lehrgang „Urban Gardening – Naturerfahrungen in der Stadt“ kaum gefunden werden können. Am 07. Juni 2013 bot das Rathaus der Stadt Nürnberg einen angemessenen Rahmen für die Vorstellung verschiedener gärtnerischer Projekte und Initiativen. Für diese Möglichkeit und auch die Unterstützung bei der Vorbereitung des Lehrgangs gilt an dieser Stelle unser herzlicher Dank dem Kooperationspartner für diese Veranstaltung, dem Umweltreferat der Stadt Nürnberg, insbesondere Frau Edda Witthuhn.
Daniel Überall vom „Kartoffelkombinat“ aus München stellte in einem überzeugenden und überzeugten Vortrag die Idee und die Entstehungsgeschichte der Genossenschaft vor. Das Kartoffelkombinat steht für eine unabhängige, selbstverwaltete und lokale Grundversorgung mit saisonalem Bio-Gemüse, Brot und Honig. Für die Münchner Genossenschaftsmitglieder bedeutet dies eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum. Daniel Überall sieht im Kartoffelkombinat auch eine Chance, Land und Stadt wieder enger miteinander zu verbinden und dadurch auch das Umweltbewusstsein der Städter zu stärken.
Der gemeinnützige Verein „O´pflanzt is“ verfolgt ähnliche Ziele, setzt diese aber direkt auf Flächen in der Stadt um. Vanessa Blind, Vereinsvorsitzende, stellte die Münchner Initiative vor und vermittelte den Teilnehmenden mit sehr anschaulichen Bildern einen Eindruck davon, was es bedeutet, einen Gemeinschaftsgarten in einer Großstadt aufzubauen. Im Verein schwört man auf Bio-Saatgut, Permakultur und den Erhalt alter Kulturpflanzensorten. Dieses Wissen wird auch immer wieder an Kinder- und Jugendgruppen weitergegeben. Damit leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zu mehr Naturerfahrungen in der Stadt.
Dass auch Bienen indirekt einen solchen Beitrag leisten können, machte Ralf Armbrecht von der Initiative „München summt“ in seinem Vortrag deutlich. Die Dächer prominenter Gebäude, wie dem des Kulturzentrums Gasteig, sind nun die Heimat von Bienenvölkern geworden. Durch den regelmäßigen Kontakt mit den Nutzern der Gebäude und zahlreichen Bildungsangeboten für Schüler sensibilisiert „München summt“ dafür, die Stadt als Lebensraum zu begreifen und als solchen zu optimieren.
Elisabeth Siglreitmeier macht den Teilnehmenden Appetit auf Kopfsalat-Smoothies.
Foto: Anne Meyer, ANL.
Der interaktiven Vermittlung von Gärtnerwissen war der Nachmittag des 07. Juni 2013 gewidmet. Elisabeth Siglreitmeier, Kräuterpädagogin aus Übersee, zeigte wie Möhrengrün, Brennnessel, Kopfsalat und Erdbeeren zu einem erfrischenden Sommer-Smoothie verarbeitet werden können. Natürlich wurde auch selbst das neu gewonnene Wissen angewendet und man war sich einig: Wildkräuter sind nicht nur in ihrer Vielfalt beeindruckend, sondern auch in ihren Zubereitungsvarianten äußerst vielseitig. Die Kostprobe hat am Ende auch anfängliche Kritiker überzeugt.
Für die Wiederentdeckung alter Kulturpflanzensorten setzt sich die Saatgutarche Franken aus Mainstockheim seit einigen Jahren verstärkt ein. Barbara Keller führte in die vergessene Welt ein und machte in dem Zusammenhang auch auf die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen für den Saatgut-Verkauf alter Sorten aufmerksam. Der Erhalt alter Sorten ist ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt von genetischer Biodiversität, der zum Beispiel auch von einem Stadt-Balkon aus geleistet werden kann.
Erfahrungsaustausch am Gemüsebeet. Die Teilnehmenden informieren sich über den Interkulturellen Garten Fürth e. V..
Foto: Anne Meyer, ANL.
Am zweiten Veranstaltungstag, dem 08. Juni 2013, wurde zunächst der „Interkulturelle Garten Fürth e.V.“ besucht. Helga Balletta gab dort einen Abriss über dessen Gründung und stellte die Idee hinter dem Gemeinschaftsgarten vor. Es werden an der Fürther Uferpromenade nicht nur verschiedenste Gemüsekulturen angebaut. Das Besondere ist, dass sie von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen angebaut werden. 20 Nationen zählt der kleine Garten derzeit. Jedem Vereinsmitglied steht eine Parzelle von 25 m² zur freien gartenbaulichen Verfügung. Ein gelungenes Projekt, nicht nur auf dem Weg hin zu mehr Artenvielfalt in der Stadt.
Der blühende Salbei in der Kräuterspirale des Stadtgarten Nürnberg – eine Augen- und Bienenweide.
Foto: Anne Meyer, ANL.
Den Abschluss des Lehrgangs bildete der Besuch des „Stadtgartens Nürnberg“ - eine Initiative des Vereins Bluepingu e. V.. Miriam Breuning und Roland Brücher zeigten, wie sich mit Hilfe von wiederverwendeten Reissäcken und Transportkisten eine asphaltierte Fläche – mitten in einem Wohnviertel – begrünen lässt. Sortenvielfalt versteht sich hier von selbst. In diesem Jahr wurden zum Beispiel zahlreiche alte Getreidesorten, wie Emmer oder Schwarzhafer, ausgesät. Weitere Ideen, wie eine mobile Kompost-Toilette oder ein Café, wurden bzw. werden in Kürze umgesetzt. An der Wandererstraße 15 in Nürnberg ist mit dem Stadtgarten-Projekt ein Ort entstanden, an dem Natur in einem städtischen Umfeld für Jede und Jeden erlebbar gemacht wird.
Der Lehrgang „Urban Gardening – Naturerfahrungen in der Stadt“ zeigte die Vielfalt an Möglichkeiten für mehr Natur in der Stadt und auch die Chancen, die für den Naturschutz mit der neuen Gartenbewegung verbunden sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer führten während der zwei Tage einen intensiven Austausch und möchten ihn auch über den Lehrgang hinaus aufrechterhalten. Diese Tatsachen bestätigen die Arbeit der ANL, die sich in Zukunft verstärkt der Thematik „Stadtökologie“ widmen möchte. Wir werden die Urban-Gardening-Bewegung deshalb weiter begleiten und ihren positiven Nutzen für ein „Mehr“ an Stadtnatur herausarbeiten.
Ansprechpartnerin:
Cecilia Tites
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 1: Biologische Vielfalt
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-39
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